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Schnitzeljagd in der Buchhandlung

Geliebter Gutscheindieb

Er schlich sich in meine Wohnung, doch er durchwühlte nichts und nahm nichts mit... Nichts, außer dem Büchergutschein, den mein Mann mir eigentlich zum Geburtstag schenken wollte. Ich ahnte nicht, dass der Dieb mir damit auf unvergesslich schöne Art viel mehr als nur einen Wunsch erfüllen würde.

Obwohl diese Nacht mehr als ein Jahr zurückliegt, erinnere ich mich an fast jedes Detail. Zu allererst daran, wie mein Mann mich vorsichtig in das vollkommen abgedunkelte Wohnzimmer führte. Dann ließ er meine Hand los und für einen Moment stand ich allein. Es duftete nach frischen Erdbeeren. „Warte“, sagte er. Ich begann aufgeregt auf den Zehenspitzen zu wippen und versuchte vergeblich um mich herum etwas zu erkennen. Dann raschelte es irgendwo vor mir in der Dunkelheit. Ich hörte auf zu wippen. Das Rädchen eines Feuerzeugs klickte und eine kleine Flamme flackerte auf. Mein Mann zündete nacheinander eine Handvoll Teelichter an. Dann legte er das Feuerzeug zur Seite und lächelte. Vor ihm auf dem Holztisch lagen im Kerzenlicht drei Päckchen, eingewickelt in hellblaues Geschenkpapier, daneben ein kleiner Erdbeerkuchen und ein Umschlag in den vertrauten Mayersche-Farben.

Die meisten Menschen halten Gutscheine vielleicht für unpersönlich und einfallslos. Mein Mann findet das auch. Ich nicht, wenn es ein Gutschein für Bücher ist. Für mich verbirgt sich hinter dieser unscheinbaren Plastikchipkarte dann viel mehr, als sie auf den ersten Blick verrät. Wer sie mir schenkt, schenkt mir nicht nur Bücher, sondern auch das Vorbeischlendern an den Regalen, den Blick auf Cover und Titel, das Lesen erster Sätze und das Kribbeln, wenn mir klar wird, dass ich das richtige Buch gefunden habe.

Kribbelig war ich auch in eben diesem Moment, als ich genau um Mitternacht meine Geschenke auspacken durfte. Ich liebe dieses Ritual einfach, egal ob an meinem oder seinem Geburtstag. Zuletzt nahm ich schließlich den Gutschein in die Hand. Ich öffnete ihn und – stutzte. Statt einer Plastikchipkarte zog ich einen kleinen, dunkelroten Umschlag heraus. In ihm steckten zwei Zettel. „Was soll denn das?“, fragte mein Mann. Der Ärger in seiner Stimme klang echt. Irritiert knipste ich das Licht an und zog den ersten Zettel aus dem Umschlag. Stumm bewegten sich meine Lippen, während ich den Text las:

My name ist geheim, man wird ihn nicht wissen.
Geraubt Dein Geschenk, Du wirst es vermissen.

Ich musste schmunzeln und sah auf, aber mein Mann deutete nur auf den Zettel, also las ich weiter:

Wenn Du nicht schnell denkst, wird‘s bald nicht mehr sein.
Drum handle sehr schnell, sonst ist es bald mein.
Bis Ende des Tages, wirst Du haben Zeit.
Zu lösen die Rätsel, die ich hab verteilt.
Da nehme den ersten, den Hinweis von zehn.
Es folgen noch mehr, Du wirst es schon sehn.
Nun spute Dich schnell, verlier‘ keine Zeit.
Zieh Dir kurz was an, und halt Dich bereit.
Es folgt nun der Start, das Rennen beginnt.
Ein Schritt nah zur Lösung, die Mayersche bringt.

Ich fiel ihm um den Hals und er lachte. Dann sagte er: „Moment, da ist doch noch ein Zettel drin.“ Also zog ich auch das zweite Stück Papier aus dem Umschlag heraus und las weiter:

Mr. Samuel Longhorne Clemens veröffentlichte dieses Meisterwerk am 10.Dezember 1884 in England und Kanada. ISBN-Kontrolle: xx-2593-5

Dann drehte ich den Zettel um. Auf der Rückseite stand:

Seite: 01
Zeile: 2
Zeichen: 13

Darunter fett gedruckt die Ziffern 01.
 

Ein Rätsel...

