Leserunde

Vorab-Leserunde zu „Echo" (Jan Christophersen)

Echo - Jan Christophersen

Echo
von Jan Christophersen

Bewerbungsphase: 22.01. - 28.01.

Beginn der Leserunde: 05.02. (Ende: 19.02.)

Mit freundlicher Unterstützung des mare Verlags können wir 20 Freiexemplare von „Echo" (inkl. Postkartenset) im Rahmen dieser Vorab-Leserunde zur Verfügung stellen.

Wir freuen uns sehr, dass diese Vorab-Leserunde von Jan Christophersen (Autor) begleitet wird. 

Der lang erwartete neue Roman des Autors von "Schneetage" (Debütpreis des Buddenbrookhauses 2009 und Shortlist "Die schönsten deutschen Bücher").

Er ist ein Weggeher, sie eine Zuhausebleiberin, und trotzdem sind sie Freunde: Während einer Klassenfahrt an die polnische Ostsee im Spätsommer 1989 nimmt die Geschichte zwischen Gesa und Tom, dem Gitarristen der Schulband, ihren Anfang, später trennen sich die Wege der beiden und kreuzen sich doch immer wieder. Tom konzentriert sich auf seine Musikerkarriere und reist mit seiner Band um die Welt. Gesa bleibt in Flensburg, gründet eine Familie und ist da, wenn ihr alter Freund zu Besuch kommt. Ihr Gästezimmer im Gartenhaus wird Toms Ankerpunkt, dort hören die beiden zusammen Musik und teilen die alte Nähe. Zwischen Toms seltenen Besuchen sind die Postkarten, die er Gesa von unterwegs schreibt, ihre einzige Verbindung.
Eines Tages steht für Toms Band ein wichtiger Auftritt bevor, der den musikalischen Durchbruch bedeuten könnte. Doch es kommt anders als geplant, und die Freundschaft zwischen Tom und Gesa wird auf eine harte Probe gestellt.

Mit großem Einfühlungsvermögen und viel Spannung zwischen den Zeilen entwickelt Jan Christophersen die Geschichte zweier Menschen, die eigentlich Seelenverwandte sind, aber doch nie ganz zueinanderfinden. Gekonnt fängt der Autor das Schwanken zwischen Nähe und Distanz ein; er erzählt von genutzten und ungenutzten Möglichkeiten, von den Grenzen, die zu einer Persönlichkeit gehören, und davon, wie schwer es ist, füreinander da zu sein, ohne den anderen zu verletzen.

Jan Christophersen, 1974 in Flensburg geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er erhielt mehrere Stipendien, u.a. ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerdorf Schöppingen und im Kloster Cismar sowie ein Stipendium der Akademie der Künste zu Berlin. Heute lebt er mit seiner Familie bei Schleswig. Sein erster Roman Schneetage wurde 2009 mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet.

19.02.2014

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
Lrvtcb kommentierte am 06. Februar 2014 um 19:15

Habe heute in der Bahn den zweiten Teil der Lektüre zu Ende gelesen. Ich muss sagen, am Anfang hat es mich etwas verwirrt, dass zwischen den beiden Teilen ein so großer Zeitsprung war. Es ist dazwischen ja wirklich einiges passiert. 

Die Geschichte geht aber sonst sehr flüssig weiter und bleibt interessant. Insgesamt hatte ich mir etwas anderes darunter vorgestellt, dass Tom und Gesa eine Seelenverwanschaft haben sollen. So nahe scheinen sie sich nicht. Es bleibt auch noch die Frage, warum Tom sich nicht anfassen lässt. Was ist da bloß in seiner Vergangenheit schief gegangen?

In der Buchinnenseite stand ja außerdem was von einem Event / einer Situation an Gesas Hochzeit, die die Freundschaft von Gesa und Tom auf die Probe stellt. Bin gespannt, wann da was kommt und was das sein soll. Das Buch ist ja schon mehr als halb aus.

