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Das etwas andere Interview

Interview mit Finn, äh, Juliane Seidel

Das etwas andere Interview, geführt von den Protagonisten aus den Romanen.

Seid gegrüßt. Mein Name ist Finn und ich freue mich sehr, hier einige grundlegende Dinge richtig zu stellen, denn meiner Meinung nach wurde für die Buchreihe „Assjah" mit Kim die falsche Hauptperson ausgewählt. Unterdessen ist bereits der erste Band „Die lebenden Träume" beim Bookshouse Verlag erschienen und es ist Eile geboten, um wenigstens bei der geplanten Fortsetzung „Die vergessenen Kinder" diesen Fehler wieder gut zu machen.

Doch zunächst zu meiner Person: Ich war einst ein mächtiger Feuerdrache, jedoch friste ich momentan mein Dasein notgedrungen als Rattendrache, da man mich auf diesem Weg besser „hinter Blumentöpfen" verstecken kann. Ich wurde nämlich aus meiner Heimat Adaan in eine Stadt namens Wiesbaden gezehrt und von einem inkompetenten Magier verkleinert. Unterdessen lebe ich seit einigen Monaten bei Kim und habe mich an diese Welt gewöhnt (das Essen ist toll und die Technik einfach praktisch). Als ich erfahren habe, dass unsere Abenteuer von Juliane Seidel in Buchform niedergeschrieben wurden, habe ich sie durchgelesen und gleich darauf einen Blog eröffnet, um die Ereignisse aus meiner Sicht darzustellen. Und meine Proteste zeigen Wirkung – ansonsten würde ich jetzt nicht hier sitzen und Fragen beantworten ...

 

1. Stell uns Juliane Seidel doch erst einmal kurz vor.

Wie? Sie vorstellen? Ich dachte es geht hier um mich. Ach und um eines klar zu stellen: Drachen fassen sich nie kurz!

Aber gut, ich will nicht so sein. Juliane Seidel wurde vor über 30 Jahren in einem kleinen thüringischer Städtchen geboren. Was für ein Frischling, immerhin gehe ich auf die 200 zu! Sie lebt zusammen mit ihrer Freundin Tanja in derselben Stadt, wie Kim. Im Grunde schaut sie regelmäßig bei ihm vorbei und quetscht ihn über die Abenteuer aus, die wir erlebt haben. Wahrscheinlich ist Kim deswegen die Hauptfigur geworden. Soweit ich das mitbekommen habe, teilt sie sich mit Kim einige Hobbies: Zeichnen und Pen&Paper Rollenspiel (ich versuche immer noch herauszufinden, was das genau ist). Zudem liest sie gerne (Fantasy, oder wie das heißt), schreibt Bücher und Rezensionen und gestaltet Internetseiten, wovon ich profitiere, da sie mir meinen Blog eingerichtet hat.

 

2. Was denkst du über Juliane Seidel, wie findest du sie? Gibt es etwas, was du besonders toll an ihr findest, wofür du sie beneidest? Oder etwas, was du so gar nicht leiden kannst?

Kann es sein, dass sich dieses Gespräch nicht wirklich meinen Problemen widmet? Ich hoffe, das ändert sich noch!
Mal überlegen ... ob ich sie beneide? Nein, wieso? Sie ist ein Mensch, ich ein Drache. Sie ist so magisch wie ein Backstein, ich bin zumindest in meiner Drachenform in Feuermagie unschlagbar. Ansonsten hat sie einen schlechten Geschmack. Das merkt man schon daran, dass sie sich für Kim entschieden hat. Zudem ist sie chaotisch und unorganisiert (ich glaube, da färbt Kim ab)
Was ich ihr anrechne sind ihre Ausdauer, ihr Durchhaltevermögen (wenn ich mir anschauen, wie oft sie unsere Abenteuer niedergeschrieben hat ...) und ihre Vorstellungskraft, die fast an die Kim heranreicht.

 

3. Du verbringst doch viel Zeit mit ihr, was tut sie, wenn sie nicht schreibt?

Puh, für meinen Geschmack zuviel. Wie schon gesagt, sie steckt ihre Nase immer wieder in seltsame Bücher (ich habe eine Horrorgeschichte über die Berliner Unterwelten und so einem komischen Sandmann in ihrem Schrank entdeckt, „Glasseelen" hieß das, und grüble immer noch, ob das Ganze wahr ist, oder nicht!), zeichnet mit ihrer Freundin Tanja zusammen für irgendwelche Auftraggeber oder trifft sich mit Freunden zu gemeinsamen Rollenspiel (die sitzen dann alle um einen Tisch herum und erzählen gemeinsam irgendwelche Abenteuergeschichten). Außerdem ist sie immer auf Achse, um zur Arbeit oder auf Veranstaltungen zu fahren – ich glaube die verbringt ihr halbes Leben in diesen modernen Fortbewegungsmitteln namens Auto. Zumeist ist Tanja mit von der Partie, die scheinen echt wie Gift aneinander zu kleben. Das merkt man auch daran, dass Tanja unsere Abenteuer kennt und aktiv mitgestaltet – ich glaube sie nennen das gemeinsam plotten.

 

4. Hat sie ein Vorbild? Schriftstellerisch oder auch im »normalen« Leben?

So langsam werde ich wütend! Haben wir nicht lange genug über sie gesprochen?

Ich weiß nicht, ob sie Vorbilder hat. Wenn ich eins benennen müsste, wäre es ihre Freundin Tanja, die ebenfalls schreibt und zeichnet. Ich glaube das liegt daran, dass ihre Freundin unheimlich kreativ ist und Juliane in vielen Dingen inspiriert hat.