In diesem Augenblick musste ich daran denken, dass ich mir als Kind genau so ein Rätsel immer gewünscht hatte. Ich hätte etwas drum gegeben. Jeder Held in meinen Büchern, der das erleben durfte, konnte sicher sein, dass ich von Hinweis zu Hinweis mit ihm fiebern würde. Aus meiner Kindheit mag ich mir viel bewahrt haben – mit Sicherheit nicht nur die Art, wie ich mich über Geschenke freue – aber das Prickeln, das ich in diesem Moment in meinem Bauch spürte, hatte ich nicht erwartet. Es verriet mir, dass ich so ein Rätsel auch jetzt noch aufregend fand – und zwar viel mehr als ich gedacht hätte.

Ich wendete den Zettel wieder. Samuel Longhorne Clemens… Mein Blick wanderte zum Bücherregal rechts neben mir. Der Hinweis war für mich nicht allzu schwer. „Mark Twains richtiger Name“, sagte ich. „Seite 01, Zeile 2, Zeichen 13… der erste Lösungsbuchstabe?“ Ich drehte mich zu meinem Mann um: „Aber was bedeuten die fett gedruckten Ziffern?“ Er  zuckte nur mit den Schultern. Den Zettel immer noch in der Hand kniete ich mich vor das Regal und kramte alle Mark-Twain-Bücher hervor, die ich besitze, aber bei keinem stimmte die ISBN mit der Kontroll-Nummer auf dem Zettel überein. So leicht wollte ich allerdings nicht aufgeben. Ich schaltete also den Rechner an, setzte mich im Schneidersitz meinen Bürostuhl und verlegte meine Suche ins Internet. Emil hätte das sicher auch so gemacht, wenn es zu Kästners Zeiten schon möglich gewesen wäre. Warum also nicht. Es dauerte auch nicht lange und ich fand heraus, dass es sich bei dem Buch um eine Spezial-Ausgabe von Huckleberry Finns Abenteuern handelte. Punkt. Zu fast jedem anderen Buch konnte ich eine Leseprobe auftreiben, zu diesem nicht. Mittlerweile war es 1 Uhr morgens. Mein Mann saß neben mir und grinste: „Tja. Da musst du wohl warten, bis nachher die Mayersche öffnet.“

Um kurz nach neun stiegen wir ins Auto. Mein Mann setzte sich ans Steuer und ich trommelte auf dem Armaturenbrett herum, während wir durch die Stadt fuhren. Er konzentrierte sich auf die Straße, aber ich schaute ihn an. Dass ich so hibbelig war, gefiel ihm. Er grinste.

Bei der Mayerschen angekommen, waren die Türen noch verschlossen. Wir stellten uns zu den anderen Buchsüchtigen und warteten, die Schultern hochgezogen, die Hände in den Manteltaschen. Nur fünf Minuten später wurden die Glastüren zur Seite geschoben und ich machte mich auf die Suche nach Mark Twain. Doch das war schwieriger als gedacht. Mister Twain fühlt sich gleich in mehreren Abteilungen zu Hause. Es dauerte deshalb eine Weile, aber schließlich fand ich die Huckleberry-Finn-Ausgabe, nach der ich suchte. Seite 1, Zeile 2, Zeichen 13 – ein i. Mein Mann zog einen Notizblock hervor. „Den wirst du brauchen“, sagte er. „Und der nächste Hinweis?“, fragte ich. Er nickte zum Regal und ich entdeckte in der Buchlücke, die Huckleberry Finn hinterlassen hatte, einen weiteren kleinen, dunkelroten Umschlag. Auf dem Zettel stand der nächste Tipp:

Vorname im Titel eines Mystery-Thrillers von Joe Wright aus dem Jahr 2011. Nachname eines ehemaligen Fußballspielers mit Spitznamen „Ennatz“, der bis 1987 beim FCS04 spielte. Sie schrieb über so manch skurrile Wehwehchen. (ISBN-Kontrolle: xx-37412-3)

Auf der Rückseite war diesmal zu lesen:

Seite: 5
Zeile: 1
Zeichen: 8

Darunter eine fett gedruckte 5.

