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Dystopische Literatur

Schöne neue Welten

Klassiker wie "1984" oder "Brave new world" haben bis heute nicht an Relevanz verloren. Dystopische Literatur erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und ist gerade im Jugendbuchbereich besonders gefragt.

Am 21. November war es soweit. Der von vielen Fans lang ersehnte Film „Catching Fire“ startete in den deutschen Kinos und ist mit einem Besucheraufkommen von 1,47 Millionen  innerhalb der ersten Woche einer der erfolgsreichsten Filme dieses Jahres. Es ist der zweite Teil der Panem-Trilogie, die von der US-amerikanischen Autorin Suzanne Collins stammt und im Original unter dem Titel „The Hungergames“ veröffentlicht wurde.

Eine Dystopie wie sie düsterer kaum aussehen könnte: Im diktatorisch regierten Staat Panem werden jedes Jahr zwei Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren aus den 12 unterdrückten Distrikten ausgewählt, die an den sogenannten „Hungerspielen“ teilnehmen müssen. Für die Bewohner des Kapitols ist es eine Unterhaltungsshow, die live übertragen wird. Für die Tribute ist es ein Kampf um Leben und Tod, denn nur einer von ihnen kann überleben. Im Mittelpunkt steht das Schicksal der 16-jährigen Katniss, die sich, als ihre kleine Schwester ausgewählt wird, freiwillig als Tributin meldet.

Ein diktatorisches Regime und eine Heldin, die gegen die Ungerechtigkeit kämpft? Ist das der Stoff, aus dem Dystopien gemacht werden?

Im griechischen bedeutet „dys“ so viel wie „un“ und „topos“ kann mit dem deutschen Wort „Ort“ übersetzt werden. Wir sprechen von dem Gegenteil einer Utopie, von einem „Un-Ort“ – ein Ort, den es eigentlich nicht gibt. Dystopien sind fiktionale Erzählungen, die in der Zukunft spielen und meist negativ enden.

Erste Ansätze für Dystopien gab es bereits während der Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert. Die sozialen und technischen Veränderungen sorgten in der Gesellschaft nicht nur für positive Resonanz, sondern auch für Unsicherheiten. Die Dampfenergie, die nun für die Energieversorgung genutzt wurde, bot der Industrie viele neue Möglichkeiten, die zu schlechten Gehältern der Arbeiter und erbärmlichen Lebensbedingungen führten. Das Bewusstsein für potentielle Veränderungen – im technischen sowie im gesellschaftlichen Bereich – wuchs, die Machthaber wurden noch mächtiger, und damit kam auch die Angst vor den negativen Auswirkungen der Entwicklungen. Ereignisse, die die Welt verändern wie Naturkatastrophen, Kriege oder biologische Entwicklungen regen auch immer die Fantasie an und führen dazu, dass sich Menschen mit den potentiellen Negativ-Folgen beschäftigen. Dystopien sind somit auch immer ein Abbild gesellschaftlicher Herausforderungen und erfüllen eine Warnfunktion. Je nach politischen, sozialen oder technischen Entwicklungen verändern sich auch die thematischen Schwerpunkte in der dystopischen Literatur. Schon in E.T.A. Hoffmanns Werken und Mary Shelleys „Frankenstein“ sind erste dystopische Ansätze zu finden. Es folgten Klassiker wie die „Die Zeitmaschine“ von George Wells, „Brave New World“ von Aldous Huxley und „1984“ von George Orwell.

Wie alle Genres weisen auch dystopische Romane typische Merkmale auf wie z.B.

  • Eine totalitäre Staatsform, die das Leben regelt
  • Überwachung durch die Regierung
  • Aufteilung der Gesellschaft in soziale Klassen
  • Staatliche Propaganda
  • Zensur und eine überwachte Kommunikation
  • Gehorsam gegenüber dem Regime
  • Häufig gibt es einen autoritären Führer, der die Rolle des Antagonisten einnimmt

Seit Ende der 1970er Jahre sind Dystopien auch in der modernen Jugendliteratur  fester Bestandteil. In den 80er Jahren thematisierten Romane wie „Die letzten Kinder von Schewenborn“ oder „Die Wolke“ die Gefahren der atomaren Energie, während in den 90er Jahren Gentechnik eine große Rolle spielte. Gerade in den letzten Jahren kamen immer mehr dystopische Romane auf den Markt. Die „Ugly“-Reihe, "Die Auswahl"„Méto“, „Dustlands“ oder „Die Stadt der verschwundenen Kinder“ sind hier nur eine kleine Auswahl der erfolgreichsten Jugendbücher.

