Magazin

Schnitzeljagd in der Buchhandlung

Geliebter Gutscheindieb

Er schlich sich in meine Wohnung, doch er durchwühlte nichts und nahm nichts mit... Nichts, außer dem Büchergutschein, den mein Mann mir eigentlich zum Geburtstag schenken wollte. Ich ahnte nicht, dass der Dieb mir damit auf unvergesslich schöne Art viel mehr als nur einen Wunsch erfüllen würde.

Obwohl diese Nacht mehr als ein Jahr zurückliegt, erinnere ich mich an fast jedes Detail. Zu allererst daran, wie mein Mann mich vorsichtig in das vollkommen abgedunkelte Wohnzimmer führte. Dann ließ er meine Hand los und für einen Moment stand ich allein. Es duftete nach frischen Erdbeeren. „Warte“, sagte er. Ich begann aufgeregt auf den Zehenspitzen zu wippen und versuchte vergeblich um mich herum etwas zu erkennen. Dann raschelte es irgendwo vor mir in der Dunkelheit. Ich hörte auf zu wippen. Das Rädchen eines Feuerzeugs klickte und eine kleine Flamme flackerte auf. Mein Mann zündete nacheinander eine Handvoll Teelichter an. Dann legte er das Feuerzeug zur Seite und lächelte. Vor ihm auf dem Holztisch lagen im Kerzenlicht drei Päckchen, eingewickelt in hellblaues Geschenkpapier, daneben ein kleiner Erdbeerkuchen und ein Umschlag in den vertrauten Mayersche-Farben.

Die meisten Menschen halten Gutscheine vielleicht für unpersönlich und einfallslos. Mein Mann findet das auch. Ich nicht, wenn es ein Gutschein für Bücher ist. Für mich verbirgt sich hinter dieser unscheinbaren Plastikchipkarte dann viel mehr, als sie auf den ersten Blick verrät. Wer sie mir schenkt, schenkt mir nicht nur Bücher, sondern auch das Vorbeischlendern an den Regalen, den Blick auf Cover und Titel, das Lesen erster Sätze und das Kribbeln, wenn mir klar wird, dass ich das richtige Buch gefunden habe.

Kribbelig war ich auch in eben diesem Moment, als ich genau um Mitternacht meine Geschenke auspacken durfte. Ich liebe dieses Ritual einfach, egal ob an meinem oder seinem Geburtstag. Zuletzt nahm ich schließlich den Gutschein in die Hand. Ich öffnete ihn und – stutzte. Statt einer Plastikchipkarte zog ich einen kleinen, dunkelroten Umschlag heraus. In ihm steckten zwei Zettel. „Was soll denn das?“, fragte mein Mann. Der Ärger in seiner Stimme klang echt. Irritiert knipste ich das Licht an und zog den ersten Zettel aus dem Umschlag. Stumm bewegten sich meine Lippen, während ich den Text las:

My name ist geheim, man wird ihn nicht wissen.
Geraubt Dein Geschenk, Du wirst es vermissen.

Ich musste schmunzeln und sah auf, aber mein Mann deutete nur auf den Zettel, also las ich weiter:

Wenn Du nicht schnell denkst, wird‘s bald nicht mehr sein.
Drum handle sehr schnell, sonst ist es bald mein.
Bis Ende des Tages, wirst Du haben Zeit.
Zu lösen die Rätsel, die ich hab verteilt.
Da nehme den ersten, den Hinweis von zehn.
Es folgen noch mehr, Du wirst es schon sehn.
Nun spute Dich schnell, verlier‘ keine Zeit.
Zieh Dir kurz was an, und halt Dich bereit.
Es folgt nun der Start, das Rennen beginnt.
Ein Schritt nah zur Lösung, die Mayersche bringt.

Ich fiel ihm um den Hals und er lachte. Dann sagte er: „Moment, da ist doch noch ein Zettel drin.“ Also zog ich auch das zweite Stück Papier aus dem Umschlag heraus und las weiter:

Mr. Samuel Longhorne Clemens veröffentlichte dieses Meisterwerk am 10.Dezember 1884 in England und Kanada. ISBN-Kontrolle: xx-2593-5

Dann drehte ich den Zettel um. Auf der Rückseite stand:

Seite: 01
Zeile: 2
Zeichen: 13

Darunter fett gedruckt die Ziffern 01.
 

Ein Rätsel...