Das bremste mich aus. Ich las den Hinweis ein zweites, ein drittes Mal – da öffnete mein Mann plötzlich seine Umhängetasche und zog sein Netbook hervor. „Ich denke, es ist Zeit für eine kleine Recherche.“ Er grinste und gab mir das Netbook. Ich musste lachen. Dass ich an der Fußballfrage hängenbleiben würde, war wohl vorhersehbar. Also setzten wir uns in der Café-Ecke auf der zweiten Etage in die grünen Plüschsessel und ich begann mit der Suche. Zusammen dort zu sitzen, war ein ziemlich vertrautes Gefühl, vermutlich wegen unserem ‚Mayersche-Ritual‘: Wir trafen uns jeden Donnerstag nach Feierabend in dieser Café-Ecke, tranken einen grünen Tee und einen Grande Chai Latte, schrieben oder lasen, schlenderten kurz vor Ladenschluss noch einmal an den Regalen vorbei, kauften ein Buch und fuhren nach Hause.

„Okay, ich hab’s. Hanna Dietz, Männerkrankheiten!“ Ich schaute vom Netbook auf. „Na dann“, sagte mein Mann lächelnd. Wir standen also auf und liefen zur Rolltreppe Richtung Erdgeschoss. Der Titel war schnell gefunden, der nächste Buchstabe war ein u, und wieder verbarg sich in der Lücke, die das herausgenommene Buch im Regal hinterließ, ein kleiner dunkelroter Umschlag mit dem nächsten Hinweis.

So ging die Suche weiter. Mit Notizblock und Stift in der Hand ging es vom Erdgeschoss in die zweite Etage, in die dritte und wieder ins Erdgeschoss, vorbei an Regalen, an Covern und Titeln. Die Hinweise und Umschläge steckten in völlig verschiedenen Büchern: einem Schwangerschaftsratgeber von Dr. Virginia Beckett, Perry Rhodan – Die Chronik, New Moon, Der kleine Prinz, Grimms Märchen und im Ben & Jerry – Ice Cream & Dessert Book.

Dann kam der neunte Hinweis:

Amerikanische Jugendbuchserie und erfolgreichste Hörspielserie der Welt. Folge: mlhvGoiseneile sfnteoBhtca (ISBN-Kontrolle: xx-12324-9)

Erfolgreichste Hörspielserie der Welt… Ohne Frage „Die drei ???“. Blieb noch das Buchstabendurcheinander, aber ich kam auch hier schnell auf die Lösung. „Geheimnisvolle Botschaften“, sagte ich. Das war schneller, als es dem Gutscheindieb lieb war. Mein Mann schob die Unterlippe vor. Doch dann kam Hinweis Nr. 10:

Du dachtest im Ernst, mit Hinweis der Zehn.
Ist Dir schon erlaubt, Dein Geschenk zu seh'n?
So einfach ist’s nicht, Du hast es gewusst.
Drum mache Dir schnell, die Antwort bewusst.
Löse das Rätsel, aus Ziffern und Zeichen.
Nur der halbe Grips, wird Dir hier nicht reich'n.
Setze zusammen, und finde die Saat.
Nutz' das Orakel, und folge dem Rat.

Ich sah meinen Mann fragend an. „Werf mal einen Blick in dein Notizbuch“, sagte er nur. Wir liefen auf eine der Lese-Ecken zu und setzten uns nebeneinander auf das Sofa. Ich blätterte meine Notizen durch. Was hatte ich bis hierhin? Neun Buchstaben (m-u-h-n-f-a-r-i-c ) und zwölf Ziffern. „Du kaust auf deinem Stift“, sagte mein Mann belustigt. Ich nahm den Stift aus dem Mund und starrte weiter auf das Wirrwarr vor mir, aber es wollte mir sein Geheimnis einfach nicht verraten. Nachdem ich minutenlang gerätselt und hin und her geblättert hatte, gab mein Mann mir schließlich den Tipp, alles noch einmal zusammen auf eine Seite zu schreiben. Und dann sah ich das Muster: Die Zeilenzahlen (1, 2 und 3) gruppierten die Buchstaben für den Lösungssatz in drei Gruppen. Richtig zusammengesetzt verbarg sich dahinter die Aufforderung „Ruf mich an“, und die Zahlen fügten sich in der Reihenfolge der Hinweise zu einer Handynummer zusammen.