 

5. Gibt es Rituale, die Juliane Seidel beim Schreiben anwendet? Das Hören bestimmter Musik oder vollkommene Stille, etwas bestimmtes zu Essen, das in Reichweite stehen muss?

Soweit ich das mitbekommen habe, mag sie beim Arbeiten eher die Stille, oder Musik ohne Gesang (sie nennt es Filmmusik). Ansonsten hat sie keine besonderen Rituale, oder fällt eine Tasse Tee (den sie vergisst und trinkt wenn er kalt ist) und jede Menge Schokolade (die sie leider nie vergisst, was man ihr deutlich ansieht!) dazu?

 

6. Wie hast du sie kennengelernt?

Erstmals habe ich sie bei einem Gespräch mit Tanja getroffen. Es ging um Rattendrachen, wobei sie die Vorstellung der beiden Damen unterschieden – Tanja dachte an einen Drachen, der einen genauso breiten Hintern hat, wie eine ihrer Ratten, Juliane an eine Mischung aus Ratte und Drache.

Damals war ich glücklicherweise noch nicht namentlich im Gespräch, doch das änderte sich, als mich Kim nach Wiesbaden holte und von diesem Magier in einen Rattendrachen verzaubert wurde. Wenn ich es mir recht überlege, haben Kim und Juliane das wahrscheinlich geplant, getreu dem Motto: Wir brauchen einen Freiwilligen, den wir in einen Rattendrachen verwandeln können.

Irgendwann werde ich mich an ihnen rächen, aber vorher muss ich dafür sorgen, dass Juliane unsere Abenteuer endlich korrekt aufschreibt. Ich gebe nicht auf, und wenn ich zu einem Quälgeist werden muss!

 

7. Weißt du, ob es bei ihr immer so ist, oder ist es bei anderen Geschichten und deren Charakteren anders abgelaufen ist?

Ob sie immer die falschen Leute als Protagonisten wählt? Ich hoffe doch nicht, ansonsten fordere ich hiermit alle Opfer auf, sich bei mir zu melden! Gemeinsam sind wir stark. Zusammen sorgen wir dafür, dass unsere Geschichten unverfälscht erzählt werden. Wir brauchen nur ein wenig Seil, einen Knebel und ein paar mittelalterliche Folterinstrumente. Ich bin sicher, sie lässt sich davon überzeugen.

 

8. Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir? Was macht dich für Juliane Seidel so besonders?

Warum du das Interview mit mir führst, weiß ich doch nicht. Müsstest du das nicht eher wissen, als ich. Was mich wieder dazu bringt, warum wir hier nur von Juliane reden und nicht wirklich von mir und meinen Problemen. Aber ich denke, die habe ich geschickt in meine Antworten einfließen lassen.

Zur zweiten Frage: Warum ich für Juliane etwas besonderes bin? Ich bin ein gewaltiger Feuerdrache und ich glaube sie mag mich gerne, auch wenn sie für meinen Geschmack Kim zu oft besucht und mich hin und wieder links liegen lässt. Dafür werde ich immer wieder von diversen Künstlern portraitiert (allen voran Tanja, die mich stets von meiner Schokoladenseite malt) und ziere zumindest den Buchrücken (im Gegensatz zu Silberfünkchen und Goldlöckchen).

 

9. Werfen wir doch einen Blick in die Kristallkugel: Was hält die Zukunft für Juliane Seidel bereit? Wie sieht der momentane Stand ihrer/seiner Arbeit aus? Gibt es bald etwas Neues zu lesen?

Momentan arbeitet sie eifrig an der eingangs erwähnten Fortsetzung „Die vergessenen Kinder". Leider ist sie damit fast fertig, so dass ich bezweifle, dass meine Proteste bei diesem Werk Früchte tragen. Das Buch soll ja schon im Herbst erscheinen und so wie es aussieht, geht es danach weiter. Sie hat bereits mit dem dritten Band angefangen, doch da dieser in den Kinderschuhen steckt, hoffe ich, dass ich spätestens dann meine Position als Hauptcharakter erkämpft habe (diesbezüglich noch mal mein Aufruf an alle geschädigten Figuren – meldet euch bei mir!).

 

10. Ein herzliches Dankeschön an Finn für die Beantwortung der Fragen. Für die letzte Frage möchte ich der Autorin selbst eine Gelegenheit geben, noch etwas loszuwerden, bzw. vielleicht auch etwas richtigzustellen, was von Finn gesagt wurde.

Tja, was soll ich dazu sagen – Finn hat sich ja alle erdenkliche Mühe gegeben, seinen Standpunkt darzulegen und sich ausführlich darüber zu beschweren, dass er nicht zu Hauptfigur geworden ist. Nimm es mir nicht übel, Finn, aber du bist ein wenig zu egozentrisch und selbstverliebt, um der Held zu sein. Daher bitte ich alle „Opfer" darum, von Sammelklagen und Folterabsichten abzusehen. Ich gebe mir Mühe euch alle möglichst präsent in meine Geschichten einzubauen.

Und noch eine Sache: Ja, ich liebe Schokolade und ja, ich bin körperlich ein wenig rundlicher, aber wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen – immerhin mag Finn Süßzeug fast noch mehr als ich und hat einen so breiten Hintern, dass er selbst dann nicht fliegen könnte, wenn seine Flügel doppelt so groß wären.

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