In diesem Augenblick musste ich daran denken, dass ich mir als Kind genau so ein Rätsel immer gewünscht hatte. Ich hätte etwas drum gegeben. Jeder Held in meinen Büchern, der das erleben durfte, konnte sicher sein, dass ich von Hinweis zu Hinweis mit ihm fiebern würde. Aus meiner Kindheit mag ich mir viel bewahrt haben – mit Sicherheit nicht nur die Art, wie ich mich über Geschenke freue – aber das Prickeln, das ich in diesem Moment in meinem Bauch spürte, hatte ich nicht erwartet. Es verriet mir, dass ich so ein Rätsel auch jetzt noch aufregend fand – und zwar viel mehr als ich gedacht hätte.

Ich wendete den Zettel wieder. Samuel Longhorne Clemens… Mein Blick wanderte zum Bücherregal rechts neben mir. Der Hinweis war für mich nicht allzu schwer. „Mark Twains richtiger Name“, sagte ich. „Seite 01, Zeile 2, Zeichen 13… der erste Lösungsbuchstabe?“ Ich drehte mich zu meinem Mann um: „Aber was bedeuten die fett gedruckten Ziffern?“ Er  zuckte nur mit den Schultern. Den Zettel immer noch in der Hand kniete ich mich vor das Regal und kramte alle Mark-Twain-Bücher hervor, die ich besitze, aber bei keinem stimmte die ISBN mit der Kontroll-Nummer auf dem Zettel überein. So leicht wollte ich allerdings nicht aufgeben. Ich schaltete also den Rechner an, setzte mich im Schneidersitz meinen Bürostuhl und verlegte meine Suche ins Internet. Emil hätte das sicher auch so gemacht, wenn es zu Kästners Zeiten schon möglich gewesen wäre. Warum also nicht. Es dauerte auch nicht lange und ich fand heraus, dass es sich bei dem Buch um eine Spezial-Ausgabe von Huckleberry Finns Abenteuern handelte. Punkt. Zu fast jedem anderen Buch konnte ich eine Leseprobe auftreiben, zu diesem nicht. Mittlerweile war es 1 Uhr morgens. Mein Mann saß neben mir und grinste: „Tja. Da musst du wohl warten, bis nachher die Mayersche öffnet.“

Um kurz nach neun stiegen wir ins Auto. Mein Mann setzte sich ans Steuer und ich trommelte auf dem Armaturenbrett herum, während wir durch die Stadt fuhren. Er konzentrierte sich auf die Straße, aber ich schaute ihn an. Dass ich so hibbelig war, gefiel ihm. Er grinste.

Bei der Mayerschen angekommen, waren die Türen noch verschlossen. Wir stellten uns zu den anderen Buchsüchtigen und warteten, die Schultern hochgezogen, die Hände in den Manteltaschen. Nur fünf Minuten später wurden die Glastüren zur Seite geschoben und ich machte mich auf die Suche nach Mark Twain. Doch das war schwieriger als gedacht. Mister Twain fühlt sich gleich in mehreren Abteilungen zu Hause. Es dauerte deshalb eine Weile, aber schließlich fand ich die Huckleberry-Finn-Ausgabe, nach der ich suchte. Seite 1, Zeile 2, Zeichen 13 – ein i. Mein Mann zog einen Notizblock hervor. „Den wirst du brauchen“, sagte er. „Und der nächste Hinweis?“, fragte ich. Er nickte zum Regal und ich entdeckte in der Buchlücke, die Huckleberry Finn hinterlassen hatte, einen weiteren kleinen, dunkelroten Umschlag. Auf dem Zettel stand der nächste Tipp:

Vorname im Titel eines Mystery-Thrillers von Joe Wright aus dem Jahr 2011. Nachname eines ehemaligen Fußballspielers mit Spitznamen „Ennatz“, der bis 1987 beim FCS04 spielte. Sie schrieb über so manch skurrile Wehwehchen. (ISBN-Kontrolle: xx-37412-3)

Auf der Rückseite war diesmal zu lesen:

Seite: 5
Zeile: 1
Zeichen: 8

Darunter eine fett gedruckte 5.

Das bremste mich aus. Ich las den Hinweis ein zweites, ein drittes Mal – da öffnete mein Mann plötzlich seine Umhängetasche und zog sein Netbook hervor. „Ich denke, es ist Zeit für eine kleine Recherche.“ Er grinste und gab mir das Netbook. Ich musste lachen. Dass ich an der Fußballfrage hängenbleiben würde, war wohl vorhersehbar. Also setzten wir uns in der Café-Ecke auf der zweiten Etage in die grünen Plüschsessel und ich begann mit der Suche. Zusammen dort zu sitzen, war ein ziemlich vertrautes Gefühl, vermutlich wegen unserem ‚Mayersche-Ritual‘: Wir trafen uns jeden Donnerstag nach Feierabend in dieser Café-Ecke, tranken einen grünen Tee und einen Grande Chai Latte, schrieben oder lasen, schlenderten kurz vor Ladenschluss noch einmal an den Regalen vorbei, kauften ein Buch und fuhren nach Hause.

