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Sebastian Fitzek, Lesereise Noah, Lesung

Lesungsbericht

Ein Abend mit Sebastian Fitzek: "Noah" Lesung am Donnerstag, den 16.01.14 im Kölner "Gloria"

Am vergangenen Donnerstag ist Sebastian Fitzeks Lesereise "Noah on Tour" gestartet. Dass man als Besucher dabei sehr viel mehr als 'nur' eine Lesung geboten bekommt, durfte unser Kollege Patrick Geberth feststellen, der die Auftaktveranstaltung in Köln besuchte.

Sebastian Fitzek... noch nie hatte ich ein Buch von ihm in den Händen gehalten, geschweige denn gelesen, dennoch war mir der Name selbstverständlich angesichts seiner Präsenz in Medien, Regalen von Buchhandlungen bis Supermärkten und folglich auch Bestsellerlisten geläufig. Ich brachte den Autoren bisher mit Romanen rund um Psychopathen und  arglosen Opfern in Verbindung, zugegebenermaßen nicht unbedingt die Literatur, die normalerweise in mein Beuteschema fällt, vielleicht machte ich mir aber auch einfach falsche Vorstellungen und kann daraus resultierende Vorurteile nicht ausschließen.

Sein aktuelles Werk „Noah“ erregte jedoch tatsächlich meine Aufmerksamkeit und passenderweise bekam ich vergangene Woche am Donnerstag, den 16.Januer , also wenige Tage nachdem ich einigermaßen neugierig Noahs Klappentext studierte, eine Gelegenheit geboten, mich live und direkt davon überzeugen zu können, ob ich nun zukünftig mit den Werken Sebastian Fitzeks etwas anfangen könnte oder nicht. Das Event fand im Kölner Gloria statt, ein sympathischer Veranstaltungsraum. Im Rahmen der LitCologne hatte ich in diesem Raum schon einige  interessante Lesungen mitbekommen, das Gloria war mir somit in guter Erinnerung geblieben.  Da ich in netter Begleitung unterwegs war, konnte sich der Abend – ganz unabhängig vom Ausgang der Lesung-, eigentlich nur positiv entwickeln. Also auf nach Köln.

Unterwegs erfuhr ich, dass Sebastian Fitzek mit Band auftreten würde. Ich hatte keine rechte Vorstellung, was mich nun erwarten würde und versuchte meine Skepsis in Zaum zu halten. Was die Band wohl spielen würde? Künstlerisch anspruchsvollen Jazz? Metal? Eine akustische und  musikalische Untermalung kann entscheidend zur Stimmung eines Films, Theaterstücks oder auch Computerspiels  beitragen, es gab also vielversprechende Möglichkeiten.

Im Gloria angekommen suchten wir uns einen günstig gelegenen Platz und stießen mit den ersten Getränken des Abends auf die Lesung an. Im Saal lief in dezenter Lautstärke u.a. Musik von den Beastie Boys , aber auch Nina Simone’s „Sinnerman“, welches auch auf dem Soundtrack von David Lynch’s Thriller „Inland Empire“ zu hören ist. Ein Vorgeschmack auf das Programm oder war das eine CD der Tontechniker, welche nichts mit der  folgenden Veranstaltung zu haben würde? Die Bühne war währenddessen noch wie ein Kunstwerk von Christo verhüllt, ein riesiges, weißes Tuch trennte einem Vorhang gleich den Aufbau am Bühnenrand ab und verbarg diesen vor den neugierigen Blicken des Publikums. An den Seiten konnte man jedoch die Kulissen von ruinösen Backsteinmauern  erkennen, dazu links eine in die künstlichen Ziegelsteinen eingelassene Tür. War dies nun eine speziell aufgebaute Kulisse für Sebastian Fitzek oder stand sie schon vorher dort? Es wurde endlich dunkel im Saal, erster Applaus. Es begann recht pünktlich mit wummernden Drones, dazu erste Zeilen des Buches „Noah“. Wahrscheinlich vom Band, der Sound war jedenfalls noch nicht optimal ausgesteuert. Ich befürchtete kurz, dass falls mir nun die Texte von Fitzek nicht gefallen würden, mich die Musik auch nicht positiver stimmen könnten. Nun erstrahlten hinter dem weißen Vorhang helle Lichter , so dass auf diesen die Band als Schattenspiel projiziert wurde.

Die dumpfen Synthklänge gingen in ein rockiges Stück (nun auch mit besserem Sound) über und mit einem Schlag fiel der Vorhang. Das war schon mal ein gelungener, wirkungsvoll in Szene gesetzter Auftakt. Meine Bedenken waren fort.

