Rezension

Unfassbar bewegend

Ein Regenbogen für den Schah -

Ein Regenbogen für den Schah
von Elyseo da Silva

Ein klasse Buch über die 60-er Jahre und eine bewegende Liebesgeschichte.

Lukas von Freystein und Max Galiano stehen im Zentrum dieses berührenden und zutiefst bewegenden Romans, der in den 60-er Jahren spielt. Für mich waren die 68-er bislang mit Schlagworten wie Hippies, Antiautorität und Freie Liebe versehen, doch der Roman gibt einer jungen Generation eine Stimme. Einer Generation, die nicht mehr unmittelbar mit dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg zu tun hat, jedoch stark von der Schuld der Vätergeneration an den Nazigräueltaten geprägt ist. Lukas, ein begabter junger Pianist, wird von einer Klassenkameradin in die Kreise des Sozialistischen Studentenbundes eingeführt und engagiert sich da zunehmend. Schließlich fallen in diese Jahre wichtige politische Ereignisse wie das Verabschieden der Notstandsgesetze – für die jungen Erwachsenen gleichbedeutend mit einer Auflösung der Gewaltenteilung. Und auch die Morde und Anschläge auf Martin Luther Kind, Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke und John F. Kennedy lässt die Angst vor einem Wiedererstarken alter Nazigrößen wachsen – zumal sie ihnen auch an den Universitäten und auf Behörden begegnen. Faszinierend ist, wie in den Studentenkreisen diskutiert, debattiert, protestiert wird. Der Autor Elyseo da Silva gibt den Lesenden die Möglichkeit, in diese Zeit einzutauchen. Daneben steht die persönliche Entwicklung von Luk und Max im Mittelpunkt, die lange brauchen, um festzustellen, dass sie ineinander verliebt sind. Auch dieser Widerspruch aus Rebellion und Ruf nach freier Liebe einerseits und dem Fortbestand alter Nazigesetze andererseits, die gleichgeschlechtliche Liebe untersagt, wird vom Autor in unfassbar bewegender Art und Weise verarbeitet. Dabei zieht der Roman nicht runter, er bleibt zärtlich, bleibt im ständigen Dialog, in der Auseinandersetzung, rührend und anrührend. Ich freue mich auf Teil 2, der im Herbst erscheinen soll.