Im ersten Teil hat Gesa sehr offen gewirkt und auch lebensfroh. Jetzt in der Rolle als Mutter, wirkt sie sehr unzufrieden. Ich bin zwar selber keine Mutter, kann mir aber nur sehr schwer vorstellen, dass man so als Mutter denkt. Die Beziehung von Gesa zu Sascha scheint nicht so ganz harmonisch zu sein. Da bin ich mal gespannt, wie es weiter geht. 

Beim Lesen muss ich wegen dem Titel von dem Buch und vor allem auch, weil Musik eine wichtige Rolle spielt, immer wieder an das Lied "Echo" von den Fantastischen Vier denken. Das hat sich schon zu einem Dauerohrwurm entwickelt. ;)

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
DiDa Jo kommentierte am 06. Februar 2014 um 21:03

Das mit dem veränderten Körpergefühl z.B. beim Stillen etc. kann ich Gesa nachempfinden. Mir war das auch sehr unangenehm, weil so viele mir ganz eigene private Grenzen in so kurzer Zeit von anderen überschritten wurden. 

Ansonsten denke ich, liebt sie ihre Tochter auf alle Fälle und steckt vielleicht einfach bloß im Baby Blues, der nach einer Weile eigentlich auch wieder vorübergehen sollte.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
vielleser18 kommentierte am 09. Februar 2014 um 08:19

Außerdem kommt sie mir mit Sascha zur Zeit nicht so glücklich vor. Vielleicht ist es aber nur alles zusammen, sie stillt Ida noch voll und ist dadurch natürlich sehr gebunden, während Sascha machen kann was er will. Ida hat schon ihre Eigenheiten, z.b. was das Schlafen/Einschlafen betrifft, Gesa`s Welt dreht sich im Moment die meiste Zeit um Ida und ihre Bedürfnisse. Da kommt irgendwann so ein Baby-Blues.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
DiDa Jo kommentierte am 06. Februar 2014 um 20:53

Der zweite Teil hat mich komplett verwirrt. Gefühlt ist nichts so passiert, wie erwartet.

Gesa die Bodenständige und Durchgeplante fühlt sich plötzlich eingeengt von Haus und Kind? Ihr war doch Sicherheit und Stabilität so wichtig und jetzt würde sie gerne fliehen?

Sie ist immer noch mit Sascha zusammen, obwohl sie damit offenbar nicht zufrieden ist und starke Gefühle für Tom hat?

Aga hatte all die Jahre Kontakt zu Tom? Aber in welcher Beziehung stehen sie denn zueinander? Erst wirkte es, als wären sie zusammen (gewesen?), aber dann erzählt Aga, dass sie im Urlaub in verschiedenen Haushälften gewohnt haben?

Tom… hm… was hat es mit ihm auf sich? Liebt er Gesa, liebt er sie nicht? Generell verstehe ich ihn nicht. Keine Bindung zu irgendwem (z.B. anfassen), aber doch Kontakt zu allen (z.B. Mutter)?

Und auch der Schluss dieses Teils wirft Fragen auf. Warum waren keine Zuschauer beim Konzert? Warum waren da plötzlich diese Schläger? Warum wollen Tom, Per und Hendrik nichts über die anderen wissen, als sie im Krankenhaus sind?

Ob jetzt im dritten Teil die Antworten kommen?

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Lrvtcb kommentierte am 06. Februar 2014 um 21:52

Das ist echt komisch, dass da einfach so einpaar Typen auftauchen und die Bandmitglieder verprügeln. Beim Lesen habe ich da gar nicht so wirklich drüber nachgedacht. Passt aber sehr gut zu den anderen offenen Fragen. Ich bezweifle, dass das noch alles geklärt wird. So was wie mit den Schlägern wird vier Jahre später bestimmt nicht mehr aktuell sein. Ich meine zumindest, dass Teil II in 2000 und Teil III in 2004 war. 

Hat man im Jahr 2000 eigentlich noch mit einem Walkman Musik gehört? Ich weiß gar nicht, wann ich meine Diskman hatte und dann den mp3-Player.

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DiDa Jo kommentierte am 06. Februar 2014 um 23:49

Über den Walkman habe ich auch nachgegrübelt, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ob die zu der Zeit noch genutzt wurden :)

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vielleser18 kommentierte am 09. Februar 2014 um 08:21

War das nicht als Rückblende gemeint, als aus Gesas Sicht die letzen 10 Jahre betrachtet worden sind, in der Zeit hatte ihr Tom immer mal wieder Tapes geschickt.