Die Band bestand aus einem Gitarristen, zwei Keyboardern und einem Schlagzeuger, allesamt erfahrene Profis. Hinter den Musikern, also zwischen den bereits schon erwähnten Mauern, befand sich eine Leinwand, auf der zu Beginn eine Art Heizungskeller abgebildet war. Heizungskeller? Nun, jedenfalls ein dunkler Ort, an dem man sich nicht unbedingt länger als notwendig aufhalten möchte. Ein passendes Ambiente für einen Thrillerautoren, dachte ich mir. Besagter Autor stand nun auf der Bühne und wurde lautstark vom Publikum begrüßt. Sebastian Fitzek gab von Anfang an den lockeren, gut gelaunten Entertainer, schnell wurde klar, dass es heute um Literatur geht, welche trotz des ernsten Hintergrunds gleichzeitig unterhalten und zum Nachdenken anregen sollte, ohne aber belehren zu wollen. Der Abend und damit verbunden selbstverständlich auch der Roman „Noah“ dreht sich um die Frage: Wie viel ist zu viel? Sebastian Fitzek gab uns Fakten: Die Menschheit wächst und wächst. Waren es im Jahre 0 noch rund 300 Millionen, wurde Anfang 2014 die 7 Milliarden Grenze überschritten.

Um zu verdeutlichen, wie schnell die Menschheit wächst, gab es direkt zu Beginn eine Gewinnaktion: Eine aufblasbare Weltkugel wurde  in die Menschenmenge geworfen, die Band spielte und stoppte dann auch wieder abrupt: Der glückliche Fänger gewann ein signiertes Buch, wurde allerdings auch fotografiert. Dieses Portrait wurde nun in ein Programm eingespeist, so dass sich das Bild nun ebenso schnell duplizierte, wie aktuell Menschen geboren werden. Rasend schnell vervielfältigte sich das Bild, bis man nicht mehr mit einem Individuum, sondern einer ganzen Legion konfrontiert wurde. Von Zeit zu Zeit kam Sebastian Fitzek immer wieder auf den aktuellen stand dieser Vermehrung zurück, die schnell in die Tausende ging.

Mit der Anzahl der Menschen wächst auch der globale Hunger, wachsen die Müllberge, wächst der Bedarf an Lebensraum, der wiederum Flora und Fauna genommen wird. Alle unter euch, die sich ab und zu Naturdokumentationen ansehen, werden diese Erkenntnisse sicher kennen. Und auch die Nachrichten zeigen uns tagtäglich die auseinander klaffende Schere zwischen arm und reich, welche in Tragödien enden wie  z.B. aktuelle Flüchtlingsdramen im Mittelmeer. Globale Zusammenhänge sind von großer Bedeutung in „Noah“ und so versammelt der Roman Handlungsstränge über die Grenzen Deutschlands hinaus. Das ist wohl neu für Fitzek: Da ich aber völlig unvorbelastet in die Veranstaltung ging, spielte dies aber keine Rolle für mich, da mir ja Vergleiche zu Vorgängerwerken fehlten.

Es wurde viel aus dem Nähkästchen geplaudert, Sebastian Fitzek erzählte von seiner Familie, von der Oben-ohne Putzfrau eines Nachbarn, davon dass ein Reporter seinen Namen für „krank“ hielt aber auch davon, wie er Ideen in seinen Bücher umsetzt. Er habe immer einen fertigen Film vor seinem inneren Auge, den er dann nur noch aufschreiben müsse. Alle Filme haben Soundtracks und so wurde die Idee einer Lesung mit Livesound geboren. Passend! Der erste gelesene Teil beschäftigte sich mit Noah und seinem obdachlosen Kumpan Oskar in Berlin. Fitzek las, die Band spielte ganz dezent. Ruhige Musik, tragend. Manchmal vergisst man ja gerne, dass leise Töne unheimlicher sein können, als laute. Auf der Leinwand erkannte man nun eine Animation eines Eingangs zu einem menschenleeren U-Bahnhof in Berlin mitten in einem Schneegestöber. Passend zur gelesenen Passage. Die gelesenen Sätze brachten die jeweilige Handlung auf den Punkt, klare Sätze, keine Verschachtelungen. Manche im Publikum hatten das Buch sicher schon gelesen, aber die meisten lauschten trotzdem wie gebannt, so als würden sie die vorgetragene Geschichte zum ersten mal hören. Aber der Abend hatte noch mehr zu bieten:

