Rezension

Bittersüß

Unser Buch der seltsamen Dinge -

Unser Buch der seltsamen Dinge
von Jennie Godfrey

Bewertet mit 4 Sternen

Ende der 70er Jahre terrorisiert der „Ripper“ die Gegend um Yorkshire, er tötet innerhalb von 5 Jahren 13 Frauen. Um sich von ihren eigenen Problemen abzulenken – eine kranke Mutter, ein drohender Umzug – beschließt die 12jährige MIv, mit ihrer Freundin Sharon den Mörder zu überführen und erstellt eine Liste mit Verdächtigen.

Was sich wie ein Krimi anhört, ist eigentlich eine bittersüße Geschichte über Freundschaft, Familie und Verlust. Jennie Godfrey hat sehr einfühlsam das Bild einer englischen Kleinstadt in den 70ern gezeichnet: (mehr oder weniger) latenter Rassismus, Engstirnigkeit, Kinder sollen gesehen aber nicht gehört werden… Die Erzählerin ist die 12jährige Miv, die mit ihrer kindlichen Naivität den Finger auf die Wunden und Probleme legt, die die Erwachsenen lieber verschweigen würden. Zwischendurch kommt immer wieder einer dieser Erwachsenen zu Wort, nach und nach werden die Zusammenhänge klar und man erkennt die Fäden eines Netzes, das die Autorin zwischen den einzelnen Figuren spannt. Sehr bewegend, weil es um Freundschaft geht, aber auch um Verlust, Einsamkeit und die Gefühle, die wir unterdrücken, und die ein Ventil brauchen. Sehr empfehlenswert, weil es zu Herzen geht, überraschend und sehr ehrlich ist und Gefühle beim Wort nennt, die wir vielleicht eher in die hinterste Ecke schieben wollen.