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coala kommentierte am 08. Februar 2014 um 20:50

Das mit den Schlägern wurde ja noch thematisiert im Anschluss. Das waren wohl einfach irgend welche Rowdys, die von Stadt zu Stadt gefahren sind, um ein paar Leute aufzumischen. Also haben Tom und co. einfach nur verdammt viel Pech gehabt. Ich denke, dieses Erlebnis war letztendlich der Trotpfen, der das Fass in der Band zum überlaufen gebracht hat. Man hat ja davor schon gemerkt, dass die Bandmitglieder unterschiedliche Vorstellungen hatten von der Zukunft (Oper, Sparkasse). So ein heftiger Einschnitt ins Leben bringt natürlich eine Menge an Emotionen hoch und es wundert mich nicht, dass sie erst einmal nicht miteinander sprechen wollten.

Moderator

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nikolausi kommentierte am 07. Februar 2014 um 14:41

Im Leben von sowohl Gesa als auch Tom läuft es nicht richtig rund. Gesa ist unglücklich mit ihrer Situation als Mutter und Partnerin von Sascha. Ihre Rolle spielt sie so wohl nur, weil ihre Familie es traditionell so erwartet. Vermutlich fühlt sie sich zu Tom hingezogen, ohne sich diesem jemals erklärt zu haben. Tom wiederum ist verschlossen und kann sich nur durch seine Musik artikulieren. Sicherlich ist und war er verliebt in Gesa. Dann gibt es noch Aga, die Besitzansprüche an Tom stellt, ohne dass diese richtig erwidert werden. Gesa und Aga bewachen sich eifersüchtig. Wie es jetzt wohl mit Toms Musik weitergehen wird, wo sich seine Bandmitstreiter beruflich anders orientieren wollen?

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Angelcat kommentierte am 07. Februar 2014 um 17:15

Ich fand den zweiten Teil auch eher durchwachsen, die Begeisterung vom Anfang ist weg. Irgendwie ist alles sehr verfahren und Tom und Gesa haben ja nun nicht mehr sooo viel miteinander zu tun. Ich würde ihre Beziehung einfach als "Freundschaft" einschätzen, nicht mehr und nicht weniger. 

Gesa wirkt sehr unglücklich, ich kann sie gut verstehen, mir ging es erst mit Kind auch so. Man fühlt sich so ausgeliefert, alle haben bestimmte Erwartungen und Ansichten, wie man nun als Mutter zu sein hat etc. Naja, und mit Sascha ist es ja auch keine Traumbeziehung, so wie es klingt. Ich weiß nicht, warum sie mit ihm zusammen geblieben ist? Mir kommt sie so schrecklich passiv vor. Aga kann ich gar nicht einschätzen. 

Schwieriges Buch, einerseits so schön geschrieben, aber eben der Inhalt ist jetzt nicht sooo überzeugend, leider! Vielleicht aber ja auch nur ein kurzer Durchhänger. *hoff*

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
coala kommentierte am 08. Februar 2014 um 20:54

Ja, Gesa ist in der Tat etwas passiv. Aber sie hat vor kurzem ihr Kind bekommen, fühlt sich mit der ganzen Situation ein wenig überfordert. Dann mal eben schnell Sascha verlassen, kann auch nicht die Lösung sein, oder? Sie fühlt sich mit Tom verbunden, aber trotzdem sind ihre Leben irgendwie komplett verschieden. Ich glaube nicht, dass sich Gesa mal eben um 180° wandeln kann.

Moderator

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Jacqueline Szymanski kommentierte am 08. Februar 2014 um 08:10

Gesas Leben ist ruhig geworden zusammen mit Sascha hat sie sich häuslich niedergelassen und beide haben sogar eine kleine süße Tochter. Alles könnte perfekt sein aber dennoch ist Gesa nicht glücklich. Sie fühlt sich zu Tom hingezogen hat ihm das aber nie gesagt.

