Rezension

Eine unheimliche Welt erwacht: Haus mit Eigenleben und wundervolle Figuren machen dieses Buch zu einem Highlight

Starling House -

Starling House
von Alix E. Harrow

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch entfaltet direkt eine düstere, fesselnde Stimmung, die sich perfekt in das Setting der unheimlichen Kleinstadt Eden einfügt – keine idyllische Umgebung, sondern ein Ort voller Geheimnisse und Schatten. Trotzdem würde ich das Buch nicht dem Horror-Genre zuordnen. Es geht mehr in die Mystery bzw. Gothic-Richtung und ist nicht zu gruselig oder grausam. 

Opal, die Protagonistin, hebt sich deutlich von typischen Heldinnen ab: Ihr Leben ist alles andere als leicht, sie kämpft täglich ums Überleben und wird dabei als realistische, ausgemergelte Figur dargestellt. Ihre Perspektive zieht einen sofort in den Bann. Ihr Denken und Handeln ist authentisch und sehr nachvollziehbar. 

Besonders faszinierend fand ich die Fußnoten im Buch, die nicht nur interessante Zusatzinformationen liefern, sondern auch einen allumfassenden Blick auf die Hintergründe und Zusammenhänge der Geschichte ermöglichen. Ebenso gelungen ist der Wechsel der Sichtweise zu Arthur, dem unnahbaren Erben von Starling House. Er wird erfrischenderweise nicht als typischer „Love Interest“ mit makellosem Aussehen beschrieben, sondern als komplexer, vielschichtiger Charakter, der den üblichen Klischees entgeht.

Das Starling House selbst scheint eine eigene Persönlichkeit zu besitzen – ein lebendes, atmendes Wesen, das die Geschichte entscheidend mitprägt. Dieses Haus zu erforschen, gemeinsam mit der Stadtgeschichte, steht im Vordergrund und macht den Reiz des Buches aus. Wer auf eine klassische, vorhersehbare Romanze hofft, wird hier überrascht: Die Liebesgeschichte entwickelt sich eher im Hintergrund und in einem langsamen Tempo, was der Erzählung viel Raum für mysteriöse Entwicklungen und unerwartete Wendungen lässt.

Auch die Nebenfiguren sind ein großes Highlight. Jede einzelne ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und einzigartig, sodass man sich schnell mit ihnen verbunden fühlt und sie einfach ins Herz schließt. Besonders gelungen ist, dass die Handlung immer wieder durch überraschende Wendungen auf den Kopf gestellt wird – nichts wirkt vorhersehbar oder langweilig.

Insgesamt ist dieses Buch eine besondere Lektüre, die aus dem üblichen 08/15-Rahmen fällt. Die düstere Atmosphäre, die spannende Geschichte rund um das Haus und die Stadt und die außergewöhnlichen Figuren machen es zu einem Highlight für mich. Es ist perfekt für Fans von „Spiderwicks“, die sich nach einer erwachsenen Version sehnen – mit Tiefgang, Atmosphäre und einer gehörigen Portion Geheimnisse.