Neuvorstellungen

Neue Woche, neue Bücher #32: Frischer Lesestoff! Neue Bücher im August

Neue Woche, neue Bücher #32: Frischer Lesestoff!

Wir freuen uns in dieser Woche über eine kleine, aber feine Auswahl an neuen Titeln und die besondere Präsenz von unabhängigen Verlagen in unserer Vorschau der Woche.

Mit dabei: eine magische, geheimnisvolle Geschichte über zwei elfjährige Mädchen (Tarjei Vesaas: "Das Eis-Schloss", erschienen im Guggolz Verlag), ein atemloser Kreuzzug gegen Bigotterie und Sexismus (Gertraud Klemm: "Hippocampus", erschienen bei Kremayr & Scheriau) sowie der Bericht eines menschlichen Ausnahmezustands (Martin Simons: "Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon", erschienen im Aufbau Verlag).

Das Eis-Schloss

Das Eis-Schloss - Tarjei Vesaas

Tarjei Vesaas (1897-1970) schuf mit "Das Eis-Schloss" einen dichten Roman, der sich unvergesslich ins Gedächtnis brennt. Darin erzählt er die Geschichte von zwei elfjährigen Mädchen, Siss und Unn. Unn kommt als Waise zu ihrer Tante in ein Dorf auf dem norwegischen Land und bringt mit ihrer Verstummtheit nach dem Verlust der Eltern das Gefüge der kleinen Gemeinschaft kaum merklich aus dem Gleichgewicht. Siss fühlt sich zu ihr hingezogen, die Mädchen freunden sich an - bis Unn plötzlich verschwunden ist. Ein eisgefrorener Wasserfall im Fluss mit glitzernden Türmchen und durchsichtigen Kammern, den die Kinder "Eis-Schloss" nennen, hat sie auf fatale Weise angezogen. Siss muss mit dem Verlust und ihrer Einsamkeit zurechtkommen und zieht sich in sich zurück. Wie gelingt es ihr, diese Vereisung aufzutauen und wieder Teil der Dorf- und Schulgemeinschaft zu werden?

Neben der berührenden Geschichte ist es vor allem die Sprache, die den Leser in den Roman hinein und zu den Figuren hin zieht und seinen Atem stocken lässt. Schneidende, eisklare Sätze, poetische Bilder von mitreißender Kraft, die sich einer eindeutig entschlüsselnden Lesart entziehen. In der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel funkeln die Sätze in diskreter Präzision, wie in Eis gekratzt, und können von allen Seiten betrachtet werden, ohne sich durchdringen zu lassen - der Roman behält manche Geheimnisse für sich. "Das Eis-Schloss" ist eine virtuose Studie existenzieller Einsamkeit und der Sehnsucht nach menschlicher Nähe und Verbindung, aber gleichzeitig ist es auch ein formal bezwingendes Sprachkunstwerk von enorm suggestiver Kraft.

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Die Zeit, die es dauert

Nur wenige Autoren vermögen zitternde Wut, brennende Intensität und zärtliches Verständnis in einer so nackten Sprache auszudrücken wie Hanne Ørstavik.

Signe ist 30 Jahre alt und mit Ehemann und Kind aufs Land gezogen. Es ist kurz vor Weihnachten, und die drei planen, zum ersten Mal allein zu feiern. Aber dann kommen Signes Eltern und ihr Bruder zu Besuch. "Die Zeit, die es braucht" ist ein Roman, in dem das Licht im Dunkeln liegt, der Sommer im Winter, die Vergangenheit in der Gegenwart. Ein Roman über das Erzählen von Zeit und darüber, dass die Geschichten unseres Lebens immer in uns präsent sind.

Im Licht der Zeit

Im Licht der Zeit - Edgar Rai

"Niemand im Raum hätte sagen können, ob ihre Laszivität nur gespielt war, ob Marlene sie angedreht hatte wie einen Lichtschalter, oder ob sie Sternberg tatsächlich im nächsten Moment küssen würde. Nicht einmal sie selbst wusste es. Vollmöller und Pommer hielten den Atem an."