„Okay, ich hab’s. Hanna Dietz, Männerkrankheiten!“ Ich schaute vom Netbook auf. „Na dann“, sagte mein Mann lächelnd. Wir standen also auf und liefen zur Rolltreppe Richtung Erdgeschoss. Der Titel war schnell gefunden, der nächste Buchstabe war ein u, und wieder verbarg sich in der Lücke, die das herausgenommene Buch im Regal hinterließ, ein kleiner dunkelroter Umschlag mit dem nächsten Hinweis.

So ging die Suche weiter. Mit Notizblock und Stift in der Hand ging es vom Erdgeschoss in die zweite Etage, in die dritte und wieder ins Erdgeschoss, vorbei an Regalen, an Covern und Titeln. Die Hinweise und Umschläge steckten in völlig verschiedenen Büchern: einem Schwangerschaftsratgeber von Dr. Virginia Beckett, Perry Rhodan – Die Chronik, New Moon, Der kleine Prinz, Grimms Märchen und im Ben & Jerry – Ice Cream & Dessert Book.

Dann kam der neunte Hinweis:

Amerikanische Jugendbuchserie und erfolgreichste Hörspielserie der Welt. Folge: mlhvGoiseneile sfnteoBhtca (ISBN-Kontrolle: xx-12324-9)

Erfolgreichste Hörspielserie der Welt… Ohne Frage „Die drei ???“. Blieb noch das Buchstabendurcheinander, aber ich kam auch hier schnell auf die Lösung. „Geheimnisvolle Botschaften“, sagte ich. Das war schneller, als es dem Gutscheindieb lieb war. Mein Mann schob die Unterlippe vor. Doch dann kam Hinweis Nr. 10:

Du dachtest im Ernst, mit Hinweis der Zehn.
Ist Dir schon erlaubt, Dein Geschenk zu seh'n?
So einfach ist’s nicht, Du hast es gewusst.
Drum mache Dir schnell, die Antwort bewusst.
Löse das Rätsel, aus Ziffern und Zeichen.
Nur der halbe Grips, wird Dir hier nicht reich'n.
Setze zusammen, und finde die Saat.
Nutz' das Orakel, und folge dem Rat.

Ich sah meinen Mann fragend an. „Werf mal einen Blick in dein Notizbuch“, sagte er nur. Wir liefen auf eine der Lese-Ecken zu und setzten uns nebeneinander auf das Sofa. Ich blätterte meine Notizen durch. Was hatte ich bis hierhin? Neun Buchstaben (m-u-h-n-f-a-r-i-c ) und zwölf Ziffern. „Du kaust auf deinem Stift“, sagte mein Mann belustigt. Ich nahm den Stift aus dem Mund und starrte weiter auf das Wirrwarr vor mir, aber es wollte mir sein Geheimnis einfach nicht verraten. Nachdem ich minutenlang gerätselt und hin und her geblättert hatte, gab mein Mann mir schließlich den Tipp, alles noch einmal zusammen auf eine Seite zu schreiben. Und dann sah ich das Muster: Die Zeilenzahlen (1, 2 und 3) gruppierten die Buchstaben für den Lösungssatz in drei Gruppen. Richtig zusammengesetzt verbarg sich dahinter die Aufforderung „Ruf mich an“, und die Zahlen fügten sich in der Reihenfolge der Hinweise zu einer Handynummer zusammen.

Ich schüttelte langsam den Kopf. „Du bist so klasse…“, sagte ich leise. Ich fand es unglaublich, was mein ‚Dieb‘ sich für mich ausgedacht hatte. „Na, willst du nicht anrufen?“, fragte mein Mann grinsend. Ich schluckte. Dann zog ich mein Telefon aus der Tasche und während ich wählte, spürte ich, wie ein klein wenig Nervosität in mir aufstieg. Schließlich hatte ich keine Ahnung, wen ich da gerade anrief. Es knackte in der Leitung und eine Frauenstimme meldete sich. „Hier ist das Orakel“, sagte sie und klang dabei verdächtig nach meiner Schwiegermama. „Zwei Tipps habe ich für dich. Bist du bereit?“

