Buch

Pimp your Brain - Maximilian Teicher, Robert Griesbeck

Pimp your Brain

von Maximilian Teicher Robert Griesbeck

Vorwort: Gute Nachrichten aus dem Oberstübchen Keine Wissenschaftsdisziplin steht in den letzten Jahren stärker im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses als die Hirnforschung. Menschen, die an Hirnerkrankungen leiden, schöpfen neue Hoffnung, aber auch Gesunde sind von den Entdeckungen fasziniert, die Forscher weltweit machen. Wir verstehen inzwischen immer besser, wie unser Gehirn funktioniert, wie es Informationen aufnimmt, katalogisiert und speichert. Wir wissen, welche Hirnareale für welche Aktivitäten zuständig sind, wir können mit immer feineren Messmethoden dem Gehirn quasi bei der Arbeit zusehen und erkennen, wo Störungen und Schwachstellen vorliegen. Und auch die Technik der Neurochirurgen ist immer eleganter und ausgefeilter geworden. Eine Nachricht jedoch sollte uns alle besonders freuen: Das Gehirn altert nicht - jedenfalls nicht so, wie man es sich früher vorgestellt hat, als man Vergesslichkeit, sogar Demenz fast als normale Entwicklung im Alter ansah. Man weiß heute mehr über die Alzheimerkrankheit und über Demenz; vor allem aber weiß man auch, dass Training bei einem nicht krankhaft veränderten Gehirn die Denkfähigkeit bis ins hohe Alter erhalten kann. Die Plastizität des menschlichen Gehirns bedeutet, dass es lebenslang formbar und ausbaufähig ist und neuen Gegebenheiten angepasst werden kann. Wichtig dabei ist es jedoch, wie wir unser Gehirn nutzen, wie wir mit ihm umgehen und es trainieren. Die innere Struktur und Organisation des Gehirns passt sich seiner Benutzung an. Es ist zwar eine sehr vereinfachte, aber grundsätzlich richtige Feststellung: Das Gehirn gleicht einem Muskel, den man trainieren kann. Und wie bei allen anderen Muskeln heißt es auch hier: Use it or lose it! Die großen "philosophischen" Themen wollen wir in diesem Buch beiseitelassen; wir wollen also nicht über das "Ich" spekulieren, über unser Bewusstsein oder gar den Sitz der Seele, wir wollen ganz pragmatisch an die durchschnittlich 1 300 Gramm Gehirnmasse herangehen, eine klare und verständliche Betriebsanleitung für unser oberstes Steuerungsorgan geben und Techniken vermitteln, wie man mit seinem Hirn noch besser leben kann. Nehmen Sie dieses Buch als Angebot, lustvoll in den eigenen Kopf einzutauchen und die seltsamen Wege und Irrwege der eigenen Gedanken mitzuerleben, lassen Sie sich auf neue Anregungen ein, wie man anders und oft auch besser denken kann. Mithilfe von über 100 Denksportaufgaben aus den verschiedensten Richtungen wollen wir ebenso kreatives und laterales Denken anregen wie das klassische, streng logische Vorgehen üben. Auch wenn Sie glauben, sich schon genug Gedanken über das Denken gemacht zu haben, lassen Sie sich zeigen, dass Denken überraschend neu sein kann - und obendrein viel Spaß macht! Nutzen Sie den E-Mail-Coach! Der E-Mail-Coach hilft Ihnen am Ball zu bleiben. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen bekommen Sie von uns jede Woche eine E-Mail mit einer Denksportaufgabe oder nützlichen Informationen zugesandt, die Sie daran erinnert, Ihre grauen Zellen zu trainieren. So holen Sie sich Woche für Woche Ihren privaten Coach ins Büro oder nach Hause - denn wie bei jedem Sport gilt auch hier: Regelmäßiges Training ist der Schlüssel zum Erfolg! Unter www.campus.de/isbn/9783593385242 können Sie sich kostenlos registrieren!

