Interview

CraftFail - Das Buch der DIY-Unzulänglichkeiten

„Zusammen ist man weniger allein" - das dachte sich wohl auch Heather Mann, als sie 2009 eine Online-Plattform für „schrecklich misslungene Handwerkskunst" gründete und damit goldrichtig lag. Vor wenigen Wochen erschien „CraftFail" als Buch, quasi ein 'Best of the Worst' - aber seht und lest selbst:

...und mal ehrlich: wann wäre es passender, mit einer Expertin für misslungene Do-it-yourself-'Kunst' zu sprechen, als in einer Woche, in der Maren Urlaub hat und der nächste Vertretungs-Freitag naht?! ;-)

Liebe Heather! Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, um mit uns über das Projekt „CraftFail" und das nun daraus entstandende Buch zu sprechen, Heather.
„CraftFail" ist ursprünglich eine Online-Plattform, die Du 2009 mit dem Ziel gegründet hast, „schrecklich misslungene" Do-it-yourself-Projekte zu sammeln und zentral abzubilden. Ein Online-Museum für handwerkliche Unzulänglichkeiten, also. ;-) Wie bist Du auf die Idee für dieses Projekt gekommen? Gab es irgendein besonderes Erlebnis oder Vorkommnis?
Ja, genau genommen sogar eine ganze Reihe davon. Es ist ziemlich viel schiefgelaufen, was mich letztendlich dazu inspirierte, diese Seite ins Leben zu rufen. Ich wollte beispielsweise eine Seifen-Serie produzieren, die am Ende eher an diverse Lebensmittelprodukte erinnerte als an Seife: Da war die Seife, die aussah wie Dosenfleisch, die Cheddarkäse-Seife, Gebackene-Bohnen-Seife ... ich mache es kurz: Seife lässt sich nicht so leicht herstellen wie es scheint. ;-)
Ich neige aber auch zum Improvisieren, was maßgeblich dazu beitragen mag, dass ich auf eine unverhältnismäßig hohe Anzahl an gescheiterten und/oder misslungenen DIY-Projekten zurückblicken kann. Seit ich CraftFail.com betreibe, hält sich die Enttäuschung darüber aber deutlich in Grenzen, da ich mein Bastel-Dilemma auf diese Weise mit anderen teilen kann und wir gemeinsam darüber lachen.
 
Ganz ehrlich: Je mehr Bilder ich mir auf Deiner Website und im Buch anschaute, desto mehr wurde ich zu einem Fan Deines Projekts ... plötzlich fühlte ich mich 'verstanden' und weniger alleine, was meine begrenzten handwerklichen Fähigkeiten anbelangt. Meine Kollegin betreibt z.B. eine DIY-Reihe für unser "Was liest Du?"-Magazin und wenn Sie im Urlaub ist ... ach, sagen wir einfach, ich könnte inzwischen ein ganzes Kapitel in Deinem Buch füllen. Glaubst Du, dass dieses 'Sich-Verstanden-Fühlen' ein Teil des Erfolgsrezepts von Deinem Projekt ist?
Ja! Viele Leute glauben fälschlicherweise, dass sie die einzigen wären, denen große und mittelgroße Fehler beim Basteln, Gestalten & Co. unterlaufen. Ich denke, dass das Gegenteil der Fall ist - die allermeisten DIY-Projekte werden weitaus weniger schön als uns Online-Fotos vorgaukeln. Es bedarf jeder Menge Übung und Erfahrung, um Handwerksarbeiten à la Martha Stewart hinzukriegen.
Achso: Und ich würde SEHR gerne mal einen Blick auf Deine gescheiterten DIY-Projekte werfen. ;-)
 
Gibt es eine Art 'Allzeit-Liebling' unter all den Einsendungen, die Du im Laufe der Zeit erhalten hast?
Ich liebe die Regenbogen-Fauxpas - angefangen bei Regenbogen-Kuchen, weiter über geschmolzene Buntstifte, die einem Regenbogen ähneln, bis hin zu Nagellacken, die so sehr ineinander verlaufen sind, dass sie aussehen  wie ... ? Richtig. Alles Bunte und zugleich Fehlgeschlagene ist toll! Ich glaube, die Leute lassen sich besonders gerne von den Regenbogen-Projekten inspirieren, da sie online (nein, nicht bei mir) besonders schön aussehen - und das ist der Grund, warum wir dann sehr häufig den Fehler 'am Ende des Regenbogens' zu sehen bekommen. ;-)

Vor wenigen Wochen wurde aus Deinem „CraftFail"-Projekt nun auch ein Buch (erschienen bei Workman Publishing). Wie kam das alles zustande? Und was hast Du gedacht, als Du erstmals von dem Interesse an einer Buchveröffentlichung hörtest?
Ich bin absolut glücklich und sehr zufrieden mit dem Buch - und ganz besonders stolz, dass es auch in diesem Format/Medium so lustig ist. Workman sowie meine Redakteure Megan und Liz haben mir sehr dabei geholfen, dem Buch den letzten Schliff zu verpassen. Dazu haben wir viele, viele Entwürfe angefertigt, um wirklich jedes Foto, jede Bildbeschreibung und jede Übersicht so zu platzieren, dass es perfekt ist.
 
Du präsentierst nicht nur „schrecklich misslungene" Do-it-yourself-Projekte, sondern auch richtig tolle Arbeiten - und zwar im Rahmen Deiner anderen Seite, „Dollar Store Crafts". Kurzum: Du bist also insgesamt ziemlich umtriebig. Gibt es irgendwelche weiteren Ideen, die Du für die nächste Zeit planst?
Ich habe fast wöchentlich irgendeine neue Idee; leider lässt sich das in den wenigsten Fällen mit meinem Terminkalender vereinbaren. Ich würde schätzen, dass auf ein Bastelprojekt, das ich angehe, in der Regel fünf Ideen kommen. Dementsprechend glaube ich nicht, dass ich es jemals schaffen werde, alle Ideen in meiner Bastelstube umzusetzen. Aber im Grunde kann ich mit diesem 'Problem' sehr gut leben.
Diese Woche möchte ich z.B. einen Weihnachtswald-Kranz mit kleinen Rehen anfertigen und lack-marmorierte Ornamente hinzufügen.
 
Ganz lieben Dank, Heather - ich wünsche Dir und all Deinen (weiteren) Projekten alles Gute!
Danke ebenfalls! Ich hoffe, eines Tages auch mal in Deutschland zu sein und dann ganz viel Zubehör für weitere CraftFail-Projekte einzukaufen! :-)

Weitere misslungene Bilder und Projekte findet ihr im Buch oder unter CraftFail.com (zu meinen absoluten Favoriten zählen übrigens die Cake Pop - Frösche). Wir danken Heather Mann und Chloe Puton für Interview und die Bereitstellung der Fotos!