Tom hingegen ist weiterhin unterwegs, und er mal daheim ist ist er verschlossen wie eh und je, einzig Gesa scheint ihn zu verstehen. Einzig durch seine Musik kann sich Tom ausdrücken, und durch seine Lieder bekommt man einen Einblick in sein Gefühlsleben und man merkt so kam es mir vor als würde er für Gesa mehr empfinden als er jemals zugeben würde.

Mir gefällt das Buch bis jetzt sehr gut, durch die nachdenkliche Schreibweise fühlt man einfach mit Gesa und Tom.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
coala kommentierte am 08. Februar 2014 um 20:45

Das mit Sascha hat also tatsächlich bis zur Ehe und Kind gehalten, wer hätte das gedacht. Sascha scheint mir aber ein richtiger Poser zu sein, dem seine Außenwirkung das wichtigste ist. Mich wundert es nicht, dass sie dann auch gerne mal nachts um halb 3 streiten. So ganz scheinen sie nicht zusammen zu passen, auch wenn Gesa ihn für seine Spontanität bewundert. Doch im Herzen ist er noch ein Kind bzw. hat ja wie erwähnt das kindliche Bedürfnis nach Anerkennung. Gesa muss die Verantwortung in der Familie tragen.

Gesa lebt in ihrem  kleinbürgerlichen Kleinod mit Haus, Garten, Mann und Kind – genauso wie jede Generation der Familie vor ihr. Alles scheint schon genau voraus geplant zu sein. Niemand würde dies von ihr verlangen, aber irgendwie wird es erwartet. Ganz andere familiäre Voraussetzungen als bei Tom, dessen Familie auseinander gebrochen ist und verstreut in Deutschland lebt. Alles scheint perfekt, und trotzdem ist ihr Leben aus den Fugen geraten, sie hat sich selbst darin verloren. Es ist erschreckend, die beiden zu sehen, wie sie aneinander vorbei leben. Erst verliert Gesa sich selbst und die letzte Postkarte deutet es an, Tom ergeht es wenig später nicht anders. Die beiden sind so gleich, dass es wehtut, nur passt der Rhythmus nicht zusammen sondern zeitversetzt, das Leben der beiden ist halt einfach wie ein Echo…

Warum lässt Tom keine Nähe zu, warum vermeidet er es anscheinend, Menschen zu berühren. Dies ist Gesa schon damals auf der Fahrt nach Polen aufgefallen. Auch wenn sie sich nach langer Zeit mal wieder sehen, schafft es Tom, sie zu Umarmen, ohne jedoch wirklich zu umarmen, als ob gewisse Grenzen gewahrt werden wollen. Und dann die Sache mit den viele Arztterminen. Das macht mich ziemlich stutzig und lässt nichts Gutes für den weiteren Verlauf der Geschichte erahnen.

 

Ich fand den zweiten Teil jetzt gar nicht so schlecht. Der Schreibstil ist weiterhin einfach nur bezaubernd und die leise Verzweiflung der beiden wird super rüber gebracht. Es kommt hier wirklich auf die Feinheiten und kleinen Details an irgendwie, das finde ich faszinierend. Die ganze Geschichte erinnert mich an den Musikstil von Toms Band: Zu Anfang ein großes Durcheinander, welches sich am ende in Klarheit auflöst. Ich weiß noch nicht, auf was das ganze hinaus läuft und kann das Ende noch so gar nicht einschätzen.

Moderator

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vielleser18 kommentierte am 09. Februar 2014 um 08:24

Das hast du schön beschrieben, dass das Leben der beiden aneinander vorbei läuft, dass der Rhytmus nicht passt, dass es wie ein Echo ist....

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
DiDa Jo kommentierte am 09. Februar 2014 um 10:39

Ja diese Beschreibung gefällt mir auch sehr gut!

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
Noelas_books kommentierte am 12. Februar 2014 um 09:19

Finde ich auch wunderschön und eine absolut passende Beschreibung ;-)

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
coala kommentierte am 08. Februar 2014 um 20:58

Eine sehr interessante Frage, die in diesem Abschnitt aufgeworfen wurde, war für mich auch die Überlegung zu Zuhausebleibern oder Weggehern – wer passt sich eher an?

