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Das etwas andere Interview

Interview mit Joshua Benning, äh, Tanja Bern

Das etwas andere Interview - geführt mit Protagonisten aus Romanen über deren Autoren :)

Mein Name ist Joshua Benning, ich bin 35 Jahre und meine Geschichte ist in dem Roman „Ruf der Geister" erzählt. Ich arbeite als Streetworker in Gelsenkirchen und habe, nun ja, eine übernatürliche Gabe.

Ich habe überhaupt kein Problem damit, von Tanja zu erzählen. Wir haben rein gar nichts zu verheimlichen. *senkt die Stimme* Hoffentlich ...

 

Die Luft ist stickig in dem kleinen Raum. Die einsame Arbeitsleuchte auf dem glatten Tisch strahlt direkt in sein Gesicht.

 

1. Was können Sie uns zu Tanja Bern sagen - los, was müssen wir wissen?

Du lieber Himmel! Muss das mit dem Licht sein? Okay, okay! Ist ja gut, ich versteh schon.

Tanja ist ein sehr leidenschaftlicher Mensch. Wenn sie ihr Herz an etwas verliert, ist sie so zielstrebig, wie kaum jemand, den ich kenne. Ich mag mir kaum vorstellen, wie es in ihrem Kopf aussieht, mit all diesen unterschiedlichen Geschichten darin. Trotzdem scheint sie dort Schubladen zu besitzen, die sie je nach Bedarf öffnen und schließen kann. Manchmal stelle ich mir das wie eine Gratwanderung vor. Obwohl ich sie verstehen kann. So wie ich Geister sehen und hören kann, so kann sie wohl Buchcharaktere wahrnehmen. Aber es gibt auch noch eine andere Seite an ihr, die ich zutiefst bewundere. Sie kann wunderbar mit Kindern und Tieren umgehen, hat einen ganz besonderen Blick auf die Welt. Darum beneide ich sie manchmal.

 

2. Aha, Sie beneiden Tanja also um etwas? Oder schlimmer, es gibt etwas, was Sie gar nicht leiden können? Wir haben also ein Motiv?

Ähm, also so war das nicht gemeint! Aber natürlich gibt es auch Dinge, die ich nicht so an ihr leiden kann. Manchmal hat sie Probleme gewisse Prioritäten richtig einzuschätzen und dann kann das auch mal in ein heilloses Chaos ausarten, beziehungsweise in Stress. Unpünktlich ist sie auch ab und zu, aber ich glaube, das ist schon viel besser geworden. Aber ein Motiv? Ich bitte Sie!

 

3. Das hört sich so an, als würde Tanja nicht ununterbrochen schreiben - was macht sie denn in dieser Zeit?

Ich weiß, dass sie ab Mittags für ihre Tochter da ist. Die Familie und so unliebsame Dinge wie den Haushalt haben dann Vorrang, aber meist arbeitet sie ab 22:30 Uhr wieder. In ihrer Freizeit geht sie gerne in die Natur und Tanja liest auch gerne. Natürlich nicht nur die eigenen Bücher, sondern die anderer Autoren.

 

4. Ein Trittbrettfahrer? Welchem Vorbild eifert sie nach? Ist das nur schriftstellerisch so, oder auch im »normalen« Leben?

Nein, nein, sie ist kein Trittbrettfahrer! Sicher greift sie mal eine Idee auf, die sie wo aufschnappt, besonders, wenn es um Werbung geht. Aber sie ging schon immer ihren eigenen persönlichen Weg. Direkte Vorbilder hat sie eigentlich nicht. Aber ich weiß, dass sie ein Bild von sich in Gedanken gezeichnet hat und darauf arbeitet sie hin. Vielleicht erschafft sie auch bei jedem Buchcharakter ein wenig von sich selbst, entdeckt so neue Facetten an sich. Eigentlich eine interessante Vorstellung, oder?

 

5. Gibt es Rituale, die Tanja beim Schreiben anwendet? Hängt sie bestimmter ritualistischer Musik an, oder gibt es irgendwelche berauschende Nahrungsmittel, die stets griffbereit liegen müssen?

Berauschende Nahrungsmittel? Oh ja! Tanja liebt Instant-Kaffee, so wie ich. Aber sie lutscht auch ständig so Eukalyptusbonbons. Zum Schreiben nutzt sie meist Musik, aber zu jeder Szene eine andere. Manchmal sucht sie urlange nach dem richtigen Song. Da hätte sie die Szene oft schon dreimal geschrieben. Aber sie sagt immer, es muss der richtige Soundtrack sein. Findet sie den nicht, dann schreibt sie lieber ohne. Am liebsten arbeitet sie an ihrem neuen Schreibtisch. Dort finden sich Kristalle, Halbedelsteine, Figuren, Schmuck, aber vor allem Muscheln und Steine aus den Ländern, die ihr wichtig sind, beziehungsweise, wo sie Sehnsucht nach verspürt. Diese Dinge geben ihr auf irgendeine Weise wohl auch ein bisschen Inspiration. Ich kann das nicht so nachvollziehen. Meine gute Freundin Ina, die sehr esoterisch angehaucht ist, kann das besser verstehen.

