Rezension

Unerklärliches, Orangensaft und ein blauer Vogel

Die Unmöglichkeit des Lebens -

Die Unmöglichkeit des Lebens
von Matt Haig

Bewertet mit 5 Sternen

Rezension ohne Spoiler

Das Hörbuch beginnt mit einer sorgenvollen E-Mail von Maurice, der sich seiner ehemaligen Mathelehrerin Mrs Winter anvertraut. Sie antwortet ihm und schickt ihm ein Manuskript, in dem sie ihre unglaubliche Geschichte zum ersten Mal erzählt. Denn auch sie kennt das Gefühl, in der Finsternis zu stehen und Licht zu brauchen. Grace Winter ist eine verwitwete Mutter und Ehefrau, die den Sinn ihres Lebens verloren hat. Eine vergangene Begegnung führt sie nach Ibiza in ein fremdes Haus. Die Besitzerin Christina ist verstorben und hat Grace ihr Haus vermacht. 
Diese großzügige Geste ist der Start zu einem Neubeginn. Natürlich passieren allerhand Merkwürdigkeiten, wie ein Olivenglass, gefüllt mit Meerwasser, das leuchtet. Hier lässt sich schon erahnen, es könnte unerklärlich magisch weitergehen, aber Grace ist Mathematikerin und braucht Fakten. Auf ihrer Suche nach Antworten, lernt sie Alberto kennen, der mit Christina befreundet war. Schließlich möchte Grace herausfinden, was mit Christina passiert ist, die ihren Tod vorhersah, obwohl sie auch daran denkt, diesem verrückten Chaos, in das sich ihr Leben verwandelt hat, wieder den Rücken zu kehren. 

„Manchmal ist das, was wie Magie aussieht, einfach ein Teil des Lebens, den wir noch nicht verstehen.“

Meine Meinung: 

Mir hat die Geschichte sehr gefallen, auch wenn sie unfassbar ist und verlangt, sich aufgeschlossen dem Unmöglichen zu öffnen. Matt Haig hat es wieder geschafft, Fantasie, aktuelle Themen und vielschichtige Figuren zu kreieren, die eine Geschichte voller Tiefe und Weißheit erzählen. 

Die Kapitel haben alle einen Titel und sind mitunter auch kurz und knapp. Dadurch fliegt man durch die Tracks, wobei die ein oder anderen Kapitel nachklingen. Der Roman handelt von Schuldgefühlen und Erlösung, dem Schutz der Schönheit um uns herum, ebenso wie von mathematischer Reinheit, bösartigem Größenwahn, Verbundenheit, großer Empathie und natürlich die Unmöglichkeit des Lebens. Und das alles mit dem sommerliche Setting von Ibiza. Es wird mit jeder Seite spannender und mystischer. 
Es gibt noch viel mehr, aber mehr möchte ich nicht verraten. 

Grace mochte ich sehr. Ihre Darstellung ist authentisch, liebenswert und sie macht eine berührende Entwicklung durch. Ich fand es großartig, wofür sie sich letztlich einsetzt und was sie dafür erhält. 
Ihre Erzählweise ist sehr humorvoll und sympathisch. Leslie Malton hat mit ihrer Stimme ein passenden Bild von der 72-jährigen Grace erweckt. Zudem spricht sie lebendig, angenehm und vielseitig. Jedenfalls werde ich Grace so schnell nicht vergessen. 
Ich habe die gekürzte Hörbuchfassung gehört und überlege, nochmal das Buch zu lesen, denn wohlmöglich ist mir einiges entgangen. Bin begeistert, daher finde ich es sehr hörens- und lesenswert.