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Die erste Deutsche, die im Ruderboot den Atlantik überquerte, las in Chemnitz

NachLESE: So war die Lesung mit Janice Jakait am 24.09.2014

Chemnitz am 24. September 2014, kurz vor 20:00 Uhr: Janice Jakait, eine attraktive Frau mit dunklen Locken und einer faszinierenden Ausstrahlung, nimmt auf dem Podest vor den Stuhlreihen Platz. Sie lacht viel und wirkt vom ersten Moment an sympathisch.

Pünktlich um 20:15 Uhr geht es los. Die wenigen freien Plätze kann man an einer Hand abzählen. Mucksmäuschenstill ist es unter den schätzungsweise 80 Gästen in der Thalia-Filiale in der Galerie Roter Turm, als Janice Jakait mit tiefer, rauchiger Stimme beginnt, von ihrem großen Abenteuer zu erzählen: Im Winter 2011/2012 überquerte sie als erste Deutsche in einem Ruderboot den Atlantik. Am 23. November 2011 brach sie in Portugal auf – ohne Begleitboot, ganz allein. Genau das war der Antrieb der damals 34-Jährigen: Die Stille zu finden – vor allem in sich selbst.

Janice Jakait berichtet offen von ihren Depressionen, mentalen Krisen, ihrer Unzufriedenheit im Job und der Suche nach dem Sinn – all das führte schließlich zu ihrer Flucht aufs offene Meer.

In Zusammenarbeit mit der Schweizer Meeresorganisation Oceancare wurde das Projekt auf den Namen “Row for Silence” getauft. Doch “Silence” bezieht sich nicht nur auf die innere Stille, nach der Janice Jakait sich sehnte – damit sollte auf den für viele Meeressäuger tödlichen Unterwasserlärm aufmerksam gemacht werden, der, ausgelöst durch Unterwassersprengungen oder seismische Tests, dazu führt, dass beispielsweise Wale und Define jämmerlich verenden.

Zwei Jahre lang hat sich Janice Jakait auf die Atlantiküberquerung vorbereitet, alle Segelscheine erworben und Wetterkurse beim Deutschen Wetterdienst absolviert. Ihr Ruderboot “Bifröst” hat sie selbst aufgebaut.

Mit beeindruckenden Fotos gewährt Janice Jakait Einblicke in ihr Leben auf hoher See. Trotz der Einsamkeit war es während der 90 Tage eines niemals: Langweilig. Das Publikum lauscht gespannt, als sie erzählt, wie sie sich auf Kollisionskurs mit gigantischen Tankern befand, von illegalen Fischern verfolgt wurde oder mit einem Minkwal Freundschaft schloss, der sie zwei Wochen lang begleitete: Es ist ein Bad der Gefühle zwischen den Extremen.

Bewegend schildert sie schließlich den Moment, als sie nach drei Monaten auf See endlich Land sah und das karibische Paradies Barbados vor ihr lag. Am 21. Februar 2012 machte Janice Jakait schließlich dort im Hafen fest.

Ihr strapaziöser und keineswegs ungefährlicher Trip hat Janice Jakait verändert. Zwar sei sie nach wie vor ein Kontrollfreak, doch sie habe gelernt, ganz im Moment zu leben und dass Gedanken und Sichtweisen zu verschiedenen Dingen einen immensen Einfluss auf unser Leben haben.

“Wir müssen unsere Einstellung ändern, nicht die Umstände.” sagt sie – und dieser Satz hallt seitdem wie ein Mantra in meinem Kopf wider.

Für die aus Lengefeld stammende Erzgebirgerin, die inzwischen in Heidelberg lebt, ist die Veranstaltung in Chemnitz fast so etwas wie ein Heimspiel. Am Tag zuvor hatte Janice Jakait in Lengefeld bereits 450 Zuhörer begeistert.

Das ungekürzte Hörbuch zu “Tosende Stille” hat Janice Jakait übrigens selbst eingelesen. Doch so richtig zufrieden sei sie damit nicht, sagt sie augenzwinkernd und rät zum Kauf des gedruckten Buchs. Doch die Vorstellung, dass das Hörbuch im Vergleich zur Printausgabe schlechter abschneidet, fällt schwer – bei Janice Jakaits markanter Stimme und ihrer mitreißenden Art zu erzählen.

Tosende Stille

Kommentare

Sommerzauber02 kommentierte am 27. September 2014 um 13:26

Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Ich habe von Frau Janice Jarkait vorher noch nie etwas gehört oder gelesen. Sie war sehr mutig mit ihrem Vorhaben. Ich finde es toll, wenn man einen Traum hat, dass man den dann auhc verfolgt, und wenn hier und da auch schwierig sein mag. Wenn man es nicht versucht, weiß man es auhc nicht, ob es klappt oder nicht.