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Susannah - Auch Engel sind gefährlich - Meg Cabot

Susannah - Auch Engel sind gefährlich

von Meg Cabot

Echt«, sagte Gina. »So muss das Leben sein.«Da musste ich ihr recht geben. Wir lagen im Bikini am Strand von Carmel und sogen die Sonnenstrahlen und das milde Vierundzwanzig-Grad-Wetter in uns auf. So, wie die Sonne herunterschien, wäre man nie drauf gekommen, dass wir erst März hatten.Tja, Kalifornien halt.»Ich hab keine Ahnung, wie du das jeden Tag schaffst«, fuhr Gina fort.Ich hatte die Augen geschlossen. Große, eiskalte Cola-light-Flaschen tanzten vor meinem inneren Auge. Wenn es am Strand doch bloß einen Getränkeservice gäbe. Das war aber auch das Einzige, was hier fehlte. Wir hatten alle Wasserflaschen in unserer Kühlbox schon ausgetrunken und der Weg vom Strand die Stufen hinauf zu Jimmy's Quick Mart war echt lang.»Was schaffe ich jeden Tag?«, murmelte ich.»Zur Schule gehen«, sagte Gina. »Wie kannst du dich aufraffen, dahin zu gehen, wo dieser unglaubliche Strand nur eine Meile weiter weg lockt?«»Ja, es ist schon schwer«, gab ich zu, die Augen weiterhin geschlossen. »Aber ein Schulabschluss gilt nach wie vor als eine der wichtigsten Leistungen im Leben. Ich meine, ich hab gehört, ohne Highschool-Abschluss hat man keine Chance, so einen hochdotierten Job als Starbucks-Kellnerin zu ergattern, wie ich ihn mir nach der Schule zu angeln gedenke.«»Nein, jetzt im Ernst, Suze«, sagte Gina. Ich spürte, wie sie sich neben mir bewegte, und machte die Augen auf. Sie hatte sich auf die Ellbogen aufgestützt und musterte den Strand durch ihre Ray-Ban-Sonnenbrille. »Wie hältst du das bloß aus?«Ja, wie hielt ich das bloß aus? Die Landschaft war wirklich grandios. Vor uns erstreckte sich der Pazifik. So weit das Auge blicken konnte türkisblaues Wasser, das sich zum Horizont hin immer weiter ins Marineblaue verdunkelte. Riesige Wellen krachten an den Strand, schleuderten Surfer und Wellenreiter wie Treibholz in die Luft. Weitab zur Rechten ragten die grünen Felsen von Pebble Beach auf. Zur Linken bildeten große, von Robben bevölkerte Steinbrocken die Vorstufen zum Big Sur, dem besonders zerklüfteten, wilden Abschnitt der pazifischen Küstenlinie.Und über all dem thronte die herrlichste Sonne und brannte den Nebel weg, der noch wenige Stunden zuvor unseren Tag zu ruinieren gedroht hatte. Es war alles perfekt. Das absolute Paradies.Wenn ich bloß jemanden gehabt hätte, der mir was zu trinken hätte bringen können.»Oh mein Gott.« Gina senkte ihre Sonnenbrille und lugte über den Rand hinweg. »Schau dir den mal an.«Ich folgte ihrem Blick durch die schildkrötenförmigen Gläser meiner Donna-Karan-Sonnenbrille. Der Rettungsschwimmer, der nur wenige Meter von unseren Badetüchern entfernt auf seinem weißen Aussichtsturm gesessen hatte, war plötzlich aufgesprungen und hatte sich mit einer geschmeidigen Bewegung sein orangefarbenes Schwimmbrett gegriffen. Mit katzenartiger Anmut landete er im Sand und sprintete Richtung Wellen. Man sah das Muskelspiel unter seiner sonnengebräunten Haut und die langen blonden Haare flatterten im Wind.Touristen holten hastig ihre Kameras hervor, während die Sonnenanbeter sich aufrichteten, um besser sehen zu können. Aufgeschreckte Möwen kreischten über unseren Köpfen und mehrere Strandspaziergänger gingen dem Rettungsschwimmer eilig aus dem Weg. Sekunden später tauchte sein muskulöser Körper mit einem perfekten Bogen in die Wellen ein, nur um ein paar Meter