Frühjahr 1929: Alle Welt redet nur noch vom Tonfilm, der in Amerika längst die Kino-Paläste erobert hat. Deutschland aber droht den Anschluss zu verlieren. Nun soll die mächtige Ufa das Land zurück an die Spitze führen, koste es, was es wolle. Ein halbes Jahr später hat der geniale Karl Vollmöller fast alles beisammen: das modernste Tonfilmstudio, einen grandiosen Stoff, den gefeierten Oscar-Preisträger Emil Jannings, der soeben glorreich aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist, und den perfekten Regisseur. "Der blaue Engel" wird nicht einfach nur ein Tonfilm sein, er wird ein neues Zeitalter einläuten, davon ist Vollmöller überzeugt. Nur die Hauptdarstellerin fehlt noch. Wer soll die abgründige Figur der Rosa Fröhlich verkörpern, die den biederen Professor ins Unglück stürzt? Etwa Marlene Dietrich? Als Revuegirl ist sie eine Klasse für sich, sie bietet Leichtigkeit, Unterhaltung, zeigt nackte Haut. Aber sie besitzt keinerlei schauspielerisches Talent!

"Im Licht der Zeit" ist der Roman einer kurzen, rauschhaften Epoche, er ist die Geschichte des "Blauen Engels", der alle Beteiligten zu legendären Figuren des deutschen Films gemacht hat: Edgar Rai erzählt diese Geschichte mit einer beispiellosen Wucht, Originalität und Bildhaftigkeit.

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Kachelbads Erbe

Kachelbads Erbe - Hendrik Otremba

»Dieser Roman ist aus dem leuchtenden Stoff, aus dem Weltliteratur entsteht: Faszinierendes Gedankenspiel, Wissenschaft, Poesie, Philosophie, Magie.« Marion Brasch

Los Angeles, Mitte der 1980er Jahre. Der deutsche Auswanderer H.G. Kachelbad friert für das kryonische Unternehmen Exit U.S. Menschen ein, die in ihrer Gegenwart nicht mehr leben können. Bald scharen sich ein abgehalftertes Schriftstellergenie, eine ukrainische Wissenschaftlerin, ein vietnamesischer Auftragskiller und andere skurrile Gestalten um Kachelbad. So unterschiedlich ihre Motivationen auch sind, alle »kalten Mieter« hegen die Hoffnung, eines Tages wieder auf getaut werden zu können.

Vom jüdischen Wien der Jahrhundertwende bis ins schwule New York der frühen 1980er Jahre nimmt uns Hendrik Otrembas zweiter Roman mit auf eine Reise in die Vergangenheit, um über die Zukunft nachzudenken. Kachelbads Erbe ist ein mitreißendes Gedankenspiel, ein Experiment mit Erzählinstanzen, ein sorgenvoller Blick in die Zukunft der menschlichen Zivilisation - und reflektiert zugleich die Möglichkeiten der Literatur, ins Jenseits zu reichen. Vor allem aber erzählt der Roman eine große Liebesgeschichte.

»Ein Plädoyer für eine neue Literatur des Gefühls.« ZDF aspekte

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Das Flüstern

Das Flüstern - Andreas Brandhorst

Ich beschütze dich. Und ich werde immer bei dir sein ...

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Hippocampus

Hippocampus - Gertraud Klemm

Helene Schulze, vergessene Autorin der feministischen Avantgarde, ist tot. Jetzt wird sie als Kandidatin für den Deutschen Buchpreis gehandelt. Ihre Freundin Elvira Katzenschlager soll den Nachlass sortieren und findet sich unversehens in einer Marketingmaschinerie voll Gier, Neid und Sensationsgeilheit wieder. Empört bricht sie ein großes Nachruf-Interview ab und begibt sich mit dem wesentlich jüngeren Kameramann Adrian auf einen Roadtrip durch Österreich, um die verzerrte Biografie ihrer Freundin richtigzustellen. Was als origineller Rachefeldzug beginnt, wird immer mehr zum Kreuzzug gegen Bigotterie und Sexismus. Sie verkleiden Heldenstatuen, demontieren Bildstöcke und stören Preisverleihungen. Immer atemloser, immer krimineller werden die Regelbrüche der beiden auf ihrem Weg nach Neapel, wo die letzte Aktion geplant ist.

Gertraud Klemm legt den Finger dorthin, wo es wehtut. Am Beispiel der Literaturbranche zeigt sie, wie es um die gleichberechtigte Wahrnehmung von Frauen tatsächlich steht;und dass es mehr Rebellion und Mut braucht, um wirklich etwas zu verändern.

"Symbole allein, das weiß sie schon, funktionieren nicht als Protest, denn Symbole tun niemandem weh;und wenn es nicht wehtut, berührt es nicht, und wenn es nicht berührt, kann man es gleich bleiben lassen."

