Rezension

Ein Roman wie ein Gedicht

Als wir Schwäne waren -

Als wir Schwäne waren
von Behzad Karim Khani

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman ist definitiv das Highlight meiner Augustbücher. Khani beschreibt das Aufwachsen eines Jungen, der mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist. Er lernt schnell, dass „Du bist hier Gast“ in Deutschland nicht herzlich und freundlich gemeint ist, dass er nie „dazu“ gehören wird, immer Beobachter bleiben wird. Außerdem lernt er, wie er sich in seinem Viertel, in dem es zwar viele Arten von Armut, aber nicht viele Chancen gibt, mit Gewalt Respekt verschaffen kann. Trotzdem spürt er, dass er mit seiner Wut seine eigentlichen Gefühle von Angst und fehlendem Selbstwertgefühl nur überdeckt. Seine Eltern, im Iran Akademiker, in Deutschland plötzlich ohne Abschluss, gehen mit der Fremdheit anders um, nichts davon taugt als Vorbild für die eigene Identität.
Viele Absätze habe ich zweimal gelesen, weil ich sie so dicht, schonungslos und ausdrucksstark fand. Der Roman ist geschrieben wie ein Gedicht - da ist kein Wort zu viel, alles ist präzise beobachtet, jedes Bild ist treffend. Selbst für die Beschreibung von Gewalt findet der Autor immer wieder poetische Bilder, die hinter die harten Fassaden des Jungen und seiner Freunde schauen lassen. Die Stimmung wechselt dabei mühelos von Nachdenklichkeit zu Kälte zu Witz zu Warmherzigkeit und zurück. Insgesamt gefällt mir „Als wir Schwäne waren“ daher sogar noch besser als Khanis Debütroman „Hund Wolf Schakal“.