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Meine absolut subjektiven Eindrücke der Leipziger Buchmesse

Hach ja, die Leipziger Buchmesse! Letztes Jahr hatte ich sie leider ganz knapp verpasst, daher musste ich dieses Jahr unbedingt hin. Ich hatte schon so viel Tolles über die Veranstaltung gehört und da ich selbst noch nie dort war, war es natürlich DAS Muss!

Der allgemeine Messewahnsinn oder wo kommen bloß diese ganzen Leute her?

 

Ich hatte noch im Vorfeld gelesen (Fragt mich bloß nicht, wo!), auf der Leipziger Buchmesse würde es wesentlich entspannter zugehen als in Frankfurt und das Gedränge dort wäre nicht halb so schlimm. In gewisser Weise stimmt das auch: Man hat wesentlich mehr Möglichkeiten, Autoren und Verlagsmitarbeiter kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Die Atmosphäre ist viel lockerer und alle wirken nicht derart gestresst wie in Frankfurt.
ABER das Gedränge ist definitiv dasselbe, zumindest am Wochenende. In der Stadt am Main gibt es ja schon die Aufteilung zwischen den Tagen für Fach- und normale Messebesucher, die unter der Woche den Andrang etwas bremst. In Leipzig ist das prinzipiell noch nicht nötig, da Donnerstag und Freitag die Größe der Hallen das Meiste auffängt. Die Bahnen rundherum bis zum Hauptbahnhof sind aber besonders früh und nach 18 Uhr, wenn die Messe schließt, proppevoll, sodass schon mal Tetrisspielen angesagt ist, um so viele Leute wie möglich mitzunehmen. In Frankfurt habe ich das nie dermaßen schlimm erlebt.
Samstag wurde es dann sehr interessant. In den Zwischengängen bildeten sich regelmäßig Staus, obwohl sich die Sicherheitskräfte eine Art System ausgedacht hatten: In einem Gang geht’s in die eine, im anderen in die entgegengesetzte Richtung. Das hat nicht sooo wirklich funktioniert, sodass man schon mal für einen Weg von normalerweise fünf Minuten das Doppelte bis Vierfache gebraucht hat. Da musste man teilweise einiges an Zeit mitbringen und/oder vorher sichergehen, dass der nächste, anschließende Termin möglichst im gleichen Gebäude stattfindet.

 

Warum Ally Condie besser ist als Dan Wells oder die planlosen Bösewichter bei Battlestar Galactica

 

Aber auch alleine konnte ich viel entdecken: Eher zufällig schlenderte ich durch Halle 2 an der Leseinsel H309/K309 vorbei und wer saß da und hat sein neustes Buch vorgestellt? Genau: Dan Wells, Autor der Serienkillerromane und der Partials-Reihe.
Obwohl das anschließende Interview auf Englisch geführt wurde, konnte man den Schriftsteller toll verstehen, da er vor allem eine sehr verständliche Aussprache hat. Er war mir von Anfang an sympathisch und machte einen verdammt bodenständigen Eindruck auf mich.

 

So verriet er, wie wichtig es ihm sei, dass seine Figuren einen nachvollziehbaren Plan für ihr Handeln haben und nicht wie die Zylonen der Serie Battlestar Galactica scheinbar planlos agieren. Selbst wenn ihre Absichten nicht immer gut oder ihre Vorgehensweise nicht immer klug oder von Erfolg gekrönt seigen, wollten sie alle etwas erreichen und ergriffen auch die nötigen Schritte dafür.
Der Tod spiele für ihn dabei häufig eine wichtige Rolle, gerade weil er es spannend fände zu ergründen, wie weit Menschen gehen, um ihn zu verhindern oder zu umgehen. Das bemerkt man ja bei seiner Dystopien-Reihe sehr deutlich, wobei ihm das Schicksal der Partials etwas näher gehe, da sie lediglich so wenige Jahre Zeit hätten, um ihr jeweiliges vorzeitiges Ableben zu verhindern.

 

Trotz der ernsten Themen brachte er das Publikum häufig zum Lachen, zum Beispiel als er verriet, dass seine Tochter ein riesiger Ally Condie Fan ist und seine Dystopien in ihren Augen sozusagen nur ein müder Abklatsch der Matched Trilogie wären. Oder dass er gerne Videogames am Computer spiele, wenn er sich eigentlich zum Schreiben in sein Büro zurückgezogen hat.
Kein Wunder also, dass die Schlange vor ihm so derart lang war, als er im Anschluss Autogramme gab. Ich glaube, da wäre selbst Wolfgang Hohlbein neidisch geworden!