Ich schüttelte langsam den Kopf. „Du bist so klasse…“, sagte ich leise. Ich fand es unglaublich, was mein ‚Dieb‘ sich für mich ausgedacht hatte. „Na, willst du nicht anrufen?“, fragte mein Mann grinsend. Ich schluckte. Dann zog ich mein Telefon aus der Tasche und während ich wählte, spürte ich, wie ein klein wenig Nervosität in mir aufstieg. Schließlich hatte ich keine Ahnung, wen ich da gerade anrief. Es knackte in der Leitung und eine Frauenstimme meldete sich. „Hier ist das Orakel“, sagte sie und klang dabei verdächtig nach meiner Schwiegermama. „Zwei Tipps habe ich für dich. Bist du bereit?“

Ich war bereit. Doch anfangen konnte ich mit den Hinweisen des Orakels nichts. Der erste Tipp setzte sich aus zwei Wörtern zusammen, die für mich vorerst keinen Sinn ergaben, und der zweite bestand lediglich aus dem Wort onward. Ohne Recherche kam ich nicht weiter. Ich zog also das Netbook wieder hervor. Zunächst suchte ich nach dem Begriff onward und fand heraus, dass es zwischen diesem Wort und dem Betreiber des Cafés auf der zweiten Etage eine Verbindung gab. Also zurück zum Café. Aber was sollten die beiden anderen Wörter bedeuten? Wieder das Netbook, aber eine eindeutige Lösung gab es nicht. Vermutlich war es ein Name, wenn auch ein wirklich exotischer und auf den ersten Blick als solcher nicht zu erkennen. Der Zufall hatte dem Bücherdieb an diesem Punkt ziemlich in die Karten gespielt. Ich ging also zur Theke des Cafés und fragte, ob es eine Person gebe, die so heißt. Die junge Frau neben dem Barista lächelte, nickte und sagte nur „Moment“. Sie griff unter die Theke und zog den kleinen Umschlag hervor.

Ich streckte meine Hand danach aus und nahm ihn langsam entgegen. Und in diesem Moment rollten plötzlich Tränen über meine Wangen. Ich kann gar nicht sagen, warum erst oder schon in genau diesem Augenblick. Der ganze Vormittag mit all seinen liebevollen Details…  Für einige Sekunden vergaß ich meine Jagd nach dem Dieb, vergaß auch die Leute um uns herum, ich legte meine Arme um meinen Mann und küsste ihn. Als wir unsere Umarmung lösten, sah ich, dass die junge Frau hinter der Theke lächelte – ebenso wie ihr Kollege und alle anderen, die in der Nähe standen. Mein Mann lächelte auch. Er deutete auf den kleinen Umschlag und sagte leise: „Hey, wir sind doch noch gar nicht fertig.“ Mit dem Handrücken versuchte ich die Tränen wegzuwischen, aber die liefen einfach weiter. Ich nahm den Zettel heraus und las:

Du hast viel erreicht, und bist nah am Ziel.
Der Weg fast geschafft, es fehlt nicht mehr viel.
Wenn Du löst das Rätsel, das letzte von allen.
Das Geschenk für Dich, wird Dir dann gefallen:
In diesem Hause, an einem Ort.
Steht es voll Stolz und geht niemals fort.
Zwei Füße, die hat es, und Zähne, gib acht.
Teils weiß wie ein Engel, teils schwarz, wie die Nacht.
Es lässt mit sich spielen, doch beißt niemals zu.
Es öffnet die Herzen, und packt Dich im Nu.
So finde den Einen, den ich Dir hier nenne.
Und bleibe geduldig, und lass das Gerenne.
Der linke aus Holz, wird Dir dann gern sagen.
Nach wem Du am Ende, zum Schluss musst nach fragen.
Die Antwort, mein Kind, ich sag's mit Grimasse.
Gibt Dir dann zuletzt, die Erdgeschoss-Kasse.

Es lässt mit sich spielen, doch beißt niemals zu. Es öffnet die Herzen, und packt Dich im Nu…  Damit war das Klavier auf derselben Etage gemeint. Es stand nur wenige Meter von uns entfernt. Bei unseren Mayersche-Abenden mochte ich es sehr, wenn sich jemand einfach an das Instrument setzte und zu spielen begann. Aber in diesem Moment war ich erleichtert, dass niemand daran saß. Langsam ging ich auf das Klavier zu und entdeckte unter dem linken Fuß schließlich den vertrauten kleinen Umschlag. Auf dem Zettel standen diesmal nur zwei Wörter:

Madame Chen

Wieder musste ich schlucken. Der Buchtitel, der zu diesem Namen gehört, hat für mich eine besondere Bedeutung. Mein Mann weiß das. Es ist das einzige Buch, das mich gefunden hat – nicht umgekehrt. Und es hat sich dafür den einzig richtigen Zeitpunkt in meinem Leben ausgesucht.