Ich war bereit. Doch anfangen konnte ich mit den Hinweisen des Orakels nichts. Der erste Tipp setzte sich aus zwei Wörtern zusammen, die für mich vorerst keinen Sinn ergaben, und der zweite bestand lediglich aus dem Wort onward. Ohne Recherche kam ich nicht weiter. Ich zog also das Netbook wieder hervor. Zunächst suchte ich nach dem Begriff onward und fand heraus, dass es zwischen diesem Wort und dem Betreiber des Cafés auf der zweiten Etage eine Verbindung gab. Also zurück zum Café. Aber was sollten die beiden anderen Wörter bedeuten? Wieder das Netbook, aber eine eindeutige Lösung gab es nicht. Vermutlich war es ein Name, wenn auch ein wirklich exotischer und auf den ersten Blick als solcher nicht zu erkennen. Der Zufall hatte dem Bücherdieb an diesem Punkt ziemlich in die Karten gespielt. Ich ging also zur Theke des Cafés und fragte, ob es eine Person gebe, die so heißt. Die junge Frau neben dem Barista lächelte, nickte und sagte nur „Moment“. Sie griff unter die Theke und zog den kleinen Umschlag hervor.

Ich streckte meine Hand danach aus und nahm ihn langsam entgegen. Und in diesem Moment rollten plötzlich Tränen über meine Wangen. Ich kann gar nicht sagen, warum erst oder schon in genau diesem Augenblick. Der ganze Vormittag mit all seinen liebevollen Details…  Für einige Sekunden vergaß ich meine Jagd nach dem Dieb, vergaß auch die Leute um uns herum, ich legte meine Arme um meinen Mann und küsste ihn. Als wir unsere Umarmung lösten, sah ich, dass die junge Frau hinter der Theke lächelte – ebenso wie ihr Kollege und alle anderen, die in der Nähe standen. Mein Mann lächelte auch. Er deutete auf den kleinen Umschlag und sagte leise: „Hey, wir sind doch noch gar nicht fertig.“ Mit dem Handrücken versuchte ich die Tränen wegzuwischen, aber die liefen einfach weiter. Ich nahm den Zettel heraus und las:

Du hast viel erreicht, und bist nah am Ziel.
Der Weg fast geschafft, es fehlt nicht mehr viel.
Wenn Du löst das Rätsel, das letzte von allen.
Das Geschenk für Dich, wird Dir dann gefallen:
In diesem Hause, an einem Ort.
Steht es voll Stolz und geht niemals fort.
Zwei Füße, die hat es, und Zähne, gib acht.
Teils weiß wie ein Engel, teils schwarz, wie die Nacht.
Es lässt mit sich spielen, doch beißt niemals zu.
Es öffnet die Herzen, und packt Dich im Nu.
So finde den Einen, den ich Dir hier nenne.
Und bleibe geduldig, und lass das Gerenne.
Der linke aus Holz, wird Dir dann gern sagen.
Nach wem Du am Ende, zum Schluss musst nach fragen.
Die Antwort, mein Kind, ich sag's mit Grimasse.
Gibt Dir dann zuletzt, die Erdgeschoss-Kasse.

Es lässt mit sich spielen, doch beißt niemals zu. Es öffnet die Herzen, und packt Dich im Nu…  Damit war das Klavier auf derselben Etage gemeint. Es stand nur wenige Meter von uns entfernt. Bei unseren Mayersche-Abenden mochte ich es sehr, wenn sich jemand einfach an das Instrument setzte und zu spielen begann. Aber in diesem Moment war ich erleichtert, dass niemand daran saß. Langsam ging ich auf das Klavier zu und entdeckte unter dem linken Fuß schließlich den vertrauten kleinen Umschlag. Auf dem Zettel standen diesmal nur zwei Wörter:

Madame Chen

Wieder musste ich schlucken. Der Buchtitel, der zu diesem Namen gehört, hat für mich eine besondere Bedeutung. Mein Mann weiß das. Es ist das einzige Buch, das mich gefunden hat – nicht umgekehrt. Und es hat sich dafür den einzig richtigen Zeitpunkt in meinem Leben ausgesucht.

Ich ließ meine Hand mit dem Stück Papier sinken. Mein Mann lächelte immer noch, nickte in Richtung Rolltreppe und legte den Arm und mich. Das also war meine Jagd nach dem Gutscheindieb. Gleich würde ich am Ziel sein. Die Aufregung kehrte zurück. Als wir mit der Rolltreppe ins Erdgeschoss hinunterfuhren, fing ich wieder an, auf den Zehenspitzen zu wippen. Mehr als drei Stunden nach Beginn meiner Suche würde ich den Dieb nun fassen. Als ich an der Kasse nach Madame Chen fragte, sagte das Lächeln der Buchhändlerin vor mir ‚Auf diesen Moment habe ich schon den ganzen Vormittag gewartet‘. Sie überreichte mir den Umschlag. Ich öffnete ihn, etwas zittrig, und fand darin schließlich die Gutschein-Chipkarte und einen letzten Zettel:

