Rezension

Tod im Hotelpool

Der Tote im Pool -

Der Tote im Pool
von Jean Christophe Rufin

Bewertet mit 3.5 Sternen

 Aurel Timescu ist ein eher untypischer Diplomat. Zum einen steht er trotz rumänischer Herkunft als Konsul im Dienst Frankreichs, zum anderen zeichnet er sich durch den vollkommenen Mangel an Ehrgeiz aus. Statt Ambitionen auf einen chicen Botschafterposten zu entwickeln, verweigert er sich konsequent und mit viel kreativen Ausreden der Arbeit und ständigen Erreichbarkeit, auf die seine Vorgesetzten Wert legen. Er lebt mehr für weißweinhaltige Nächte am Klavier in seiner Wohnung in Maputo als für das diplomatische Parkett der mosambiquischen Hauptstadt.

Aus der üblichen phlegmatischen Lebensweise erwacht Timescu in Jena-Christophe Rufins Diplomaten-Krimi "Der Tote im Pool" erst, als im Pool eines heruntergekommenen Hotels die Leiche des französischen Ministers gefunden wird und dessen ebenfalls französische Ehefrau wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft landet.

Sich um Landsleute im Gefängnis zu kümmern gehört zu den Aufgaben der Konsularabteilung, doch das allein wäre für Timescu kein Grund, plötzlich Elan zu zeigen. Doch er sieht die Chance, den Mord aufzuklären - und da wird er plötzlich höchst aktiv, setzt auch Intuition und ist gar nicht erfreut, dass auch sein junger Chef Detektiv spielen will. Wie gut, dass der sich auch um eine Umweltdelegation kümmern muss!

Der Tote, das wird schnell klar, war kein besonders netter Mensch und hatte sich bereits in mehreren Ländern Afrikas unbeliebt gemacht. Eine Schwäche hatte er bis zuletzt für Frauen - mit der zweiten, einheimischen Ehefrau lebt er in Scheidung, die 19 Jahre alte Geliebte erwartet ein Kind von ihm. Liegt das Mordmotiv in Eifersucht und Gier? Oder hatte der Tote im Pool noch andere Geheimnisse?

Der Spannungsbogen des Buches ist eher gering, mehr geht es um den an Hercule Poirot erinnernden Hobby-Ermittler, der immer ein wenig lächerlich wirkt, sich aber auf seine weingeschwängerte Intuition verlassen kann. Die Schilderung der postkolonialen Expat-Szene und der diplomatischen Eitelkeiten wie auch afrikanischer Vetternwirtschaft sind amüsant zu lesen. Insofern eher ein Cozy im tropischen Ambiente mit einem Protagonisten, der in seiner Exzentrik für heitere Momente sorgt.