  • Jemand, der ständig von den gleichen Leuten umgeben ist und sich somit unweigerlich anpassen muss, um ein dauerhaftes Zusammenleben angenehm zu gestalten.
  • Oder doch derjenige, der ständig unterwegs ist, ständig und schnell neue Leute trifft. Muss sich so jemand eher anpassen und seine Macken verbergen, da er nicht so viel Zeit hat, um den anderen von sich zu überzeugen?

Seid ihr selbst eher Zuhausebleiber oder Weggeher? Und unterdrückt ihr manchmal so die ein oder andere Macke, um dem Gegenüber etwas entgegen zu kommen?

Moderator

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DiDa Jo kommentierte am 09. Februar 2014 um 10:42

Ich befürchte, ich bin eine absolute Zuhausebleiberin :)

Anpassen muss sich jeder mal, egal ob er das eine oder das andere ist, aber wichtig ist, dass man sich nicht immer und überall alles und jedem anpasst. 

Heute passe ich mich nicht mehr ständig an und es geht mir besser damit :D

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schwadronius konkretisierte am 09. Februar 2014 um 20:50

Die Kunst in der Anpassung liegt darin, sich selbst zu sein ... nicht unterzugehen ...

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coala kommentierte am 10. Februar 2014 um 21:21

Interessante Auslegung des Wortes Anpassung, in der so viel Wahres liegt ...

Moderator

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
schwadronius antwortete am 09. Februar 2014 um 21:01

Hm ... ich bin wohl ein Weggeher ... zumindest bin ich ständig unterwegs.

Warum sollte ein Weggeher etwas verbergen? Wenn er andere nicht von sich überzeugen kann (sofern das seine Intention ist), geht er einfach woandershin ...

Die Zuhausebleiber "verbergen" eher. Damit sie bei der unausweichlichen Anpassung noch ein Stück von sich bewahren ...

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Noelas_books kommentierte am 12. Februar 2014 um 09:23

Finde die Frage sehr interessant. Meine Meinung: ich denke, sobald du dich mit anderen Menschen umgibst, musst du dich automatisch auch immer ein Stück weit anpassen. So ganz alleine lebt ja nun mal niemand. Ungebundener und freier kann sicherlich der Weggeher agieren, aber auch der wird ja nicht völlig alleine durch die Welt gehen. Einfacher ist es für ihn sicherlich, da der Zuhausebleiber immer von festen Strukturen umgeben ist und wohl oder übel immer mit anderen Menschen auskommen muss.

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vielleser18 kommentierte am 09. Februar 2014 um 08:31

Der zweite Teil bringt uns zumindest Gesa wieder ein gutes Stück näher. Mir gefällt es, dass das Buch in großen Zeitsprüngen geschrieben worden ist, und wir immer nur Momentaufnahmen erleben, zum Teil zwar mit Rückerinnerungen, aber ansonsten sind es nur STreiflichter. Es erinnert mich daher - und wegen der gewählten Abstände - immer etwas an Klassentreffen.

Ein anderer Punkt, der mir beim Lesen immer wieder in den Sinn kommt, ist, die gewisse Ähnlichkeit mit "Die Ordnung der Sterne über Como", auch wenn es inhaltlich anders ist:

- hier schreibt ein Autor über eine weiblichliche Hauptprotagonistin (in dem anderen ist es eine Autorin mit einem männlichen Protagonisten)

- Der Schreibstil ist ähnlich poetisch, gefühlerfüllt - ich weiß nicht, wie ich es genau beschreiben soll

- Musik ist bei beiden ein wichtiges Thema

- und eine (unglückliche, unerfüllte) Liebe

 

 

Kennt ihr das andere Buch ? Es war immerhin auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises

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coala kommentierte am 09. Februar 2014 um 21:02

Ja, ich finde die Ausschnitte aus dem Leben und die Rückblenden auch toll. Man muss sich die Geschichte so ein bisschen zusammensetzen und das Gesamtbild enthüllt sich erst so nach und nach.