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Das Schöne, Schäbige, Schwankende

Im Haus eines Ornithologen geht eine Schriftstellerin den Abgründen der Schriftstellerei auf den Grund. Es geht ihr dabei ums Ganze. Denn ihre zutiefst eigene Symphonie des Schreibens ist bedroht. Vogellaute und geflügelte Wesen gehören zum vielstimmigen Orchester dieses sprachmächtigen neuen Romans von Brigitte Kronauer, in dem Kunst und Schicksal eine einzigartige Symbiose eingehen.

Ein Haus im Wald mit blauen Schlagläden. An den Wänden Schautafeln, über und über mit Vögeln bedeckt, im lichten Geäst der Stämme Vogelgezwitscher. Der Schriftstellerin, die vorübergehend im Haus des Ornithologen lebt, will mit ihrem Roman nicht recht vorankommen. Stattdessen drängen sich ihr die Vögel des Waldes auf, und bald schon schälen sich aus ihnen die Gesichter von Freunden und deren Geschichten: die Schönen, die Schäbigen und die Schwankenden. Unbehelligt verfasst sie eine Geschichte nach der anderen, bis es eines Nachts an die blauen Schlagläden klopft und der Ornithologe sein Haus zurückfordert. Befand sich die Schriftstellerin gerade noch in einer magischen Parallelwelt, führt dieser Umbruch zu einer radikalen Hinterfragung der eigenen Existenz. Filigran und machtvoll webt Brigitte Kronauer ein engmaschiges Netz bedrohter Subjekte und stellt als dessen Höhepunkt das Schriftstellerleben selbst auf den Prüfstand. 

»Brigitte Kronauer leuchtet tief in die Sedimentschichten hinein, aus der die beiden großen Sphären der Welt bestehen, die menschliche Innenwelt und die weite Landschaft, und blendet sie ineinander.« 
Nico Bleutge, Neue Zürcher Zeitung 

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Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon

Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon - Martin Simons

"Martin Simons hat den Bericht eines Jahres geschrieben, das mit einer Blutung im Kopf beginnt und mit einem geheilten Herzen endet. Dazwischen liegt fast ein ganzes Leben." Dirk von Lowtzow.

An einem grauen Dezembernachmittag entgleitet Martin Simons mitten auf der Straße die Kontrolle über seinen Körper. Statt Weihnachten mit seiner jungen Familie zu verbringen, findet er sich auf der Intensivstation eines Krankenhauses wieder: Jederzeit kann der Finger aus Blut auf seinem Ausschalter, wie eine Ärztin es formuliert, sein Leben beenden. Während die Ärzte nach Gründen für die Hirnblutung suchen, geraten die inneren Kontinente des Erzählers in Bewegung. Der Beginn einer persönlichen Wandlung.

In poetischer Dichte und großer Klarheit erzählt Martin Simons vom menschlichen Ausnahmezustand.

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Goldene Zeiten im Gepäck

Goldene Zeiten im Gepäck - Adriana Popescu

Eine große Liebe, die nicht sein durfte, und eine Freundschaft, die mit jedem Kilometer wächst.
Eine rüstige alte Dame begibt sich mit ihrer jungen Pflegerin auf eine Reise quer durch Osteuropa, um die Liebe ihres Lebens wiederzusehen. Ein warmherziger Frauenroman mit viel Herz und Humor von Erfolgsautorin Adriana Popescu!

Die rüstige Altenheimbewohnerin Frau Kaiser weiß etwas über Karla, das sie nicht wissen sollte. Sie erpresst die junge Pflegehelferin damit, um von ihr in einem alten Renault quer durch Europa kutschiert zu werden. Wohin? Das wird Karla schon noch sehen. Warum? Das geht sie nichts an. Karla soll einfach nur fahren - möglichst schnell, denn viel Zeit bleibt ihnen nicht. Aus Kaisers Koffer blitzt eine goldene Medaille. Eine Erinnerung an längst vergangene Tage, als sich zwei junge Schwimmer bei den Olympischen Sommerspielen 1956 in Melbourne fanden, aber nicht lieben durften ...

Adriana Popescu, 1980 in München geboren, arbeitete als Drehbuchautorin für das Deutsche Fernsehen, bevor sie als freie Redakteurin für verschiedene Zeitschriften und schließlich als Autorin für mehrere renommierte Buchverlage Romane schrieb. Sie lebt mit großer Begeisterung in Stuttgart. Über "Goldene Zeiten im Gepäck" sagt sie: "Mein Herzensprojekt und ein Ende, bei dem ich geweint habe. Wer da übrigens nicht weint, hat sich ein Betonherz gießen lassen! Dazwischen muss man aber, wie ich hoffe, ganz viel und herzhaft lachen."