Während gerade in den älteren Dystopien meist männliche Helden im Fokus stehen, sind es in den Jugendromanen häufig junge Frauen, die sich gegen das System auflehnen. Sie fungieren als Sympathieträger und werden durch ihre kritische Einstellung gegenüber den hierarchischen Strukturen zu Identifikationsfiguren. Dabei tragen sie meist nicht nur einen Kampf gegen das Regime aus, sondern auch einen inneren mit sich selbst. Und vielleicht ist gerade das der Grund dafür, dass dystopische Erzählungen bei Jugendlichen so beliebt sind. Neben der Gesellschaftskritik steht die persönliche Entwicklung des Helden im Mittelpunkt und so sind sie auch oft ein stückweit Adoleszenzromane. Gerade die modernen Dystopien versuchen sich dabei vom strikten Gut-Böse-Denken zu lösen und ein differenzierteres Gesellschaftsbild zu entwerfen. Die hohe Bedeutung der thematischen Schwerpunkte gerade für Jugendliche ist wohl nicht zu verleugnen und so kommt es wohl nicht von ungefähr, dass dystopische Literatur auch häufig im Deutschunterricht behandelt wird. So zählen beispielsweise "Schöne neue Welt" oder „Corpus Delicti“ von Juli Zeh in vielen Schulen zur Pflichtlektüre.

Für mich persönlich ist George Orwells Vision eines totalitären Überwachungsstaates eine der düstersten und spannendsten Zukunftsfiktionen überhaupt. Der britische Autor veröffentlichte mit „1984“ einen der bekanntesten Dystopien und inspirierte damit nicht nur viele Schriftsteller. Mit dem Werbeslogan „Big Brother is watching you“ lieferte Orwell außerdem auch den Namen für die umstrittene Fernsehshow „Big Brother“

Aber auch „Die Tribute von Panem“ fand ich sehr spannend und ich freue mich darauf, den zweiten Teil am Wochenende im Kino zu sehen.

Wie ist das bei Dir? Liest Du selbst gerne Dystopien? Welches Buch aus diesem Genre hat Dir besonders gut gefallen?

Kommentare

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Migu kommentierte am 15. Dezember 2013 um 08:37

Unheimlich gut gefallen hat mit "Radioactive" von Maya Shepherd.

"die Tribute von Panem" natürlich auch, ganz klar.

Aber auch "Artikel 5" und "Gesetz der Rache" oder "Die Verratenen" und "die Verschworenen".

Richtig gut fand ich auch "die Enklave".

"Die letzten Kinder von Schewenborn" habe ich mittlerweile schon 5 x gelesen. Wir haben das Buch damals im Unterricht durchgenommen und es steht heute in meinem Regal.

So auch "die Wolke".

LG Ela

Lerchie kommentierte am 15. Dezember 2013 um 13:39

Auch ich mag Dystopien wie die Panem-Trilogie, Die Verratenen und Die Verschworenen. Dark Canopy hat mir nicht soooo gut gefallen, das Buch hatte einige Längen, weshalb ich den zweiten Band auch noch nicht gelesen habe.Ich bin mir nicht ganz sicher ob das Buch von Gennifer Albin Cocoon - Die Lichtfängerin auch dazu gehört. Auf jeden Fall hoffe ich, dass es da noch einen zweiten Band geben wird. Allerdings warte ich jetzt schon richtig darauf, denn der erste ist im Frühjahr 2012 erschienen.

bquadrat kommentierte am 15. Dezember 2013 um 20:23

Ich liebe auch Dystropien, Panem war einfach genial. Jetzt bin ich allerdings auf 1984 neugierig geworden das kenne ich nämlich noch nicht.

chaosbaerchen kommentierte am 16. Dezember 2013 um 06:46

Mich hat die Dystopiewelle schon vor einer ganzen Weile überrollt. Da war zuerst Panem, aber es gab zuvor und vor allem danach noch eine ganze Reihe weiterer Bücher in dem Zusammenhang, die ich mit viel Spaß gelesen habe.

Caragh O'Brien mit ihrer Trilogie und die beiden "Kyria&Reb"- Bücher sind meine Favoriten.

 Aber auch "Beta", "Starters"/"Enders" und "Die Bestimmung" waren nicht schlecht, wobei letzteres Buch verfilmt wird und nächstes Jahr ins Kino kommt und ich den zweiten Teil immer noch nicht gelesen habe.

Mir gefallen diese Bücher mit Science Fiction Touch sehr gut, vor allem, wenn sie zu Ende gedacht werden. 

Ich kannte bis Panem den Begriff "Dystopie" gar nicht. Mir war nur "Utopie" aus der Schule bekannt ("Brave New World")...

Goldstück90 kommentierte am 16. Dezember 2013 um 15:40

Ich liebe Dystopien! Ich mag die Klassiker wie "Schöne neue Welt" und auch "1984". Aber genauso gern habe ich Panem gelesen. Ich freue mich schon auf viele weitere. Einige Dystopien kann man sich ganz gut auch als Gedankenexperimente denken. Vielleicht geben sie nicht nur ein düsteres Zukunftsbild, sondern eine ganz aktuelle Gesellschaftskritik....ein wirklich sehr interessanter Artikel. :)

Blackfairy71 kommentierte am 17. Dezember 2013 um 14:55

Ich kann mit Dystopien nicht so viel anfangen, genau wie mit Steampunk.

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