 

Die Random House Group und ihre (un)bekannten Autoren

 

Eher unabsichtlich, ähnlich der Lesung von Dan Wells, durfte ich beim Bloggertreffen der Randam House Group (unter anderen Heyne, Goldmann, cbt, carl’s books, Manhattan und Page & Turner) teilnehmen. Obwohl ich nicht angemeldet war, konnte ich mich dank der netten Verlagsmitarbeiter noch nachträglich eintragen. Wir bekamen alle einen Zettel mit einer Liste voller Autorennamen und deren neusten Werken in die Hände gedrückt, die uns als Übersicht dienen sollte. Dann hatten wir eine Stunde die Möglichkeit, Schriftsteller (mit einem grünen Button) und Verlagsangestellte (mit einem rosafarbenen Button) nach Lust und Laune zu interviewen und unsere drängendsten Fragen loszuwerden. Bei der großen Auswahl an den unterschiedlichsten Ansprechpartnern war das eine richtig tolle Aktion, bei der man sich als Blogger wunderbar austoben konnte.
Das Ganze hatte bloß einen kleinen Haken: Kennt ihr das, wenn ihr einen neuen Titel irgendwo hört und gleich wisst, das ist jener Roman? Aber ihr könnt leider absolut nicht sagen, wer es geschrieben hat? Dank der Liste war zumindest das Problem gelöst, allerdings blieb ein anderes immer noch bestehen: Wie sehen die jeweiligen Leute eigentlich aus?
Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich interessiere mich erst einmal für den Inhalt eines Buches und dann erst für den Autor. Natürlich gucke ich mir auch ab und zu mal die Fotos im hinteren Teil an, doch eben nur bei den Werken, die ich gerade lese oder bereits gelesen habe. So standen wir also etwas unsicher herum und fragten uns, wie ein Schriftsteller reagieren würde, wenn man sich erkundigt, wie er überhaupt heißt. Zum Glück fanden sich dann trotzdem ein paar bekannte Gesichter, dank der Idee des Verlags, die Autoren mit ihren jeweiligen Büchern auszustatten.
So erfuhren wir zum Beispiel von Nina Blazon, dass sie selbst gerne Fantasy liest und ein Fan von Kai Meyer ist. Und dass sie sich für ihre Geschichten gerne von bestehenden Mythen und Legenden inspirieren lässt.

 

dotbooks: Kleiner Verlag mit kleinem Stand, aber riesigen Mitarbeitern

 

Für Samstagmorgen stand als Erstes das Meet & Greet beim dotbooks-Verlag an. Nachdem ich mich durch die Menge auf dem Bahnhof, in der Bahn und auf dem Messegelände gekämpft hatte, entdeckte ich die kleine Nische des Verlags anhand der Gruppe von Leuten, die sich bereits darum versammelt hatten. Zu spät kam ich allerdings nicht, denn die vier Autoren waren auch noch nicht eingetroffen. Bei den vielen Staus in den Gängen wunderte mich das nicht wirklich.
Bis das eigentliche Treffen beginnen konnte, unterhielt uns der sympathische und sehr große Programmleiter Timothy Sonderhüsken mit einigen Anekdoten aus seinem Beruf, während uns die übrigen Messebesucher neugierig und/oder genervt umrundeten, weil wir mitten im Gang standen. Doch wir hätten unmöglich alle auf diese wenigen Quadratmeter des Stands gepasst. Vor allem als sich dann auch noch die Schriftsteller Wolfgang Hohlbein, Astrid Korten, Silke Schütze und Kirsten Rick zu uns gesellten und von der Verlagsleiterin Beate Kuckertz kurz interviewt wurden.
Danach hatten wir Blogger die Gelegenheit, Fragen zu stellen, zu fotografieren und uns Autogramme zu holen. Auf diese Weise erfuhren wir, dass auch Autoren nicht immer wissen, was sie schreiben sollen. Besonders wenn sie spontan möglichst originelle oder witzige Autogrammsprüche verfassen sollen oder wollen. Und dass es bei dunklen Autogrammkarten immer von Vorteil ist, wenn jemand einen weißen Stift dabei hat.