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Das Leuchten in mir

Das Leuchten in mir - Grégoire Delacourt

"Das Buch entwickelt einen solchen Sog, es ist so unglaublich intensiv, es ist unglaublich traurig, es macht unheimlich Mut. Ein wirklich tolles Buch." Christine Westermann, WDR

Emma ist vierzig und seit achtzehn Jahren mit Olivier verheiratet. Sie haben drei wohlgeratene Kinder, es könnte nicht besser sein. Dass etwas Entscheidendes in ihrem Leben fehlt, merkt Emma erst, als in einer Brasserie ihr Blick auf den von Alexandre trifft. Sie weiß sofort Bescheid. Für ihn wird sie alles riskieren, alles aufgeben - koste es, was es wolle. Der Bestsellerautor Grégoire Delacourt erzählt in seinem neuen Roman über eine große Leidenschaft, die Zerbrechlichkeit unserer Existenz und die Stärke der Familienbande, die mehr auszuhalten vermögen, als es den Anschein hat.

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Kommentare

Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 05. August 2019 um 15:07

Den letzten Satz des Klappentextes von Flüstern empfinde ich als totalen Spoiler

Brocéliande kommentierte am 05. August 2019 um 17:34

"Das Eis-Schloss" und Grégoire Delacourt kommen auf meine Merkliste - danke für die Neuvorstellungen an Aline!

Aline Kappich kommentierte am 06. August 2019 um 09:17

"Das Eis-Schloss" ist ganz toll! :-)

buecherwurm1310 kommentierte am 06. August 2019 um 10:07

Danke für den Tipp!

milkshake kommentierte am 06. August 2019 um 12:48

Das klingt wirklich ganz wunderbar!

UJac kommentierte am 07. August 2019 um 22:03

Das hört sich sehr gut an, das Eis-Schloss kommt auch auf meine WuLi!

buecherwurm1310 kommentierte am 05. August 2019 um 18:02

"Im Licht der Zeit" lese ich gerade und es gefällt mir sehr gut.
"Das Leuchten in mir" habe ich vor ein paar Tagen beendet.
"Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon" wartet bereits aufs Lesen.

FIRIEL kommentierte am 06. August 2019 um 06:38

Oho, da haben wir diese Woche ja einen Schwerpunkt auf Literatur und nicht auf Young Adult, thrillern oder dergleichen. Doch, doch, da kann ich mir etwas auf meine Suchliste schreiben.

hobble kommentierte am 06. August 2019 um 06:56

nichts für mich dabei

Naibenak kommentierte am 06. August 2019 um 08:22

Das Eis-Schloss, Hippocampus, Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon...

So viel Interessantes mal wieder *stöööhn* :D :D :D Die drei sind auf meiner WuLi gelandet :-)

mikemoma kommentierte am 06. August 2019 um 08:25

Für mich ist diesmal nichts dabei.

westeraccum kommentierte am 06. August 2019 um 09:13

Nichts dabei für mich.

E-möbe kommentierte am 06. August 2019 um 09:19

Schon wieder Deutscher Buchpreis-Zeit? 

wandagreen witzelte am 06. August 2019 um 10:36

Scht. Auf den billigen Plätzen.

E-möbe kommentierte am 06. August 2019 um 18:11

Warum erhebst du dann das Wort? ^^

wandagreen kommentierte am 07. August 2019 um 00:11

Ha - Löwe ;-)

Sursulapitschi kommentierte am 06. August 2019 um 10:27

Ich fürchte, ich brauche das Eisschloss und Im Licht der Zeit und Kachelbads Erbe auch. Mindestens. Hm...

wandagreen kommentierte am 06. August 2019 um 10:36

Hippocampus noch, Sursu?

Elchi130 kommentierte am 06. August 2019 um 12:00

Ich nehme Im Licht der Zeit mit auf die Wunschliste...

kommentierte am 06. August 2019 um 16:54

  1. Goldene Zeiten im Gepäck von Adriana Popescu
  2. Hippocampus von Gertraud Klemm
  3. Das Flüstern von Andreas Brandhorst

 

Buchstabensucht kommentierte am 06. August 2019 um 23:49

Im Licht der Zeit kommt auf jeden Fall auf meine Wunschliste. Kachelbads Erbe und Hippocampus hören sich auch interessant an.

bromer65 kommentierte am 10. August 2019 um 13:33

Auf meiner Wunschliste landet "Goldene Zeiten im Gepäck".

flippingpages kommentierte am 16. August 2019 um 16:30

Das Schöne, Schäbige, Schwankende klingt sehr interessant.