Du hast es geschafft, das Geschenk ist Dein.
Ich wähnte es schwer, zu schwer konnt's nicht sein.
Mit Kopf und Verstand hast Du heut geglänzt.
Ich hatte gehofft, dass Du Dich verrennst.
Und ich mir ganz still und ohne Tam-Tam.
Das Geschenk mir selbst unter'n Nagel reiß'n kann.
Du hast heut gewonnen, ich geb mich geschlagen.
Dir schlauer zu sein, muss ich heut vertagen.
Doch bleib auf der Hut und sei immer wach.
Sonst steige ich Dir nochmal auf das Dach.
Mit Ehre und Achtung, verbeug' mich geschwind.
Und beglückwünsche still das Geburtstagskind.
Ach eins noch ganz kurz, bevor ich's vergesse:
Und ich zieh schnell weiter, mit meiner Finesse.
Mein Auftraggeber, geheim sei sein Name.
Doch so viel gesagt, es war keine Dame.
Lässt Dir noch ausrichten, es fällt mir nicht schwer.
Das er Dich schwer liebt und das sogar sehr!
Jetzt ist aber Schluss, verabschiede mich.
Viel Spaß beim Ausgeben, den Gutschein für Dich.

Ich fiel meinem Mann um den Hals, schluchzte und lachte und umarmte und küsste und alles zur gleichen Zeit…

Dieser Tag liegt nun etwas mehr als ein Jahr zurück. Obwohl Büchergutscheine für mich nie etwas Beliebiges hatten, werde ich diesen einen mit Sicherheit niemals vergessen. Vielleicht kommt es manchmal eben nicht so sehr darauf an, was man schenkt, sondern wie. Die Bücher, die ich mir damit gekauft habe, begleiten mich jedenfalls noch heute, und nicht nur sie, denn mein Mann hat mir mit diesem Tag auch eine unvergleichlich schöne Erinnerung geschenkt.

Und so hat der Gutscheindieb mir am Ende viel mehr als nur einen Wunsch erfüllt.

 

P.S.: Am selben Abend schrieb ich eine Mail an die Mayersche-Zentrale und bedankte mich. Dafür, dass mein Mann ohne Zögern ein Ja bekommen hatte, als er fragte, ob so eine Gutscheinjagd möglich sei. Dafür, dass wir den Dieb quer durch die Buchhandlung verfolgen durften und dafür, dass an diesem Tag alle ‚mitgespielt‘ und mir auf meiner Suche geholfen hatten. Wenn unter euch einer von diesen Helfern ist: Ein zweites Danke, von ganzem Herzen!

 

Wer von euch übrigens wissen möchte, welche Hinweise mir der Gutscheindieb gab, hier noch einmal alle auf einen Blick:

  1. Mr. Samuel Longhorne Clemens veröffentlichte dieses Meisterwerk am 10.Dezember 1884 in England und Kanada. (ISBN-Kontrolle: xx-2593-5)
  2. Vorname im Titel eines Mystery-Thrillers von Joe Wright aus dem Jahr 2011. Nachname eines ehemaligen Fußballspielers mit Spitznamen „Ennatz“, der bis 1987 beim FCS04 spielte. Sie schrieb über so manch skurrile Wehwehchen. (ISBN-Kontrolle: xx-37412-3)
  3. Dr. Virginia Beckett begleitet durch glückliche Übelkeit, Sorgen und Gewichtszunahme. (ISBN-Kontrolle: xx-2089-8)
  4. Die Chronik der aus dem Pabel Moewig Verlag stammenden Science Fiction Reihe, die seit 1961 wöchentlich erscheint. (ISBN-Kontrolle: xx-330-7)
  5. 128+97+317+255+181=? ---  Dritter Track aus dem U2 Album „Achtung Baby“ ---Konkateniere die Jahreszahlen (letzten beiden Ziffern) der folgenden Ereignisse: Deutsche Wiedervereinigung, erstes erfolgreiches Reaktorexperiment im Chicago Pile, 4-Pfennig-Münze wird für ungültig erklärt --- Wurzel aus 7744 --- 37. Tag des Gregorianischen Kalenders
  6. Die Zeichnung des sechsjährigen Ich-Erzählers zeigt eine Riesenschlange, die einen Elefanten verdaut (keinen Hut). Das geforderte Schaf steckt in der Kiste. 1943 in New York erschienen. Französischer Autor. (ISBN-Kontrolle: xx-0049-6)
  7. Gesammelte Werke bekannter Deutscher Märchenbrüder (Ausgabe 2012) (ISBN-Kontrolle: xx-7532-1)
  8. Recipe book of Mr. Cohen and Mr. Greenfield. (ISBN-Kontrolle: xx-312-3)
  9. Amerikanische Jugendbuchserie und erfolgreichste Hörspielserie der Welt. Folge: mlhvGoiseneile sfnteoBhtca (ISBN-Kontrolle: xx-12324-9)
  10. Du dachtest im Ernst, mit Hinweis der Zehn. Ist Dir schon erlaubt, Dein Geschenk zu seh'n? So einfach ist’s nicht, Du hast es gewusst. Drum mache Dir schnell, die Antwort bewusst. Löse das Rätsel, aus Ziffern und Zeichen. Nur der halbe Grips, wird Dir hier nicht reich'n. Setze zusammen, und finde die Saat. Nutz' das Orakel, und folge dem Rat. --- Das Rätsel nach diesem Hinweis: Buchstabensalat: muhnfaric = „ruf mich an“, Seitenzahlen ergeben Handynummer, Zeilenzahlen gruppieren die Buchstaben für die Lösung in drei Gruppen, Lösung: Handynummer anrufen und Orakel fragen