Ich ließ meine Hand mit dem Stück Papier sinken. Mein Mann lächelte immer noch, nickte in Richtung Rolltreppe und legte den Arm und mich. Das also war meine Jagd nach dem Gutscheindieb. Gleich würde ich am Ziel sein. Die Aufregung kehrte zurück. Als wir mit der Rolltreppe ins Erdgeschoss hinunterfuhren, fing ich wieder an, auf den Zehenspitzen zu wippen. Mehr als drei Stunden nach Beginn meiner Suche würde ich den Dieb nun fassen. Als ich an der Kasse nach Madame Chen fragte, sagte das Lächeln der Buchhändlerin vor mir ‚Auf diesen Moment habe ich schon den ganzen Vormittag gewartet‘. Sie überreichte mir den Umschlag. Ich öffnete ihn, etwas zittrig, und fand darin schließlich die Gutschein-Chipkarte und einen letzten Zettel:

Du hast es geschafft, das Geschenk ist Dein.
Ich wähnte es schwer, zu schwer konnt's nicht sein.
Mit Kopf und Verstand hast Du heut geglänzt.
Ich hatte gehofft, dass Du Dich verrennst.
Und ich mir ganz still und ohne Tam-Tam.
Das Geschenk mir selbst unter'n Nagel reiß'n kann.
Du hast heut gewonnen, ich geb mich geschlagen.
Dir schlauer zu sein, muss ich heut vertagen.
Doch bleib auf der Hut und sei immer wach.
Sonst steige ich Dir nochmal auf das Dach.
Mit Ehre und Achtung, verbeug' mich geschwind.
Und beglückwünsche still das Geburtstagskind.
Ach eins noch ganz kurz, bevor ich's vergesse:
Und ich zieh schnell weiter, mit meiner Finesse.
Mein Auftraggeber, geheim sei sein Name.
Doch so viel gesagt, es war keine Dame.
Lässt Dir noch ausrichten, es fällt mir nicht schwer.
Das er Dich schwer liebt und das sogar sehr!
Jetzt ist aber Schluss, verabschiede mich.
Viel Spaß beim Ausgeben, den Gutschein für Dich.

Ich fiel meinem Mann um den Hals, schluchzte und lachte und umarmte und küsste und alles zur gleichen Zeit…

Dieser Tag liegt nun etwas mehr als ein Jahr zurück. Obwohl Büchergutscheine für mich nie etwas Beliebiges hatten, werde ich diesen einen mit Sicherheit niemals vergessen. Vielleicht kommt es manchmal eben nicht so sehr darauf an, was man schenkt, sondern wie. Die Bücher, die ich mir damit gekauft habe, begleiten mich jedenfalls noch heute, und nicht nur sie, denn mein Mann hat mir mit diesem Tag auch eine unvergleichlich schöne Erinnerung geschenkt.

Und so hat der Gutscheindieb mir am Ende viel mehr als nur einen Wunsch erfüllt.

 

P.S.: Am selben Abend schrieb ich eine Mail an die Mayersche-Zentrale und bedankte mich. Dafür, dass mein Mann ohne Zögern ein Ja bekommen hatte, als er fragte, ob so eine Gutscheinjagd möglich sei. Dafür, dass wir den Dieb quer durch die Buchhandlung verfolgen durften und dafür, dass an diesem Tag alle ‚mitgespielt‘ und mir auf meiner Suche geholfen hatten. Wenn unter euch einer von diesen Helfern ist: Ein zweites Danke, von ganzem Herzen!

