Rezension

Tolle Spezialitäten, leider spärlich bebildert

Das kulinarische Erbe Bayerns (Neuauflage) -

Das kulinarische Erbe Bayerns (Neuauflage)
von Marion Reinhardt

Bewertet mit 3 Sternen

Das Buch beginnt mit einer kurzen Übersicht über die sieben bayerischen Regierungsbezirke, denen später im Rezeptteil auch die einzelnen Gerichte zugeordnet sind.

Interessante Informationen zu typischen Gemüsensorten, Fleisch, Käse, Wurst, Bier, Gebäck etc. ergänzen die traditionellen Rezepte. Da die bayerische Küche eher deftig und fleischlastig ist, ist das Buch (abgesehen von den Mehlspeisen) weniger für Vegetarier geeignet, Veganer dürften darin kaum fündig werden.

Da ich selbst aus Bayerisch-Schwaben stamme, habe ich hier viele interessante Gerichte aus der bayerischen Küche wiederentdeckt. Besonders gefreut habe ich mich über das Rezept der Agnes-Bernauer-Torte, die ich als Augsburgerin sehr gerne esse (Agnes Bernauer war gebürtig aus Augsburg, so dass diese Torte, die im Buch Niederbayern zugeordnet ist, da sie hier verstarb, auch in Schwaben bekannt ist).

Einige Stellen im Buch haben mich etwas verwundert. So schreibt die Autorin, dass die ersten Siedlungen im Alpenvorland auf 500 n. Chr datieren. Die Römerstädte Augsburg und Kempten wurden jedoch schon 15 v. Chr. gegründet. Ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. ist jedoch die Existenz eines bayerischen Stammesherzogtums belegt. Weiter heißt es bei den Suppen, dass diese früher eher selten auf den Tisch kamen, die Brotsuppe wird mit Bezug auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erwähnt. Tatsächlich waren (dünne) Suppen bereits vor langer Zeit gerade in ärmeren Familien ein tägliches Standardgericht, ob zum Frühstück oder Abendessen. Hier wurden insbesondere Brot- oder Milchsuppen gereicht.

Etwas enttäuscht bin ich von der Bebilderung der Rezepte. Bei einer Rezeptsammlung wünsche ich mir zu jedem Rezept mindestens ein aussagekräftiges Foto des fertigen Gerichts, bei schwierigen Gerichten auch Fotos komplizierter Arbeitsschritte. Die Rezepte im Buch enthalten maximal ein einziges Foto, das häufig wenig aussagekräftig ist und lieblos wirkt. So wird die Prinzregententorte lediglich während des Glasierens von oben gezeigt, ein Bild der fertigen Torte inklusive Seitenansicht eines Stückes fehlt. Der üblicherweise saftige und sehr leckere Zwetschgendatschi sieht wenig appetitlich aus. Bei den Holunderküchlein wäre ein Bild der Küchlein hilfreicher gewesen als ein Foto einer Holunderblüte am Baum, und warum beim Brezenrezept statt einer Breze Alphornbläser abgebildet sind, erschließt sich mir nicht. Viele Gerichte sind sogar überhaupt nicht bebildert. Das führt für mich leider zu einer deutlichen Abwertung.

Fazit: Das Buch beinhaltet eine ausgewogene Sammlung traditioneller Spezialitäten der bayerischen Regierungsbezirke und lädt zum Nachkochen ein. Leider fehlen bei vielen Rezepten aussagekräftige Fotos.