Rezension

Was kommen könnte

Ein heißes Jahr -

Ein heißes Jahr
von Philippe Djian

Bewertet mit 4 Sternen

Das einprägsame Mädchen mit den Zöpfen ist älter geworden, die Jahre sind vergangen und die Welt ist wärmer geworden, viel wärmer. Ein passendes Buch für den Sommer, denn unsere Sommer sind meiner Meinung nach durchaus anders geworden. Dies kann man natürlich bestreiten. Gern. Aber die Tatsache, dass immer mehr Inseln oder tief gelegene Gebiete mit Überschwemmungen zu kämpfen haben, lässt sich halt nicht verleugnen. Ebenso wenig, wie sich Ernteausfälle mehren. Und ebenso wenig, wie sich Starkregenereignisse öfters ereignen. Natürlich wird es jetzt wieder irgendjemanden geben, der auf dieser für ihn oder sie irren grünen Meinungsmache herumtrampelt, weil es für diese Zeitgenossen schwer ist etwas neues zu akzeptieren und Zugeständnisse machen zu müssen, Einbußen hinzunehmen und sich an etwas gewöhnen zu müssen, was man rigoros ablehnt. Aber irgendwann wird dies nicht mehr zur Disposition stehen. Die Krankheit der Gier wird diese Szenarien wahr werden lassen. Irgendwann wird es einfach so sein, wie es nun einmal ist. Philippe Djian führt uns in „Ein heißes Jahr“ in genau diese Zeit in einer nahen oder ferneren Zukunft. Und diese Lektüre in unseren jetzigen Sommern ist meines Erachtens natürlich besonders effektvoll. 

Am meisten gefallen hat mir die Erwähnung des Mädchens mit den Zöpfen, denn einprägsam ist sie, dass muss man schon zugeben. Sie wird nicht jeden Gusto bedienen, aber dies muss sie ja auch nicht und dies will sie vor allem auch nicht. Sie ist direkt, sie ist kraftvoll, sie bedient nicht das Klischee des fügsamen Weibchens und genau dies wird auch für diesen Gegenwind sorgen. Denn genau damit hat ja unsere ach so fortschrittliche und gleichberechtigte Gesellschaft ein immenses Problem. Nur zugeben will dies niemand so recht, so richtig. Und auch diese Thematik wird in dem Buch angeschnitten. Nicht vollkommen, aber durchaus wahrnehmbar. 

Denn dieses Patriarchat, dieses auf den Mammon ausgerichtete System kann natürlich diese störenden und warnenden Stimmen nicht gebrauchen. Denn der schnöde Mammon, das goldene Kalb lockt und verführt. Und dies trifft uns natürlich alle, denn unsere Gesellschaft ist genau darauf aufgebaut und somit ist es natürlich schwer und nicht immer glaubhaft darauf herumzureiten.

Man kann bewusster und zielorientierter konsumieren. Aber machen wir uns nichts vor. Ein Konsum ist dies immer noch. Dennoch sind die kleinen Schritte wichtig und richtig. Denn nichts tun ist noch schlimmer. 

Genauso wie ein Wegschauen wenig hilft. Und dieses Ignorieren lässt Philippe Djian nicht zu, wer zu dem Buch „Ein heißes Jahr“ greift, wird nicht wegsehen können.