weiter wieder aufzutauchen und mit kräftigen Armschlägen auf einen Jungen zuzuschwimmen, der von einer Unterströmung erfasst worden war.Zu meiner Belustigung stellte sich der Junge kurz darauf als niemand Geringeres als Hatschi heraus, einer meiner Stiefbrüder, die uns an diesem Nachmittag zum Strand begleitet hatten. Ich erkannte seine Stimme sofort, als er - kaum dass der Rettungsschwimmer ihn an die Oberfläche gezerrt hatte - anfing, seinen Retter wüst zu beschimpfen, weil der ihn in Anwesenheit seiner Freunde bloßgestellt hatte.Zu meinem Entzücken schimpfte der Rettungsschwimmer aber genauso wüst zurück.Gina, die dem sich entfaltenden Drama hingerissen zugesehen hatte, lehnte sich träge zurück. »Was für ein Weichei.«Anscheinend hatte sie das Opfer nicht erkannt. Noch vor Kurzem hatte sie mich nämlich zu meiner großen Verblüffung davon in Kenntnis gesetzt, dass ich unglaublich Glück hätte, so coole Stiefbrüder zu haben. Und sie schloss dabei anscheinend nicht mal Hatschi aus.In Sachen Jungs war Gina leider noch nie besonders wählerisch gewesen.Seufzend streckte sie sich wieder auf ihrem Badetuch aus.»Das war ja echt erschreckend«, sagte sie und schob sich die Brille wieder vor die Augen. »Nur der Teil, als der Rettungsschwimmer an uns vorbeigerannt ist ... der hat mir gefallen.«Ein paar Minuten später schlurfte besagter Rettungsschwimmer wieder auf uns zu. Mit nassen Haaren sah er kein bisschen weniger knackig aus als mit trockenen. Er schwang sich auf seinen Turm und sprach kurz etwas in sein Funkgerät. Wahrscheinlich warnte er seine Kollegen vor dem Oberblödaffen Hatschi, der sich in einen Neoprenanzug gequetscht hatte, um die aus der Großstadt stammende Freundin seiner Stiefschwester zu beeindrucken. Dann setzte er sich wieder auf seinen angestammten Platz und hielt weiter Ausschau nach möglichen Ertrinkungsopfern.»Das war's«, verkündete Gina plötzlich. »Ich hab mich verliebt. Dieser Rettungsschwimmer ist der Mann, den ich mal heiraten werde.«Alles klar? Ich sag's ja, sie ist nicht gerade wählerisch.»Du würdest doch jeden Typen heiraten, der eine Badehose trägt«, sagte ich.»Das stimmt nicht.« Sie zeigte auf einen Touristen ein paar Meter von uns entfernt. Er hatte eine Speedo-Badehose an, besonders viel Pelz auf dem Rücken und eine sonnenverbrannte Gattin an seiner Seite. »Den würde ich zum Beispiel nicht heiraten.«»Natürlich nicht. Der ist ja schon vergeben.«Gina verdrehte die Augen. »Du bist doof. Komm jetzt, lass uns was zu trinken besorgen.«Wir rappelten uns auf und schlüpften in Shorts und Sandalen. Die Badetücher ließen wir liegen und schlurften durch den heißen Sand zu den steilen Stufen, die zum Parkplatz führten, auf dem Schlafmütz das Auto abgestellt hatte.»Ich möchte«, sagte Gina, als wir oben angekommen waren, »einen Schoko-Shake. Und zwar keinen von der gesunden Schickimicki-Sorte, die hier verkauft wird. Ich will einen hundertprozentig unechten, mit tausend chemischen Zusätzen verpanschten Schoko-Shake wie bei Mickey D's.«»Tja«, keuchte ich. Die ganzen Stufen hochzugehen, war echt kein Spaß. Dabei war ich ziemlich gut in Form -dank meines Kickbox-Videos, zu dem ich fast jeden Abend trainierte.

Weitere Infos

Art:
eBook
Genre:
Jugendbücher ab 11 Jahre
Sprache:
deutsch
Umfang:
288 Seiten
ISBN:
9783641037345
Erschienen:
November 2009
Verlag:
cbt
Übersetzer:
Yvonne Hergane
10
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 5 (2 Bewertungen)

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