Rezension

Weiblichkeit neu denken

Katja -

Katja
von Brigitte Reimann

Bewertet mit 5 Sternen

Brigitte Reimann ist mir im letzten Jahr mit ihren Tagebüchern in „Ich bedaure nichts“ und mit ihrer Biografie von Carsten Gansel über den Weg gelaufen und sie ist mir sehr positiv aufgefallen. Natürlich möchte ich meiner Herkunft auch etwas Zeit widmen und deswegen befasse ich mich natürlich mit der DDR, mit einigen Schriftstellern, mit dem damaligen Leben. Vielleicht kann man, wenn man die Vergangenheit besser versteht, auch dieses Jetzt besser begreifen. Ist aber immer noch ein Versuch. Mehr dazu sagen kann ich immer noch nicht. 

Aber zu Brigitte Reimann kann ich etwas sagen, diese Autorin scheint eine interessante Frau gewesen zu sein. Eine Frau mit vielen Ecken und Kanten. Und eine mutige Frau. Sicher keine Frau, die ich auf einen Sockel stelle und fortan als ein Idol anbete. Dazu ist mein Denken einfach nicht mehr Schwarz-Weiß genug. Sie hatte definitiv auch Seiten, mit denen ich überhaupt nicht konform gehen kann. Aber dies ist auch der Zeit geschuldet, der sie entstammt.

Und gerade wegen der Zeit, der sie entstammt, verwundern mich diese Blicke auf weibliches Denken und Leben, die Brigitte Reimann hier zeigt. Der Aufbau- Verlag versammelt hier in „Katja“ noch nicht veröffentlichte Erzählungen der Reimann und zeigt in diesen Erzählungen den absolut fortschrittlichen Geist dieser Autorin und er zeigt in diesen Geschichten die feministische Denke der Reimann in den 50ern, in den 60ern und in den frühen 70er Jahren. 

Und genau hier ziehe ich meinen imaginären Hut vor dieser Autorin und ihrem Mut. Wir wissen, wie man heute auf feministisches Denken reagiert. Von daher kann man sich in etwa vorstellen mit welchen Betonköpfen die Reimann da immer wieder angeeckt sein muss. 

In „Katja“ sind absolut interessante Frauenbilder versammelt, die einerseits einen Blick in die Vergangenheit vermitteln und andererseits das Nachdenken der Leserschaft ermöglichen. Für Fans der Reimann ist dieses Buch ein Muss. Und auch für alle anderen sei dieses Buch wärmstens empfohlen, denn dieses Buch sägt am verstaubten Bild vergangener Zeiten.