Potentiell brauchbares Sachbuch
Bewertet mit 3 Sternen
Bianca Jankovska hat mit ihrem neuen Werk ein Sachbuch zu einem immer noch heiklen Thema vorgelegt.
Obwohl: So ganz passt die Kategorie Sachbuch nicht; die Probleme rund um Menstruation und Arbeitsplatz sind nur der Aufhänger. Eigentlich haben wir es hier mit einer Autobiographie zu tun, die, je nach persönlicher Betroffenheit, sprunghafte Abstecher in aktuelle Sachthemen unternimmt.
Nach diesen ist das Buch allerdings nicht sortiert, sondern nach Emotionen. Scham, Schuld, Schmerz, Wut, Hoffnung sind die Kapitelüberschriften.
Und sachlich ist Jankovskas Schreibstil tatsächlich nicht. Sie überspitzt, nimmt persönlich, ist missgünstig, polemisch und politisch inkorrekt. Ihre Thesen sind provokativ bis naiv und reizen oft zum Widerspruch. Aber Jankovska kann schreiben. Ich habe ihr Buch gerne gelesen und bin ihren Sprüngen gerne gefolgt. Diese führen uns in so unterschiedliche Bereiche wie den Klimawandel, das Wirtschaftswachstum, Ausbeutung am Arbeitsplatz, die Sinnhaftigkeit der 40-Stunden-Woche, Bullshit-Firmen und die kapitalistische Komponente von Psychotherapie, aber auch zu kritischen Überlegungen zum Konzept psychischer Gesundheit. Alles sehr bedenkenswert und oft unbequem. Auch gängige Vorstellungen von Arbeitsmoral werden gehörig aufgemischt. Allerdings hätte dem Buch ein wenig mehr Reflektion und etwas weniger Subjektivität gut getan.
Jankovska verwendet häufig Anglizismen und die vielen englischen Zitate sind nicht immer übersetzt. Wer des Englischen nicht mächtig ist, könnte hier Probleme haben. Das Literaturverzeichnis am Ende des Romans fand ich sehr nützlich, manches davon werde ich mir wohl zu Gemüte führen.
Auch wenn Jankovskas Utopie auf der persönlichen Ebene stecken bleibt und, wie ich fürchte, so schnell nicht allgemeine Realität werden kann, ist die Autorin in einer Generation von Frauen, die in Teilen entmutigend anti-feministisch denkt und handelt, eine erfrischend radikale und engagierte Stimme.