 

Das Buch kenne ich übrigens noch nicht. Muss ich gleichmal nach schauen :)

Moderator

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
schwadronius kommentierte am 09. Februar 2014 um 20:45

Emotionsschwanger - diffuse Gefühlswelten - Unausgesprochenes ... dominieren Gesa und Tom im Jahr des Tourbeginns der Wiltons - 1999, Toms Musikgruppe.

Sie fühlen sich beieinander wohl, ohne Worte. Musik ist ihr Bindeglied. In der Zeit, in der sie sich nicht "sehen", sind die Postkarten das Kommunikationsmittel. Diese schreibt Tom freier.

Ihre Beziehung mag oberflächlich erscheinen, aber sie ist intensiv - ob es ihnen bewußt ist?!

Beim Lesen dieses Abschnittes hatte ich bereits Bilder eines Independent - Filmes im Kopf.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
coala kommentierte am 09. Februar 2014 um 21:04

Du hast so recht, die Beziehung zwischen Gesa und Tom ist so viel enger, als manch andere, bei der sich die Personen täglich sehen. Weniger ist eben manchmal mehr, wenn es das richtige ist.

Moderator

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vielleser18 kommentierte am 10. Februar 2014 um 08:27

Vor allem verstehen sie sich fast wortlos. Ihre Sprache ist die Musik. Was Tom durch seine Musik aussagen will, wird von Gesa kommentarlos verstanden.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
coala kommentierte am 10. Februar 2014 um 21:24

Definitiv, die Musik ist die Verbindung zwischen den beiden, Toms ganz eigene Art der Kommunikation mit der Welt, die Gesa einfach sehr gut versteht. Hört sich die Musik, weiß sie, woran Tom beim komponieren gedacht hat, wie es im ging. Einzigartig und etwas ganz besonderes ...

Moderator

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
Noelas_books kommentierte am 12. Februar 2014 um 09:16

Die Geschichte macht in dem zweiten Abschnitt zeitlich gesehen einen großen Sprung. Mich hat sehr überrascht, dass Gesa immer noch mit Sascha zusammen ist und die beiden sogar Nachwuchs haben. Irgendwie habe ich bei den beiden nur eine kleinen Flirt vermutet, den ich jedoch nicht weiter ernst genommen habe. Gesa ist in der Beziehung nicht glücklich und fühlt sich eingeengt. Aber auch Tom ist nicht wirklich angekommen in seinem Leben. Er scheint ein sehr einsamer Mensch zu sein. Noch nicht mal zu seiner Mutter besteht ein guter Kontakt, was sich besonders bei der Szene zeigt, als sie ihm Geld überweist und als Betreff "meld dich doch mal" oder so ähnlich schreibt.

Bin gespannt, wie es weiter geht und ob Tom und Gesa evtl. zueinander finden. Irgendwie kann ich es mir nicht vorstellen, aber mal sehen

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Anita Seiter kommentierte am 13. Februar 2014 um 18:52

ich dachte eigentlich das die gesamte GEschichte hintereinanderweg erzählt wird und nicht diese riesen Zeitwprünge gemacht werden, wo man nur nach und nach erfährt was zwischenzeitlich passiert ist. Ich war eigentlich etwas enttäuscht das Gesa nun Sascha geheiratet hat und auch ein kind war inzwischen da. Tom der Streuner der nicht Sesshaft werden kann aber immer wieder zurück kommt. Dachte eigentlich auch das die Beziehung zwischen den beiden etwas inniger wär. Aber Tom läßt ja nicht mal Körpernähe zu. Da hat es die Aga ziemlich schwer und doch reist sie Tom nach Hamburg nach. Bin gespannt wie es weitergeht.

