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Erstaunliche Erkenntnisse bei der Suche nach Cover-Fotos

Alltagsdiskriminierung: Kinder im Rollstuhl dürfen nicht lachen, Schwarze Kinder leben im Elend - so vermitteln es viele Fotoportale

Jedes Buch braucht ein Cover und jedes Mal wieder stellt sich die Frage: Was soll da drauf? Was macht das Buch zu einem Hingucker und gibt einen ersten kleinen Einblick? Es ist immer wieder eine spannende Frage und meist eine schwierige Suche. Im Fall meines Detektivromans für Kinder „Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett“ war schnell klar, dass Fotos zu den jungen Protagonist*innen gefunden werden mussten. Man sollte meinen, in den verschiedenen Portalen, in denen die entsprechenden Ablichtungen angeboten werden, sollte es kein Problem darstellen, eine Handvoll Kinderbilder auszuwählen.

Doch so einfach war die Sache leider nicht, dafür umso aufschlussreicher. Kinderbilder sind wirklich keine Mangelware, sucht man aber nach bestimmten Kindern, so sieht das gleich ganz anders aus. Fünf Kinder sollten es sein. Das Mädchen Lena und der Junge Luke waren schnell gefunden. Slash, ein Kind, das sich den zwei bei uns bekannten Geschlechtern männlich oder weiblich nicht zuordnen will und kann, sondern mal Junge, mal Mädchen, mal beides oder auch keines von beiden ist, ließ sich auch noch einigermaßen problemlos finden. Was nun noch fehlte waren ein Schwarzer Junge und ein weißes Mädchen im Rollstuhl. Hier begann nun eine langwierige und erkenntnisreiche Suche.

Schwarze Kinder auf Fotos sind entweder nackt und schmutzig, sie leben im Slum oder in der Steppe, sie sind halbverhungert oder sehr traurig. Gesucht war aber ein lustiger, frecher, intelligenter, glücklicher und bekleideter Junge. Ein Junge eben, wie andere auch. Einen habe ich schließlich doch gefunden. Dass er eine Kamera bei sich hat, kommt im Buch nicht vor, aber diesen Kompromiss musste ich eingehen. (Sollte es einmal eine weitere Folge geben, so kann diese ja immer noch eingearbeitet werden.)

Fast noch schwerer: Ein fröhliches Kind im Rollstuhl. Auch hier gab es einige wenige Fotos zur Auswahl. Rollstühle ganz ohne oder mit weinenden und unglücklichen Kindern. Wieder blieb mir gerade mal ein brauchbares Bild – welch glücklicher Zufall: Der Rollstuhl war rot, wie im Buch auch.

Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett

Kommentare

Leia Walsh kommentierte am 28. Dezember 2023 um 12:13

Mit Portalen für kostenlose Fotos hab ich wenig zu tun. Dennoch denke ich, dass die kein Indiz dafür sind, wie Kinder gesehen werden. Da stellt ja der Urheber ein Foto zur Verfügung, das ist ja nicht "auf Bestellung".

In meinem Kopf jedenfalls sind Farbige genauso glücklich oder unglücklich, wie Weiße auch. Und wie glücklich oder unglücklich ein Kind im Rollstuhl ist, ist auch situationsbedingt. Inwieweit Kinder bewusst ausleben, zu welchem Geschlecht sie gehören, ist auch schwer zu sagen und noch schwerer im Bild festzuhalten. Ich bin 57 und von Kindheit auf mit einem Mädchen befreundet, das damals schon keine Kleidchen tragen wollte (störte keinen von uns) und allen Blödsinn mit uns mitmachte. Wir waren eine "gemischte Truppe", nicht typisch "Mädchens spielen mit Mädchen, Jungs mit Jungs". Dass sie sich in der Teenagerzeit als lesbisch geoutet hat, hat keinen gewundert, schon gar nicht gestört oder befremdet. Heute sieht sie aus wie ein Mann, fühlt sich aber als Frau und liebt eben Frauen. Wie sollte man das auf einem Foto darstellen? Ich könnte das nicht. Aber ich mag meine Freundin noch genauso, wie in Kinderzeit, ein halbes Jahrhundert.