Rezension

Anna's Weg

Ich bin Anna -

Ich bin Anna
von Tom Saller

Bewertet mit 4 Sternen

Anna Freud und Sigmund Freud. Die eigene Tochter als Patientin. Trotz eigener Befangenheit. Ist halt eine andere Zeit. Wäre heute nicht mehr denkbar und würde auch nicht so stattfinden. Zumindest nicht als Fall. Sonst kann ich mir das schon vorstellen, denn das eigene Sezieren kann man schlecht abstellen und wenn dann noch das Thema Liebe dazukommt. Nun gut. Zurück zum Buch.

Vor einigen Jahren habe ich von Tom Saller „Wenn Martha tanzt“ gelesen und ich habe dieses Buch um Weimar und das Bauhaus noch gut in Erinnerung.

Dass Tom Saller in der Psychiatrie/Psychologie tätig ist, macht das Ganze dann noch etwas runder.

Und dann das Thema Anna Freud und Sigmund Freud, da ich selbst ebenso seit vielen Jahren mein Arbeitsfeld in der Psychiatrie gefunden habe, ist dieses Thema natürlich richtig verlockend.

Tom Saller vermag diese Geschichte, dieses reale Geschehen in eine Fiktion umzusetzen und er vermag das durchaus spannend zu gestalten. Als Tochter eines Psychiaters, und noch dazu dieses Psychiaters zu leben ist sicher nicht vollkommen einfach gewesen.

Von daher ist der Lebensweg der Anna Freud absolut interessant und in ihrem Werdegang für mich noch erstaunlicher, hätte ich Herrn Freud da schon eine größere Intervention zugedacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anna‘s Weg dem Vater zugesagt hat. Vielleicht liege ich hier auch falsch und ich lasse zu viel eigene Vorurteile hier einfließen, aber diese Vorurteile sind sicher nicht unbegründet.

Ein interessantes Buch, welches wunderbar unterhält und genauso brillante Einblicke in eine Familie gestattet und genauso auch geschichtlich ein Leckerbissen ist. Eine schöne Mischung. Ich kann es hier nur absolut empfehlen und sagen lest dieses Buch.

Passt es doch mehrfach in die heutige Zeit, zeigt es doch das Erstarken der Rechten damals und ihren Umgang mit der Gewalt, dies ist nur für diejenigen als Hinweis zu lesen, die vergessen haben, zu welcher Gewalt die Rechten in der Lage sind. Und es zeigt einen Blick in das queere Leben, das es natürlich immer schon gab, das nicht nur heute laut ist und das schon immer ein Teil der Menschheit war. Auch wenn das die ewig gestrigen Betonköpfe am besten vergessen würden. Am liebsten würden sie das Queere von der Erde tilgen, vergesst das nicht.