 

Wer von euch übrigens wissen möchte, welche Hinweise mir der Gutscheindieb gab, hier noch einmal alle auf einen Blick:

  1. Mr. Samuel Longhorne Clemens veröffentlichte dieses Meisterwerk am 10.Dezember 1884 in England und Kanada. (ISBN-Kontrolle: xx-2593-5)
  2. Vorname im Titel eines Mystery-Thrillers von Joe Wright aus dem Jahr 2011. Nachname eines ehemaligen Fußballspielers mit Spitznamen „Ennatz“, der bis 1987 beim FCS04 spielte. Sie schrieb über so manch skurrile Wehwehchen. (ISBN-Kontrolle: xx-37412-3)
  3. Dr. Virginia Beckett begleitet durch glückliche Übelkeit, Sorgen und Gewichtszunahme. (ISBN-Kontrolle: xx-2089-8)
  4. Die Chronik der aus dem Pabel Moewig Verlag stammenden Science Fiction Reihe, die seit 1961 wöchentlich erscheint. (ISBN-Kontrolle: xx-330-7)
  5. 128+97+317+255+181=? ---  Dritter Track aus dem U2 Album „Achtung Baby“ ---Konkateniere die Jahreszahlen (letzten beiden Ziffern) der folgenden Ereignisse: Deutsche Wiedervereinigung, erstes erfolgreiches Reaktorexperiment im Chicago Pile, 4-Pfennig-Münze wird für ungültig erklärt --- Wurzel aus 7744 --- 37. Tag des Gregorianischen Kalenders
  6. Die Zeichnung des sechsjährigen Ich-Erzählers zeigt eine Riesenschlange, die einen Elefanten verdaut (keinen Hut). Das geforderte Schaf steckt in der Kiste. 1943 in New York erschienen. Französischer Autor. (ISBN-Kontrolle: xx-0049-6)
  7. Gesammelte Werke bekannter Deutscher Märchenbrüder (Ausgabe 2012) (ISBN-Kontrolle: xx-7532-1)
  8. Recipe book of Mr. Cohen and Mr. Greenfield. (ISBN-Kontrolle: xx-312-3)
  9. Amerikanische Jugendbuchserie und erfolgreichste Hörspielserie der Welt. Folge: mlhvGoiseneile sfnteoBhtca (ISBN-Kontrolle: xx-12324-9)
  10. Du dachtest im Ernst, mit Hinweis der Zehn. Ist Dir schon erlaubt, Dein Geschenk zu seh'n? So einfach ist’s nicht, Du hast es gewusst. Drum mache Dir schnell, die Antwort bewusst. Löse das Rätsel, aus Ziffern und Zeichen. Nur der halbe Grips, wird Dir hier nicht reich'n. Setze zusammen, und finde die Saat. Nutz' das Orakel, und folge dem Rat. --- Das Rätsel nach diesem Hinweis: Buchstabensalat: muhnfaric = „ruf mich an“, Seitenzahlen ergeben Handynummer, Zeilenzahlen gruppieren die Buchstaben für die Lösung in drei Gruppen, Lösung: Handynummer anrufen und Orakel fragen

(Fio)

Kommentare

Seiten

Lauritzel kommentierte am 16. Oktober 2013 um 22:34

Was für eine wunderbare Geschichte! :)

Beate kommentierte am 16. Oktober 2013 um 22:39

Was für eine wundervolle Geschichte und was für ein wundervoller Ehemann!

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:25

Er ist wirklich wundervoll! <3

Und was wir damals nicht wussten: An dem Tag war bereits ein anderes kleines Wunder unterwegs. Das ist heute 5 Monate alt und das schönste Geschenk, dass er mir überhaupt jemals machen konnte. :)

Beate kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:51

Herzlichen Glückwunsch!

bücherdiebin. kommentierte am 17. Oktober 2013 um 00:49

einfach schön.. :)

&du schreibst total toll !!

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:25

Danke! :)

nina.reuther91 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 13:52

Oh ja das finde ich auch. Du kannst echt toll schreiben :)

doppelgaenger kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:00

Oh wow, so eine toll Geschenkidee!! Und eine tolle Geschichte!!!

sille81 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:03

WOW, tolle Geschichte!!!

kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:08

Ein wunderschönes Geburtstagsgeschenk und super toller Ehemann. Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag!

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:26

Danke! :)

Buechereckerl kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:15

Wow, was für eine wunderwunderschöne Geschcihte. Mir sind beim Lesen die Tränen gekommen. Du hast wirklich einen tollen Ehemann :)

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:28

Ich sag ihm das auch, seit ich ihn kenne und ich finde es schön, dass ich auch eure Komplimente gerade an ihn weitergeben kann! Danke dafür!

missrose1989 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:26

Einfach schön zu lesen. :-) Danke für den Artikel.

mesu kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:29

So eine wunderbare Geschichte. Ist die wirklich wahr? Wahnsinn!!

