Rezension

Ein eindringlicher Roman über Freundschaft, weibliches Leiden und Solidarität

Malnata -

Malnata
von Beatrice Salvioni

Bewertet mit 5 Sternen

Italien, 1935. Francesca ist die Tochter eines Hutfabrikanten und verbringt ihre Zeit nur zuhause. Doch dann trifft sie zum ersten Mal auf Maddalena, die von allen nur „Malnata“ („die Unheilbringende“) genannt wird und ist sofort fasziniert. Deren Kleidung ist stets schmutzig, sie läuft barfuss herum und hat vor nichts und niemandem Angst. Die beiden ungleichen Mädchen freunden sich an, doch schon bald muss Francesca feststellen, welchen Preis ihre Freundin für ihre Freiheit und ihr Anderssein bezahlen muss.

„Malnata“ ist der Debütroman der Autorin Beatrice Salvioni; ins Deutsche übersetzte Anja Nattefort, die beispielsweise auch einige Romane von Elena Ferrante übertrug. Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der eine Schlüsselszene für die Handlung und die Freundschaft der beiden Mädchen darstellt, und endet mit einem Epilog, der sich zeitlich direkt an die Geschehnisse des Prologs anschließt. Dazwischen wird in insgesamt vier Teilen erzählt, wie Francesca und Maddalena sich kennenlernen und sich von diesen Punkt aus die Ereignisse entfalten.

Die Kulisse des Romans bildet das faschistische Italien und der Beginn des Abessinienkriegs. Der Autorin gelingt es sehr eindrücklich zu schildern, wie auch gute Menschen zu Mitläufern werden – sei es, um sich finanziell abzusichern oder ihre Familie zu schützen. In diesem Chaos blüht die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen auf. Von Maddalena lernt Francesca zum ersten Mal, dass es nicht unbedingt erstrebenswert ist, in der Masse unterzugehen. Ihre Andersartigkeit wird jedoch hart bestraft, denn es halten sich nicht nur alle von Maddalena fern, sie wird auch bezichtigt, verflucht zu sein und anderen den Tod zu bringen – ein Vorwurf, den das arme Mädchen nicht abschütteln kann, fühlt sie sich doch wirklich für den Tod des Vaters und ihres kleinen Bruders verantwortlich.

„Malnata“ ist ein eindringlicher Roman über Freundschaft, weibliches Leiden und Solidarität, der an Elena Ferrantes „Meine geniale Freundin“ erinnert, mir jedoch wesentlich besser gefallen hat. Einziger Kritikpunkt: Ich hätte Francesca und Maddalena gerne noch länger begleitet.