Rezension

Ein Tag im Leben eines Unicums

Ein Tag und ein ganzes Leben -

Ein Tag und ein ganzes Leben
von Sander Kollaard

Bewertet mit 4.5 Sternen

Schurk, dem Schurken, der als junger Hund die Wohnung verwüstete, geht es an den Hundstagen eines brüllend heißen Sommers nicht gut. Sein Herrchen scheint auf einmal nicht mehr sein Lebensmittelpunkt zu sein. Beim Tierarzt, er kennt Schurk schon ewig, erfährt Henk, dass  sein Schurk an Herzschwäche leidet und nicht mehr lange zu leben hat. Der Mitte 50jährige Intensiv-Pfleger  weitet auf die Nachricht hin seinen Blick auf die Welt, als hätte jemand seine Brille geputzt und gerichtet. Dass Henk sich längst um seine Gesundheit hätte kümmern müssen, ist nicht zu übersehen.  Ihm wird bewusst, dass Schurk auch seiner Ex-Frau Lydia viel bedeutet, die inzwischen in New York lebt. Seine Brüder, der Ältere starb schon vor Jahren, seine ehemalige Kollegin, die wegen Altersdemenz im Heim lebt, seine 17jährige Nichte – Henk ist zwar Single, hat jedoch innige Beziehungen zu nahestehenden Personen. Die Begegnung mit Mia, Ebenbild von Pattie Smith und auf einem Hausboot wohnend, entpuppt sich als große Überraschung – auch für Sander Kollaards Leser:innen.

Henk ist - mit Ausnahme seines Bruders - offenbar von Frauen umgeben, die er schätzt und umsorgt. Als er mit dem absehbaren Tod seines Hunds Schurk konfrontiert wird, übernehmen „alte Geister“ sein Denken, als würde auch er sich vom bisherigen Leben verabschieden. Die Handlung läuft an einigen Stellen in die Zukunft voran, so wuchs meine Hoffnung, dass ich mich um Henk nicht weiter sorgen musste. “Ein Tag und ein ganzes Leben“ ist weder ein Hunde- noch ein Alte-Männer-Buch, sondern es setzt sich neben der „Henkhaftigkeit“ seines Protagonisten mit dem Sterben, schwerer Krankheit, Einsamkeit und Entfremdung auseinander. Lassen Sie sich davon überraschen!