Denken Wenn wir eine gewisse Ahnung davon haben, wie das Gehirn funktioniert, wissen wir immer noch nicht, wie das Denken abläuft, oder gar, was "Denken" überhaupt ist. Grundsätzlich sind eine Menge Informationen in unserem Gehirn abgelegt. Sie wiederzufinden, ist eine Gehirnleistung. Natürlich wird dabei gedacht, aber so, wie wir dieses Wort verstehen, meint es nicht unbedingt jede Form von neuronaler Erregung. Das Denken, jedenfalls die Königsform in dieser Disziplin, versucht im Kopf die Welt zu beschreiben, Zusammenhänge und Problemlösungen aus Beobachtungen und eigenen Ableitungen zu erarbeiten. Wir dürfen davon ausgehen, dass es zu allen Zeiten Menschen gegeben hat, die solches Denken betrieben haben. Viele Ergebnisse dieser Denkanstrengungen kennen wir, viel spannender als die Lösungen sind aber oft die Fragen, die man sich gestellt hat. Die Klassiker - die antike Begeisterung am Denken Eine spezielle Disziplin der "freiberuflichen" Denker, in der sie ihren logischen Apparat übten und Schüler ausbildeten, sie an das Denken heranführten, waren schon vor 3 000 Jahren (so weit können wir sicher sein) Rätsel und spielerische Problemstellungen. Unter einem Rätsel versteht man eine intellektuelle Aufgabe, die durch Denken - und nur durch Denken - gelöst werden kann. Dass "sportliches" Denken das Gehirn trainiert, so wie etwa Leichtathletik die Muskeln, war in der Antike eine verbreitete These. Als älteste dokumentierte Denksportaufgabe gilt das auf etwa 1650 vor Christus datierte ägyptische Rätsel von Ahmes, das sich - auf einen Papyrus geschrieben - erhalten hat. Es ist auch als Katz-und-Maus-Rätsel bekannt und lautet wie folgt:

Es gibt sieben Häuser, in jedem Haus wohnen sieben Katzen. Jede Katze frisst sieben Mäuse, von denen wiederum jede sieben Kornähren gefressen hat. In jeder Ähre sind sieben Samen. Wie viele verschiedene Einzelteile sind an dieser Geschichte beteiligt, vom Korn bis zum Haus?

Wer diese Geschichte kennt, wundert sich kaum noch darüber, dass die Ägypter so auf Pyramiden versessen waren. Diese geometrische Figur ist wie keine andere das Symbol für die magische Gewalt der Potenz - der mathematischen wie der göttlichen und herrschaftlichen. Man kann sich das Staunen über das atemberaubend schnelle Anwachsen der Zahlen vorstellen, wenn die ersten Rechenkünstler vom Nil mit Potenzen in Berührung kamen. Aber die ersten eleganten Zahlenwunder offenbarten sich damals nicht nur ägyptischen Mathematikern, sondern auch arabischen, indischen und mittelamerikanischen. Obwohl es wohl nur eine Legende ist, gehört sie doch zu den schönsten Klassikern aus der mathematischen Rätselkiste: Etwa 300 nach Christus erfand ein gewisser Sissa ibn Dahir in Indien das Schachspiel. Als er es seinem König zeigte, war der so begeistert, dass er ihm als Belohung für dieses "königliche Spiel" jeden Wunsch erfüllen wollte. Der demütige und bescheidene Sissa ibn Dahir wünschte sich nichts als Reiskörner, mit denen man das Schachbrett bedecken sollte. Aber nach folgender Methode: Auf das erste Feld des Bretts lege man ein Reiskorn, auf das nächste das Doppelte, also zwei Reiskörner, und immer weiter, jeweils das Doppelte des vorangegangenen Feldes, bis alle 64 Felder bedeckt sind. Der Legende nach amüsierte sich der König königlich über die vermeintliche Dummheit des Erfinders, doch der hatte neben dem Schachspiel auch das Wunder der exponentiellen Funktion entdeckt, in diesem Fall: 1 + 2 + 4 + 8 + … = 20 + 21 + 22 + 23 + … + 263. Genau gerechnet sind es auf dem 64. Feld neun Trillionen zweihundertdreiundzwanzig Billiarden dreihundertzweiundsiebzig Billionen sechsunddreißig Milliarden achthundertvierundfünfzig Millionen siebenhundertfünfundsiebzig Tausend achthundertundacht Reiskörner oder als Zahl 9 223 372 036 854 775 808. Es gibt viele hübsche Rechnungen, die diese Legende provoziert hat, etwa die, dass diese Menge Reis - auf Lastwagen verladen - eine Kolonne ergäbe, die über 200 000-mal um die Erde reichte. Auch hätte eine Welternte nicht ausgereicht, den schlauen Sissa ibn Dahir zu bezahlen - man käme gerade mit 1 000 Welternten aus unserem Zeitalter hin. Trotzdem fiel auch dem König etwas ein: Er versprach, Sissa ibn Dahir wie gewünscht zu bezahlen, aber der Spieleerfinder sollte seine Reiskörner selbst zählen. Ein genialer Schachzug. Eine Legende, wie gesagt. Aber besser eine gute Legende, die uns einen logischen Zusammenhang eindrücklich vermittelt, als eine trockene Formel, die man schnell wieder vergisst.