 

Das Lesen mit verteilten Rollen oder das ultrageheime Herbstprogramm des Carlsen Verlags

 

Nachdem ich ein bisschen über das Messegelände geschlendert bin, musste ich mich schon wieder auf den Weg zum Congress Center machen, um rechtzeitig zum Treffen mit dem Carlsen Verlag zu kommen.
Wir waren dort eine relativ kleine Gruppe (nicht so klein wie bei dotbooks, aber es war auch wesentlich mehr Platz vorhanden), die in den Vortragsraum eingelassen wurde. Dort begrüßten uns Katharina Gruyters und Sinje Kirchhofer, die beide für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Verlages verantwortlich sind, und die Lektorin Pia Trzcinska. Gemeinsam stellten sie uns der Reihe nach die neusten Titel vor, unter anderen die Alisik-Reihe, Phantasmen von Kai Meyer, die Taschenbuchausgaben der Pan-Trilogie von Sandra Regnier, Der Anfang von Danach von Jennifer Castle und die exklusive Premiere der deutschen Ausgabe von Jennifer L. Armentrouts neuer Serie Obsidian.
Aus letzterem lasen die drei Frauen sogar mit verteilten Rollen vor und gaben den Zuhörern damit einen witzigen Einblick in diese neue, vielversprechende Fantasyserie. Zugleich wurden wir mit lustigen Anekdoten aus dem Verlagsleben unterhalten, zum Beispiel, dass man schon mal die Haltestelle verpassen kann, wenn man als Lektorin von einem Manuskript gefesselt ist. Oder dass auch die deutschen Coverillustratoren etwas richtig machen und die amerikanischen Kollegen beeindrucken können.
Daraufhin durften wir sie mit Fragen löchern. Natürlich interessierte uns vor allem, was der Carlsen Verlag für den Herbst Neues im Petto hatte. Leider mussten uns die drei Mitarbeiterinnen da enttäuschen, da die einzelnen Titel noch streng geheim sind.
Etwas konnten sie uns aber dann doch verraten: Die Buchserien Alisik, Pan und natürlich Obsidian mit seinem zweiten Teil gehen noch dieses Jahr weiter.
Zum Schluss bekamen alle Anwesenden ein Vorabexemplar von Obsidian geschenkt, durften weitere Fragen stellen und sich für ein Gruppenfoto zusammenstellen.

 

Lovelybooks Bloggertreffen: Sonya Kraus, Jessi Hesseler und die süßeste Droge der Welt oder Wir haben Hunger!

 

Gleich im Anschluss folgte das Bloggertreffen von Lovelybooks und dem Bastei Lübbe Verlag. Zum Glück fand es im selben Gebäude statt, denn sonst hätten wir es nie rechtzeitig erreicht. Allerdings kamen auch während der Veranstaltung immer mal wieder Nachzügler herein, doch der Saal war groß genug, um sie alle aufzunehmen.
Nachdem wir uns etwas umgesehen und ich erste Bilder von Sonya Kraus und der Foodbloggerin Jessi Hesseler geschossen hatte, wurden wir von der LovelyBooks-Mitarbeiterin Karla Paul begrüßt. Gemeinsam mit den beiden Autorinnen stellte sie das Buch Törtchenzeit vor und interviewte die beiden Frauen rund ums Thema Backen und die Entstehungsgeschichte ihres Werks. Dabei ließ so manche Erwähnung des einen oder anderen Rezepts die Mägen der Zuhörer knurren, die ja noch einige Zeit auf die leckeren Cupcakes und Cake-Pops warten mussten. Dennoch waren die Geschichten richtig unterhaltsam, sodass die Zeit relativ schnell verging.
Anschließend folgte die Diskussionsrunde mit dem Schriftsteller Kai Meyer, Tina Pfeifer, der Verlagsmitarbeiterin des Bastei Lübbe-Verlags, zwei Bloggern (Karin von Buchgefieder und Christian vom Buch-Blog um die Ecke) und Charlotte Reimann von den Iron Buchbloggern. Das zentrale Thema war der Umgang der Autoren und Verlage mit Social Media Plattformen und natürlich mit den vielen Bloggern und welche Möglichkeiten sich im Internet bieten, Bücher und die dazugehörigen Verfasser dem Leser näher zu bringen. Kai Meyer berichtete dabei unter anderem von seinem Autorentagebuch und seine Erfahrungen mit Facebook und Co. und dass man selbst Schriftstellern den einen oder anderen Rechtschreibfehler nachsehen sollte, der sie nämlich umso authentischer macht.
Zum Abschluss erhielten wir dann noch einmal die Möglichkeit, Fotos zu machen, Fragen zu stellen und – was noch viel wichtiger war – endlich unseren Hunger zu stillen. Ich glaube, von den tollen und liebevoll verzierten Gebäckstückchen blieben am Ende nicht mehr viele übrig.
Als Abschiedsgeschenke durfte sich jeder noch jeweils eine Goodiebag von Lovelybooks und eine vom Bastei Lübbe Verlag mit nach Hause nehmen.