Sebastian Fitzek erzählte in einem Zwischenpart von zwei Lesungen von seinen ersten Gehversuchen als Künstler, genauer gesagt von seiner Zeit als Musiker. Die Band hatte damals den phantasievollen Namen „Fitzekk“ (die Band mit doppeltem „k). Sebastian Fitzek (der Autor nur mit einem „k“) erwähnte sein Wirken als Schlagzeuger. Da sich ja nun rein zufällig eines auf der Bühne befand, wurde er von Band und Fans gleichermaßen aufgefordert, nicht nur zu erzählen, sondern auch eine Kostprobe zu geben. „Fitzekk“ spielte damals Funk (Kein Punk- auch dazu gab es eine Geschichte) . Wurde man in einem Moment noch Zeuge einer packenden Geschichte, so gab es als nächstes einen kompletten Stimmungswandel, als nämlich „Celebration“ von Kool & The Gang live im Gloria in Köln gespielt wurde. Andächtig lauschende Zuhörer verwandelten sich von ein auf den anderen Moment in feiernde Konzertbesucher. Verrückt, aber auch irgendwie passend.

Genauso wie das Buch „Noah“ selbst: Inhaltlich sicher bisweilen verrückt, aber zweifelsohne ein Buch zu einem passenden Zeitpunkt (Stichwort „Earth Overshoot Day“)

Am nächsten Tag ging ich in die Buchhandlung, kaufte mir das Buch „Noah“ und fing es am gleichen Abend an zu lesen. Bei der nächsten Lesung wird Sebastian Fitzek auch für mich kein Unbekannter mehr sein.

Kommentare

LeseEulchen kommentierte am 22. Januar 2014 um 09:59

Danke für den spannenden Bericht!

Pan kommentierte am 22. Januar 2014 um 10:17

Vielen Dank für den Bericht! Jetzt freue ich mich noch mehr auf die Lesung in Hamburg am 17.02.. Es wird meine erste Lesung sein und Sebastian Fitzek ist sowieso schon lange einer meiner Lieblingsautoren. Nun weiß ich ja womit ich rechnen darf ;)

Hunde Besitzerin kommentierte am 22. Januar 2014 um 10:42

^klingt nach einem wirklich netten Abend. Danke für den ausführlichen Bericht!

 

lila-luna-baer kommentierte am 22. Januar 2014 um 11:03

Vielen Dank für diesen tollen Bericht. Die Lesungen von Sebastian Fitzek sind ja schon eher ein Event als nur eine Lesung. Ich habe Sebastian Fitzek auch schon 3 Mal bei Lesungen gesehen. Das erste Mal war direkt noch in seiner Anfangsphase in einem kleinem Raum mit Bühne, der zu einer Mini-Buchhandlung gehört. Da trat er ganz alleine auf, ohne Band und ohne technisches Equipment, und hat aus seinem neuesten Buch gelesen. Und selbst das war schon toll, weil Sebastian Fitzek einfach eine tolle Ausstrahlung hat. Er kann fantastisch erzählen, mit sehr viel Charme und Humor, ein richtiger Entertainer. Die nächsten Veranstaltungen waren dann schon wesentlich größer und die Räumlichkeiten immer ausverkauft. Ein sehr sympathischer Autor, bei dem sich die Eintrittspreise zu den Lesungen wirklich lohnen, weil man eine Menge geboten bekommt.

Leseloewin kommentierte am 22. Januar 2014 um 11:04

Herzlichen Dank für den Bericht. Ich gehe zur Lesung in Essen am 07.02 und bin schon sehr gespannt. Ist meine dritte Lesung mit Sebastian Fitzek. Die erste Lesung, die ich von Sebastian Fitzek besucht habe, war am 17. Juni 2010 in der Mayerschen. Dort hat er aus dem Augensammler vorgelesen.

Und dann hatte Sebastian mich/uns letztes Jahr im Dezember im Rahmen des Noah Lesungsmarathons bei mir daheim besucht. Darüber habe ich hier einen Bericht geschrieben.

SillyMarilly kommentierte am 22. Januar 2014 um 11:16

Vielen Dank für deinen tollen Bericht! Während des Lesens war mir, als wäre ich dabei gewesen.

westeraccum kommentierte am 22. Januar 2014 um 11:16

Gestern habe ich "Noah" ausgeliehen und bin nach diesem Bericht schon ganz gespannt auf das Buch!

Leider wohne ich weit ab von allen Leseterminen...

coala kommentierte am 22. Januar 2014 um 11:36

Auch von mir Lieben Dank für den Bericht! 