(Fio)

Kommentare

Seiten

Mundolibris kommentierte am 23. Oktober 2013 um 05:59

Welch tolle Idee! Ich beglückwünsche Dich zu Deinem Gemahl...

... ich finde Du solltest zu schreiben beginnen. Du hast einen tollen Schreibstil.

 

LG

unclethom

fio kommentierte am 23. Oktober 2013 um 22:26

Das erste Kompliment gebe ich sehr gerne an den Gemahl weiter und ich selbst freue mich über das zweite. Vielen Dank! :)

lesebrille kommentierte am 24. Oktober 2013 um 08:24

Eine sehr schöne Geschichte,diesen Geburtstag kannst du nie vergessen.Er wird immer in Erinnerung bleiben.:)

GuteMiene kommentierte am 24. Oktober 2013 um 19:02

Grandios! :)

Hans kommentierte am 28. Oktober 2013 um 03:34

Wunderbare Geschichte, da hat sich jemand sehr viel Mühe gemacht. :)

nikolausi kommentierte am 29. Oktober 2013 um 17:56

Eine ganz tolle Geschichte und ein ganz toller Ehemann. Die Geschichte lese ich sicherlich noch einmal.

Arkascha kommentierte am 08. November 2013 um 14:03

Wow, das ist ja mal ein Geschenk!! Echt klasse! Und Glückwunsch zu einem Mann der sich so viel Mühe gibt ;)

fio kommentierte am 08. November 2013 um 14:06

Danke :)

Anja H. kommentierte am 08. November 2013 um 17:26

Süß... Wünsch euch beiden alles erdenklich Gute für die Zukunft.

 

fio kommentierte am 08. November 2013 um 20:25

Das ist lieb! Vielen Dank! :)

MelE kommentierte am 09. November 2013 um 07:50

Halt deinen Mann ganz, ganz fest ☺ und lasse ihn nicht mehr los!

fio kommentierte am 12. November 2013 um 13:07

Das mache ich :)

Bookworm66 kommentierte am 12. November 2013 um 08:31

Eine wunderschöne Art und Weise, einen Büchergutschein zu "verpacken". Beim Lesen der Geschichte konnte ich die Spannung, die Gänsehaut und die Tränen gut nachvollziehen ...

Steffi1904 kommentierte am 15. November 2013 um 19:25

Hab den Artikel grad erst hier entdeckt - ich glaub das ist die romatischste Geburtstagsgeschenkegeschichte die ich lesen durfte. Und dann auch noch so toll geschrieben. Einfach schön - ich hatte ein paar Tränchen in den Augen.

fio kommentierte am 15. November 2013 um 20:39

Danke für das wunderschöne Kompliment! :)

gaby2707 kommentierte am 24. November 2013 um 01:43

Ich freue mich auch immer wieder über einen Büchergutschein - und Deine Geschichte ist einfach wunderbar.

fio kommentierte am 24. November 2013 um 10:48

Danke! :)

Lrvtcb kommentierte am 24. November 2013 um 01:56

Das ist einfach ein wunderschöner Beitrag. Ich wünschte, ich hätte auch so einen Freund. So kann ich jetzt auch verstehen, dass dieser Gutschein nicht unpersönlich war und einzig artig ist.
Außerdem macht mir das die mayersche nur noch sympathischer, dass da alle so mitgespielt haben. Vielen Dank, dass du dieses Erlebnis mit uns geteilt hast. ;)

fio kommentierte am 28. November 2013 um 11:28

Ich fand es auch sooo wundervoll, dass alle mitgespielt haben, Von der Zentrale, die das OK für das Ganze gegeben hat, über die Buchhändlerinnen, die mir geholfen haben, die Titel zu finden, die ich selbst nicht aufstöbern konnte, bis hin zu der Dame an der Kasse, die mir den letzten Umschlag überreicht hat.