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FlipFlopLady007 kommentierte am 15. Februar 2014 um 12:11

Der große Sprung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Buches ist mir ebenfalls aufgefallen. In dieser Zeit passiert ja scheinbar auch ziemlich viel. Tom hat nun mehr Erfolg mit seiner Musik und tingelt durch Deutschland und die ganze Welt. Gesa hat sich in dieser Zeit mit Sascha zur Ruhe gesetzt, ein Haus geerbt und eine kleine Tochter bekommen. Dennoch kommt mir die Beziehung von Sascha und Gesa nicht besonders harmonisch vor. Die beiden organisieren zwar ihr gemeinsames Leben, doch irgendwie scheinen sie mehr nebeneinander zu leben als miteinander. Zumindest wirkt es so auf mich. Gesa scheint momentan in einer Art kleinen Depression zu stecken, denn sie hat das Gefühl kein eigenständiger Mensch mehr zu sein, sondern nur noch der Versorger ihrer kleinen Tochter Ida. Niemand scheint dieses Problem jedoch wirklich wahrzunehmen. Von Sascha, der die meiste Zeit mit Gesa verbringt, hätte ich dies zumindest erwartet, doch er scheint zu sehr auf sein eigenes Leben fixiert zu sein. Nur Tom hat Gesa sich geöffnet, dieser scheint sie auch zu verstehen, doch ihr helfen kann er irgendwie nicht wirklich. Er scheint seine eigenen Probleme zu haben, wobei mich sehr interessiert, was mit ihm los ist. Wieso kann er keine "körperliche" Nähe zu anderen zulassen? Durch seine Musik zumindest kann er das bei Gesa ja. Auch interessiert mich die Bezeihung zwischen Aga und Tom. Wieso hat er Gesa davon nichts erzählt und andersherum genauso? Weiß er, dass Gesa eifersüchtig auf Aga wäre, weil sie selbst Tom sehr mag und ihn vielleicht sogar liebt? Und wie sieht das andersherum aus? Liebt Tom Gesa vielleicht und kann dies aber nicht zulassen? Ich habe mir in diesem Abschnitt sehr viele Fragen gestellt und bin sehr gespannt, ob sie im nächsten Abschnitt beantwortet werden.

Bisher gefällt mir das Buch immer noch sehr gut. Den Schreibstil finde ich richtig klasse und die Seiten rauschen nur so an mir vorbei, dass ich mich nach den einzelnen Abschnitten richtig bremsen muss, damit ich nicht einfach weiterlese.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
booksinmyworld kommentierte am 16. Februar 2014 um 15:38

Mir ging es mit dem 2. Teil so wie vielen: ich bin verwirrt!

Eigentlich erwartet man, dass Gesa und Tom sich näher kommen, doch plötzlich ist eher das Gegenteil der Fall: Gesa lebt mit Sascha zusammen und beide haben eine Tochter. Gesa scheint unglücklich zu sein und fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut. Tom bleibt ein Mysterium: zwar besucht er Gesa immer, wenn er in der Nähe ist, aber trotzdem scheint zwischen beiden eine gewisse Distanz zu sein, die vor allem von ihm ausgeht.

Das Ende des 2. Teils kommt sehr unerwartet (ich hatte die Inhaltsbeschreibung, bei der darauf hin gedeutet wird, nicht mehr präsent) und irgendwie kam das alles so abrupt- plötzlich war alles anders und man wird zurückgelassen mit tausend Fragen: Warum werden Tom und seine Bandkollegen zusammengeschlagen? Warum holt Gesa keine Hilfe? Und für mich die wichtigste Frage: Warum verhält sie sich so distanziert im Krankenhaus?

Insgesamt mag ich aber dieses konfuse und dass man nicht weiß, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Ich mag auch die Rolle, die die Musik in der Geschichte und in der Beziehung zwischen Tom und Gesa spielt. Sie scheint das Einzige zu sein, was beide immer wieder zusammenbringt.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 82 - 163)
Babycake kommentierte am 19. Februar 2014 um 20:37

Mich hat der zweite Teil auch irgendwie verwirrt.

 

Zunächst kam mir Gesa auch sehr unglücklich vor. Von einer Wochenbettdepression habe ich schon oft gehört, aber dass sie so Probleme mit dem Stillen hat, konnte ich mir nicht gut vorstellen. Warum hat sie es dann überhaupt gemacht? Aber gut, man muss sowas immer erst selbst erleben, bevor man urteilt ;)

Die Beziehung von Tom und Aga ist auch irgendwie komisch. Tom lässt ja aber auch niemanden an sich ran,

Alles in allem hat mir der zweite Teil nicht so gut gefallen und war meines Erachtens nach auch ein wenig langweilig.