Ich bin bei der Lesung in Hamburg dabei und die Vorfreude ist natürlich jetzt noch ein wenig größer :)

Schaefche kommentierte am 22. Januar 2014 um 11:45

Danke für den tollen Bericht! Hoffentlich schaffe ich es auch mal zu einer Lesung von Herrn Fitzek...

fio kommentierte am 22. Januar 2014 um 12:17

Ein klasse Artikel! Bisher kannte ich Sebastian Fitzek nur vom Namen. Jetzt könnte Noah allerdings auf meine Wunschliste wandern.

NaGer kommentierte am 22. Januar 2014 um 12:22

Ich habe den Bericht nicht gelesen, obwohl er mich sehr interessiert. Ich gehe aber selbst auf die Lesung am 07.02. in Essen. Kann mir jemand sagen, ob ich den Artiekl trotzdem jetzt schon lesen kann oder nimmt er mir zu viel vorweg? Ich möchte mich sonst lieber überraschen lassen :-D

Danke!

Patrick A. Geberth kommentierte am 22. Januar 2014 um 12:25

Dann lies ihn lieber erst nach deinem Besuch in Essen ;) Auch wenn die meisten Lesungen im Detail individuell sind, folgen sie ja meist einem ähnlichen Konzept.

storycircus kommentierte am 22. Januar 2014 um 12:33

Ich bin Anfang März auch auf der Noah-Lesung in München. Das wird meine erste Lesung überhaupt sein und ich bin schon ganzschön gespannt. Deswegen hab ich mich total über deinen Artikel gefreut und weiß schon ungefähr was auf mich zukommt. :)

Aber jetzt werd ich heut erst einmal den Nachtwandler auslesen. Mannoman ist das spannend xD

Fornika kommentierte am 22. Januar 2014 um 13:34

Sehr schöner Artikel, leider ist kein Termin seiner Lesetour in meiner Nähe. Aber so war ich wenigstens ein bisschen dabei ; )

Sveeenja kommentierte am 22. Januar 2014 um 15:05

Das klingt echt nach einer tollen Lesung! Danke!

Ich habe bisher erst ein Buch von Sebastian Fitzek gelesen, aber das hat mir gut gefallen und ich habe auch vor, noch mehr von ihm zu lesen. Der Nachtwandler liegt hier auch schon seit einiger Zeit bei mir und wartet darauf, dass ich endlich Zeit habe, ihn zu lesen. Der Bericht der Lesung klingt sehr verlockend, mich auch mal nach einer Lesung von ihm in meiner Nähe umzuschauen :)

buecherwurm1310 kommentierte am 22. Januar 2014 um 17:27

Toller Bericht. Ich bin schon sehr gespannt auf das Buch.

nicigirl85 kommentierte am 22. Januar 2014 um 17:49

Wow ein wirklich toller Bericht, da wäre ich auch gern dabei gewesen.

Ich habe "Noah" bereits gelesen und fand das Buch einfach klasse.

die-rezensentin kommentierte am 23. Januar 2014 um 07:43

Ich habe auf meinem Blog noch die passenden Fotos zu dem Abend in Köln.     http://www.die-rezensentin.blogspot.de/2014/01/sebastian-fitzek-in-koln.html 

Patrick A. Geberth kommentierte am 23. Januar 2014 um 22:39

Danke für den Hinweis auf deine Bilder - passt gut in Kombination!

schnubbelchen kommentierte am 26. Januar 2014 um 12:27

Danke für den Bericht. Das war wirklich von Herzen geschrieben. Ich kann es nachzvollziehen, wenn man von einem Autor noch gar nichts gelesen hat und dann so eine Lesung - Hammer.

Ich habe mal eine Livestream-Lesung von Ihm zu seinem Buch "Abgeschnitten" gesehen zusammen mit dem Pathologen Tsokos , das war auch absolut super!

Ich lese auch gerade "Noah" und bin gespannt, wie es weitergeht!

TGerwert kommentierte am 26. Januar 2014 um 22:24

Danke für diesen Bericht. Ich habe heute gelesen, dass er am 16.2. nach Osnabrück kommt.
Da ich das Buch bereits gelesen habe, war ich unsicher hinzugehen. Klingt aber so interessant, dass ich mir den Sontagagend gern damit vertreiben möchte!
 

NaGer kommentierte am 08. Februar 2014 um 19:16

So, jetzt konnte ich den Artikel auch lesen, da ich gestern selbst bei der Lesung in Essen war ;-)

Ein wirklich gelunger, toll geschriebener Artikel zu einer richtig tollen Veranstaltung mit Sebastian Fitzek.

Patrick A. Geberth kommentierte am 10. Februar 2014 um 08:06

Dankeschön :) Mittlerweile habe ich "Noah" auch gelesen. Hat mir gut gefallen und könnte mir das auch gut als Kinofilm vorstellen.