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:55

Wirklich wahr :)

Andrea kommentierte am 17. Oktober 2013 um 10:58

Sooo schön, zum mitweinen. Wieviel Zeit und Überlegungen für die Überraschung investiert worden sind... das ist das grösste Geschenk ;O) 

Catherine Buchling kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:03

Wow! Wie toll!

JeannyMeyer kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:10

einfach nur süß <3

coala kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:16

Eine wundervolle Geschichte, ein wundervoller Mann. Du kannst dich wahrlich glücklich schätzen.

Die Mayersche erscheint mit in deiner Erzählung wie ein magischer Ort mit all den kleinen liebevollen Details und schon erlebten Momenten. Ich bin richtig traurig, dass ich noch nie in einer war bisher :( 

Ach und sowieso: Du kannst so eine tolle, liebevoll Geschichte nicht einfach hier so veröffentlichen. Ich bin nah am Wasser gebaut und lese das gerade in der Öffentlichkeit. Meno aber auch… *schnief*   :) 

 Vielen Dank für die schöne Geschichte und das du sie mit uns teilst!

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:27

Danke, und...

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:25

Sehr gerne! :)

Wir haben in den Jahren davor und in den Monaten danach sehr viel Schlimmes durchmachen müssen, deshalb finde ich, mehr denn je, dass schöne Dinge nicht ungesagt oder ungeschrieben bleiben sollten.

coala kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:30

Da kann ich dir nur recht geben. Ständig wird von all dem Elend und Leid berichtet, die Nachrichten sind voll von Horror-Meldungen. Die schönen Dinge finden selten Erwähnung. Immer her mit den schönen Erlebnissen. :)

terkina kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:25

Einfach klasse

Tigga2505 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:33

Was für eine tolle Geburtstagsidee!! Ich kann gut verstehen, wie sehr du Dich gefreut hast!

 

Ich habe auch das Ritual einmal pro Monat einen Samstag in der Mayerschen zu verbringen. Das ist für mich wie Kurzurlaub. Leider ist die nächste Mayersche weiter weg und somit geht das nur einmal pro Monat. Dafür komme ich dann mit einer Tsche voll Schätze nach Hause!

 

Danke für den tollen Artikel!!!!

Maraki Mary bemerkte am 17. Oktober 2013 um 11:39

So eine Geschichte tut mir im Herzen gut. Es ist schön zu sehen, dass es noch wahre Liebe geht. Wo man sich bedingungslos liebt und mit aller Macht versucht, den anderen happy zu sehen. Das hat dein Mann wirklich geschafft und ich freue mich für dich, dass du so einen wundervollen Mann hast. Jedoch wird er mit Sicherheit das Gleiche auch von dir behaupten=)

Ich muss dir wirklich ein Lob aussprechen für die tolle Geschichte, denn du hast es geschafft auch mich happy zu machen und mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Du solltest öfter Artikel hier schreiben!

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:53

Vielen, vielen Dank!!! :)

Cinema in my head kommentierte am 17. Oktober 2013 um 11:53

Wow, das ist einfach nur TOLL! <3

bookish kommentierte am 17. Oktober 2013 um 12:00

Oh wow, was für ein tolle Geschichte!

Und was für ein Traummann! ;)

nine94 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 12:04

Es ist doch immer wieder schön von solch Liebenden Paaren und solch schönen Erlebnissen zu erfahren. :)

Yuna kommentierte am 17. Oktober 2013 um 12:24

Oh man, das ist so schön!!

Wow wirklich toll! Etwas ähnliches habe ich auch mal mit meinem Mann gemacht, daheim, und der Schatz der am Ende gefunden werden musste, waren Konzert-Karten für seine Lieblingsband ;)

Seraphina kommentierte am 17. Oktober 2013 um 12:35

WOW das ist echt eine tolle Geschichte und ja ich find Gutscheine auch toll vorallem wenn sie für Bücher sind!!!!

fuepsel kommentierte am 17. Oktober 2013 um 13:07

Da war Mann ja mal wahnsinnig kreativ und deine Geschichte darüber gefällt mir total gut! Gutscheine mag ich persönlich sehr, weil ich in der Vergangenheit schon so viele Geschenke bekommen habe, die ich am liebsten gleich wieder umgetauscht hätte...