Eben deshalb ist das meine Lieblingsbuchhandlung. Nicht nur wegen der Gutscheinjagd, sondern auch wegen vielem was ich davor und noch mehr wegen dem, was ich danach mit einigen Menschen erlebt habe, die bei der Mayerschen arbeiten.

 

muecke77 kommentierte am 28. November 2013 um 09:56

Die Geschichte ist einfach zauberhaft. Dein Mann hat sich wirklich viel Mühe gegeben.

kleiner Neidfaktor :-)

Bibliophilia kommentierte am 28. November 2013 um 14:56

Eine wirklich sehr schöne Geschichte. Wirklich toll, was sich dein Mann da ausgedacht hat. Muss ja wirklich einiges an Mühe gekostet haben :)

fio kommentierte am 28. November 2013 um 15:22

Ich kann das auch heute immer noch nicht fassen! Er behauptet aber übrigens nach wie vor steif und fest, dass es kaum Mühe gemacht hat.

Mein lieber Gutscheindieb hat mir jetzt außerdem verraten, dass es eine ziemlich spontane Aktion war. Die Idee kam ihm nämlich erst drei Tage vor meinem Geburtstag. Daraufhin ist er dann zur Essener Mayerschen gegangen, hat von seinem Plan erzählt und gefragt, ob so etwas möglich sei. Ohne Zögern bekam er ein Ja. Also hat er zehn verschiedene Bücher herausgesucht und sich die Seiten-, Zeilen- und Buchstabennummern für den Hinweis auf das Telefon-Orakel notiert. Danach hat er den Gutschein und die kleinen, dunkelroten Umschläge gekauft. Einen Tag vor meinem Geburtstag hat er sich schließlich die Hinweise und Reime einfallen lassen und sie abends kurz vor Ladenschluss in der Mayerschen hinter den Büchern versteckt, die er dafür ausgesucht hatte. 

Er hat mir gesagt, ich soll sein Geheimnis verraten, damit sich vielleicht mehr Leute trauen, so etwas zu machen :-)))

Lesekatze kommentierte am 01. Dezember 2013 um 17:04

Eine spannende, romantische "Verpackung" für einen Büchergutschein :-)

War sicherlich ein ganz toller Tag für Euch und Du hast diesen besonderen Tag sehr schön erzählt, so das man richtig mitfühlen konnte *feuchtAugenwegblinzel* Danke dafür :-)

 

mell kommentierte am 02. Dezember 2013 um 15:02

Das ist ja ein Traumgeschenk. Mit Liebe gemacht und so viel Mühe. Wunderschön ♥

Caröchen kommentierte am 02. Dezember 2013 um 20:21

Oh mein Gott wie schön, ich habe Tränen in den Augen! Unglaublich was er sich ausgedacht hat.

jaqui_87 kommentierte am 03. Dezember 2013 um 09:46

oooh, wie schön! da musste ich mir doch wirklich grad ein paar Tränchen wegdrücken ;)

 

wunderschöne Geschichte und wirklich toll geschrieben! :)

lg

fio kommentierte am 03. Dezember 2013 um 10:04

Danke! :)

yvy bemerkte am 12. Dezember 2013 um 11:57

Eine wunderschöne Geschichte, toll erzählt - danke, dass ich dadurch teilhaben durfte.
Fio, wo hast du diesen Mann gefunden (auch in der Mayerschen)?   ;-D

Ich wünsche euch noch ganz viele solcher schönen Momente gemeinsam.

fio kommentierte am 12. Dezember 2013 um 21:12

Das ist lieb von dir, ich danke dir sehr!!! :-)))

 

Mone91 kommentierte am 22. Dezember 2013 um 22:35

Eine wundervolle Geschichte, das muss wahre Liebe sein.

Du schreibst wirklich gut. Solche Momente bleiben für die Ewigkeit im Gedächnis. 

Ursula Eckert kommentierte am 28. Dezember 2013 um 13:22

Das ist ja eine wunderschöne Geschichte und dann auch noch so toll erzählt :-) !

Habe die Geschichte gerade erst beim stöbern entdeckt - wirklich klasse - ein toller Ehemann mit einer sehr schönen Idee.