Man findet Rätsel und logische Aufgaben im Alten Testament - die Königin von Saba soll Salomon schon Rätsel aufgeben haben - wie in der indogermanischen Mythologie und in antiken Schriften, etwa das Sphinxrätsel in der Ödipussage. Danach wurde die Stadt Theben von der grässlichen Sphinx (einem Dämon der Zerstörung, dargestellt durch einen geflügelten Löwen mit dem Kopf einer Frau und einem Schlangenschwanz) bedroht, die jedem, der ihr vor die Füße lief, ein Rätsel stellte. Konnte er es nicht lösen, fraß sie ihn auf. Erst Ödipus fand die richtige Antwort auf die Rätselfrage:

"Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein in der Zahl seiner Füße; aber eben, wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit bei ihm am geringsten."

Als Ödipus der Sphinx die richtige Antwort gab, stürzte sich das dämonische Wesen vor Scham in den Tod.

Ähnliche Dramatik ist bei heutigen Rätseln nicht mehr zu erwarten. Inzwischen sind solche Einweihungsfragen zu Kinderrätseln verkommen, wie viele mathematische Grundformeln, die, literarisch verkleidet, inzwischen als Logelei neben Kreuzworträtseln und Sudokus stehen. Doch es macht nichts, in welcher Form diese verbalen Neuronenerreger daherkommen. Ihre Wirkung ist immer noch höchst effektiv - sie regen uns an, kreativ, vielseitig und zielgerichtet zu denken.

Lassen Sie uns etwas durch die Geschichte der Denksportaufgaben wandern. Die Griechen waren geradezu verliebt in die Übersetzung von mathematischen, logischen und physikalischen Erkenntnissen in Geschichten und Rätselfragen. Ein klassisches Paradoxon ist etwa der Wettlauf zwischen Achilles und der Schildkröte, den der viel schnellere Held natürlich gewann. Aber die Schildkröte bat um eine Wiederholung, und sie wollte auch ein paar Fuß Vorsprung haben. Das gestattete Achilles - und das war sein Fehler. Denn der griechische Philosoph Zenon von Elea baute darauf einen Schluss auf, der besagte, dass Achilles die Schildkröte niemals würde einholen können. Denn hat Achilles den Vorsprung der Schildkröte tatsächlich eingeholt, hat sie sich inzwischen weiterbewegt und einen neuen Vorsprung gewonnen, auch wenn der viel kleiner ist als der erste. Hat Achilles diesen neuen Vorsprung eingeholt, besitzt sie wiederum einen neuen und so weiter. Inzwischen weiß man zwar, dass es sich bei diesem Schluss um einen Trugschluss handelt, trotzdem war und bleibt dieses Paradox eine beliebte Denkanregung. Denn wie wollen Sie zum Beispiel beweisen, dass Achilles die Schildkröte doch noch überholen wird?

Wettrennen sind beim Denksport eine beliebte Disziplin. Eine Frage, die kein Paradox, sondern eine logisch lösbare Aufgabe darstellt, ist diese: Achilles und sein Freund Patroklos unternehmen einen Wettlauf über 100 Meter (auch wenn das kein übliches antikes Maß war), und als Achilles ins Ziel einläuft, befindet sich Patroklos noch 5 Meter hinter diesem. Achilles gewährt seinem Freund eine Revanche, und diesmal will er Chancengleichheit herstellen: Er startet 5 Meter hinter Patroklos. Wer gewinnt nun?

Weitere Infos

Art:
eBook
Genre:
Freizeit Reise Kochen
Sprache:
deutsch
Umfang:
192 Seiten
ISBN:
9783593404165
Erschienen:
März 2008
Verlag:
Campus Verlag GmbH
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