 

Am Abend (nachdem ich mich durch die Massen in der Bahn gekämpft hatte), ging es dann schon wieder Richtung Heimat mit allerlei Taschen vollgepackt. Und mit der Erkenntnis, dass ich das nächste Mal vielleicht mal mit dem Auto nach Leipzig fahren sollte.

 

Halle 1 oder die Mangahochburg cbt Droemer Knaur Verlagsstand Saskia Guddat und Veit Etzold dotbooks Meet & Greet Interview mit Dan Wells Bloggertreffen Carlsen Verlag Sonya Kraus und Jessi Hesseler Karla Paul, Tina Pfeifer und Kai Meyer

Kommentare

Esliest kommentierte am 20. März 2014 um 18:35

Das ist ein sehr schöner Bericht! Und trotz Gedränge hätte ich mir gewünscht auch dabei gewesen sein zu können :)

Red-Sydney kommentierte am 20. März 2014 um 21:05

Ich muss gestehen, ich fand das Gedränge jetzt auch nicht sooo schlimm wie andere. Man musste halt ausreichend Zeit einplanen, die man leider nicht immer zur Verfügung hatte. Und im Vergleich zu Frankfurt waren die Staus teilweise echt heftig!

Zieherweide kommentierte am 20. März 2014 um 21:16

Glaub mir, wenn du das ein paar Jahre mitmachst, dann lernst du damit immer besser umzugehen. Ich bin ja auch immer zeitig angereist und hatte dann relativ die Ruhe weg. Samstag war hart, gebe ich ehrlich zu, aber als ich vor ein paar Jahren noch mit den Zug gefahren bin, war es schlimmer. ^^ da verstehe ich deine Aussage von Tetris. XD

Red-Sydney kommentierte am 20. März 2014 um 23:56

Ich muss ganz ehrlich sagen, das hat mich an so manche Rush Hour während des Studiums erinnert. Von daher traf mich das nicht ganz unvorbereitet. Deswegen hat es mich nicht ganz so genervt wie andere, die teilweise richtig sauer waren. Ich stand eher so in der Menge und dachte mir: Woah, doch genauso viel los wie in Frankfurt :D

Zieherweide kommentierte am 20. März 2014 um 20:59

Aus der Sicht eines/r Bloggers/in klingt der Besuch auch verdammt spannend. Ich war ja im Grunde "nur" da, weil ich Bücher sehr mag. ^^
Aber toller Text und könnte sein, dass wir das ein oder andere Mal aneinander vorbei gerauscht sind. XD

Red-Sydney kommentierte am 20. März 2014 um 21:03

Das war auch mein vorrangiger Grund, jedenfalls für die Entscheidung, dahin zu fahren. Das ganze Bloggergedöns kam dann nach und nach dazu, sozusagen als spannendes Extra!

Sommerzauber02 kommentierte am 23. März 2014 um 17:28

Vielen Dank für deinen Bericht, der mich dazu anregt, nächstes Jahr auf jeden Fall nach Leipzig zu fahren. Ich wollte dieses Jahr bzw. ich hatte mir Gedanken gemacht, ob ich zur Leipziger Buchmesse fahre, aber leider habe ich es nicht geschafft. Also ich denke man kann gut zwei Tage auf der Messe locker verbringen.

vielleser18 kommentierte am 24. März 2014 um 07:52

Ein toller Bericht, der mich überlegen lässt, nicht nur immer nach Frankfurt auf die Buchmesse zu fahren, sondern nächstes Jahr vielleicht auch mal nach Leipzig !

Red-Sydney kommentierte am 28. März 2014 um 18:09

Das würde ich dir auf alle Fälle raten! Ist eine ganz andere Atmosphäre in Leipzig, selbst wenn es am Wochenende genauso voll war wie in Frankfurt. Man lernt in Leipzig viel mehr Autoren und Verlagsmitarbeiter kennen und das nicht nur als Blogger.