 

6. Wie kam Tanja auf Ihre Spur?

Ich traf sie das erste Mal, als sie in ihrer Küche ganz allein einen Kaffee trank. Ihre Agentin hatte ihr damals einen Floh ins Ohr gesetzt und so war sie wild entschlossen, einen Krimi zu schreiben. Sie hatte nicht einmal eine richtige Idee, aber ich wusste gleich, dass nur sie meine Story erzählen kann. Ich spürte, dass sie die Gabe hat, völlig in ihre Figuren einzutauchen, und genau so etwas suchte ich. Also stellte ich mich vor und erzählte, was mir passiert war. Tanja war schnell fasziniert und eines kann sie wirklich gut − zuhören und die gehörten Dinge schriftstellerisch in die richtigen Bahnen lenken.

 

7. Wissen Sie, ob sie sich Ihre Opfer immer auf diese Weise aussucht, entstehen ihre Geschichten immer so?

Sie erzählte mir, dass es meistens so ist. Oft tauchen die Figuren bei ihr auf, wie bei mir die Geister. Die Geschichte entwickelt sich dann wie ein Film in ihrem Kopf. Natürlich existiert auch mal eine Idee zuerst, aber sie steht und fällt damit, ob dazu eine Figur existiert, oder beginnt zu existieren.

 

8. Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Verhör mit Ihnen, was macht Sie so besonders für Tanja Bern?

Das hat zweierlei Gründe. Ich befürchte, der erste Grund ist total emotionslos, denn „Ruf der Geister" ist ihr aktuelles Buch. Aber ich weiß auch, dass sie sich ein winziges Bisschen in mich verguckt hat. Bitte verraten Sie ihr nicht, dass ich das weiß! Sie denkt, ich merke es nicht. Allerdings weiß ich, dass es ihr bei fast allen Hauptfiguren so geht. Für mich ist sie mittlerweile wie eine Schwester, aber ich weiß von zwei Charakteren, die sie wohl noch besser kennen als ich. Doch sie wählte mich, weil sie vielleicht auch wissen wollte, was ich über sie denke, denn ich bin so ... normal(?) im Gegensatz zu manchen anderen Figuren. − Liest sie das hier eigentlich später? Ja? Mist! Können wir das mit dem Verguckt-sein dann wieder streichen? Nein? Och Mann ...

 

9. Schauen wir uns doch einmal die Beweise an: Was wird sie wohl als Nächstes tun? Woran arbeitet sie wohl gerade? Heckt sie einen Plan zur Ergreifung der Weltherrschaft aus? Wann werden wir neue Hinweise erhalten?

Im November geht Tanja nach Schweden zu Elias und Keija. „Der silberne Flügel" ist so gänzlich anders als meine Story, dass ich sehr gespannt darauf bin. Es wird zwar Fantasyelemente geben, aber ich kenne einige Passagen, die mich schon fast an einen Thriller erinnern, denn es geht auch um eine gnadenlose Jagd durch das Skandengebirge. Ah, in den Dunkelwald muss sie auch noch. Da warten nämlich die Decoxe, kleine Gesellen, die man für Waschbären halten könnte, würden sie nicht ihre blauen Shirts tragen. Also auf das Buch freu ich mich schon, das bekommt meine Nichte zum Geburtstag. Leonie liebt solche Geschichten. Eine hohe Priorität hat gerade Nordengland und der Lake District. Dort lebt einer der Protagonisten, von denen ich gerade sprach. Zusammen mit Lórian aus ihrer irischen Fantasy-Buchreihe ist wohl John McKay der Charakter, der sie am besten kennt. Tanja ist in seine Story sehr verwickelt und das Buch kommt im nächsten Sommer heraus und wird „Nah bei mir" heißen. Ich muss John und Lórian mal auf einen Kaffee bei mir einladen. Das wäre doch mal ein Zusammentreffen!  Danach befasst Tanja sich mit Brãn, einem jungen Mann, der eine außergewöhnliche Gabe entwickelt und im Zeichen der Rabenfeder steht. Aber die Weltherrschaft strebt sie erst in ihrem High Fantasy „Navarye" an. Aber das Projekt wird noch vorgestellt und hat noch kein Zuhause gefunden.

Neue Hinweise liefer ich Ihnen gerne, vor allem, was mich betrifft. Tanja hat mich nämlich überredet auch nach Facebook zu gehen und so habe ich jetzt eine eigene Seite, erzähle selbst und würde mich über Likes freuen: www.facebook.com/pages/Joshua-Benning/493665154063462

Für alle weiteren Infos ist Tanjas Homepage aber geeigneter: www.tanja-bern.de

 

Knipst die Lampe aus und lehnt sich zurück...

 

Endlich schalten sie diese Lampe aus! Schlimmer als im Verhör mit Dornfeldt.

 

10. Ein herzliches Dankeschön an Joshua Benning für die Beantwortung der Fragen. Für die letzte Frage möchte ich der Autorin selbst eine Gelegenheit geben, noch etwas loszuwerden, bzw. vielleicht auch etwas richtigzustellen, was von Joshua Benning gesagt wurde.

Oh, ich darf auch was sagen? Da habe ich gar nicht mit gerechnet!

Ich bin erstaunt, wenn ich das hier lese, Josh. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass du mich so einschätzt. Und ich meine das jetzt positiv! Ich möchte deine Worte auch gerne so stehenlassen. Danke Josh! *flüstert* Ähm, aber dass mit dem Verguckt-sein sagen wir nicht meinem Mann, okay?

Ruf der Geister von Tanja Bern (Oldigor Verlag) Tanja Bern, Foto: Lothar Blouss Interview mit Morgana, äh, Annika Dick