FlipFlopLady007 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 13:07

Wow, was für eine schöne Geschichte. Es hat mich beim Lesen gerade sehr gefesselt und ich wollte unbedingt wissen wie es ausgeht. Du kannst wirklich wundervoll schreiben :). Und die Erinnerung hätte ich auch gerne, wunderschön :)

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 14:09

Vielen Dank!!! :)

Yexxo kommentierte am 17. Oktober 2013 um 13:17

Wundervoll! Eigentlich ist die Suche nach der 'Überraschung' das eigentliche Geschenk. Du wirst sie bestimmt nie vergessen. So soll es sein :-)

Galladan kommentierte am 17. Oktober 2013 um 13:35

Was fuer ein toller Einfall von Deinem Mann! Danke das Du uns daran hast teil haben lassen. .

nina.reuther91 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 13:51

WOW!
Das ist echt eines der wundervollsten Geschichten die ich je gehört habe *schnief*

Ich muss aber ganz ehrlich fragen:

War das in dem Mayersche in Essen?

Das mit dem Klavier und dem Kaffee hört sich so wunderbar vertraut an :)

fio kommentierte am 17. Oktober 2013 um 14:11

Ja, stimmt! Das war in der Mayersche Essen (am Marktplatz)! Der Café-Betreiber ist leider ausgezogen, aber ich hoffe so sehr, dass es bald einen Nachfolger geben wird. Mir fehlen diese Donnerstagabende wirklich :)

nina.reuther91 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 14:56

Ich liebe dieses Mayersche!! :)

Oh ja das fehlt mir auch sehr.

Mir einfach ein Buch zu schnappen und mich in einen der gemütlichen Sessel reinkuscheln :)

Das glaub ich dir

Hope Cavendish kommentierte am 20. Oktober 2013 um 11:54

Eine wundervolle Geschichte! Uns fehlt dieser Platz in Essen auch sehr, ich habe da seinerzeit einen Blogartikel dazu geschrieben: Neuer Lieblingsplatz gesucht

fio kommentierte am 20. Oktober 2013 um 20:30

Danke für den Link zu deinem Artikel! Drücken wir mal die Daumen, dass es hier bald wieder ein Café gibt. Geplant ist es zumindest, soweit ich weiß.

Hope Cavendish antwortete am 21. Oktober 2013 um 09:41

Ja, geplant ist es seit einem Dreivierteljahr. Nach meinem letzten Informationsstand hat man wohl aber Probleme, einen neuen Pächter zu finden.

Schaefche kommentierte am 17. Oktober 2013 um 15:09

Oooh, wie schön! Auf die Idee muss man erst mal kommen. Und dass dein Mann das so liebevoll umgesetzt hat, einfach toll...

Aurora kommentierte am 17. Oktober 2013 um 16:14

Ohhh, wie schöööön! Da kommen einem beim Lesen ja schon glatt die Tränchen vor Rührung. Das glaub ich dir gern, dass das ein einmaliges und unvergässliches Erlebnis war. Und ganz ehrlich, wer wünscht sich eine solche oder ähnliche Geburtstagsüberraschung nicht?

Molly89 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 16:26

Wow!! Das ist wirklich großartig! So eine Jagd hätte mir auch jede Menge Freude bereitet! :)

backmausi81 kommentierte am 17. Oktober 2013 um 16:28

Das ist ja mal ne rührende Geschichte! Dein Mann ist echt super! Was er sich für ne Mühe gegeben ha! Einfach super!

Super ist auch, das die anderen alle mitgemacht haben!

Finya kommentierte am 17. Oktober 2013 um 16:42

Das ist echt eine tolle Geschichte.

Da hat sich dein Mann was richtig besonderes einfallen lassen. Ich habe noch nie gehört, dass jemand einen Gutschein auf so eine kreative Art und Weise verschenkt hat :)

Wirklich beneidenswert. Ich glaube insgeheim wünscht sich fast jeder mal auf Spurensuche gehen zu können, so wie die Helden die man in der Kindheit hatte.

Das ist sicher ein Erlebnis welches du niemals mehr vergessen wirst.

Danke das du diese Erinnerung mit anderen Menschen teilst.

Cassi kommentierte am 17. Oktober 2013 um 16:42

Einfach wunde, wunderschön ♥

 

 

Annie kommentierte am 17. Oktober 2013 um 16:55

Wow, das ist wirklich eine tolle Geschichte und sehr schön geschrieben. :)

Ich finde Gutscheine auch immer toll. Vor allem für die Buchhandlung, eben weil das Einkaufen gehen da mit zum Geschenk gehört. 

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