Das es die Mayersche in Essen war finde ich nochmals gut, da ich auch gerne dort bin.

Weiterhin alles Liebe und einen guten Start ins Neue Jahr ;-)

Gruß aus Essen U.Eckert

fio kommentierte am 28. Dezember 2013 um 13:50

Vielen Dank! Auch dir alles Liebe und ein glückliches Neues Jahr! :-)

Lemmi und die Schmöker kommentierte am 29. Dezember 2013 um 07:25

Was für eine wunderschöne Geschichte Du da erleben durftest - und wir durften teilhaben! Danke! Deine Erzählung hat mich sehr gefesselt.

fio kommentierte am 29. Dezember 2013 um 08:15

Danke schön! Das war wirklich ein wundervolles Erlebnis und ich danke meinem Mann von Herzen, dass er mir damit die unvergesslich schöne Handlung für diese Geschichte geschenkt hat <3

Lemmi und die Schmöker kommentierte am 30. Dezember 2013 um 12:12

Und eine Erinnerung, an der Du Deinen Sohn sicher gerne mal teilhaben lässt. :-)

fio kommentierte am 30. Dezember 2013 um 18:40

Auf jeden Fall! Allein schon deshalb, weil er an dem Tag quasi mit dabei war. Wir wussten es nur noch nicht :)

Lily911 kommentierte am 03. Januar 2014 um 18:49

Wow, einfach super diese Geschichte! Das muss WIRKLICH ein unvergessliches Erlebniss sein! Danke, dass du diese Geschichte mit uns allen geteilt hast. (^o^)

fio kommentierte am 03. Januar 2014 um 22:35

Sehr gerne! : )

Hope kommentierte am 12. Januar 2014 um 16:54

Eben gerade auf diese schöne Geschichte gestoßen. Wunderschön!!! Konnte bei deinem tollen Schreibstil richtig mitfiebern und erahnen, wie du dich damals gefühlt hast.

Halte deinen Herzensmann gut fest, es gibt nicht wirklich viele, die ihrer Partnerin auf so liebevolle Art und Weise ihre Liebe zeigen. Ich wünsche euch noch ganz, ganz viele schöne Stunden in der Mayrischen mit grünen Tee und liebevoller Zweisamkeit. :-)

fio kommentierte am 12. Januar 2014 um 19:46

Vielen Dank!!! : )))

Katrin Jahr kommentierte am 27. Januar 2014 um 22:06

Oh das ist ja ne tolle Geburtstagsidee, sowas bleibt unvergesslich und ist einfach auch eine tolle Liebeserklärung von deinem Mann an dich

Zieherweide kommentierte am 31. Januar 2014 um 09:22

Das ist ja ein wundervolles Geschenk! Ich habe mich regelrecht mit dir mit gefreut, als ich diesen Artikel las. Wunderschön und eine Erinnerung, die wohl für immer bleibt. ^^

nachtOvOeule kommentierte am 01. Februar 2014 um 17:43

Wow.. eine wirklich schöne Geschichte... du schreibst es so dass ich dich förmlich durch die Regale gehen sehe und nach dem passenden Buch suchen.

Ein wundervolles Geschenk von deinem Mann!

geli73 kommentierte am 14. Februar 2014 um 21:42

Ich bin gerade erst auf die Geschichte gestoßen. Was für eine wundervolle Idee. Wie gut Dich Dein Mann kennt. Und dass außerdem alle mitgemacht haben, einfach schön. Das wäre mein Traum, so ein tolles Geschenk zu bekommen.

Und Dein Schreibstil gefällt mir auch sehr.

Shanna kommentierte am 15. Februar 2014 um 15:20

Einfach nur "Wow" und Herzlichen Glückwunsch zu diesem unglaublichen Ehemann ;-)

nonchalance kommentierte am 27. Februar 2014 um 16:20

Die Geschichte gefällt mir, super geschrieben.

Noelas_books kommentierte am 04. März 2014 um 14:49

Ach Mensch, da wird man ja ganz gerührt, wenn man das liest. Wunderschön ;-) Und toll, dass die Mayersche mitgemacht hat!

das Geheimnis der Bücher kommentierte am 26. März 2014 um 17:54

wow klasse

Carlali kommentierte am 07. April 2014 um 12:29

Als ich das gerade gelesen habe hab ich geweint! Eine wunderbare Idee und eine wunderbare Geschichte!

TheBookWorm kommentierte am 13. Mai 2014 um 21:35

WOW wo hast du diesen Mann gefunden und gibt es da noch mehr von der Sorte? ;-) Eine echt sehr süße Geschichte! :-)

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