Rezension

Spannungsreich

Bevor es geschah -

Bevor es geschah
von Céline Spierer

Bewertet mit 5 Sternen

„Bevor es geschah“ von Céline Spierer, gelungen übersetzt von Sina de Malafosse, ist ein toller Roman, um einer Leseflaute entgegenzuwirken. Er hat mich schon auf den ersten Seiten in den Bann gezogen, vor allem durch das Setting und die geschickt ineinander verwobenen Handlungsstränge, die die Abgründe der wohlhabenden amerikanischen Schönen und Reiche schildern. Dieses Setting hat mich an „Die Einladung“ von Emma Cline oder „Der Papierpalast“ erinnert - ich lese so etwas ja gerade im Sommer ganz gern!

Eine Familie trifft sich im Haus der Matriarchin Elisabeth zum Sonntagsgrillen. Die vier Kinder und ihre jeweiligen Ehepartner samt Kindern tragen alle ihre eigenen Geheimnisse mit sich herum, die unausgesprochen zwischen ihnen stehen. Dabei sind sie so beschäftigt mit sich und ihrer Vergangenheit, dass sie das Verschwinden des kleinen Thomas zuerst nicht bemerken. Alle Charaktere sind vielschichtig und komplex angelegt, auch zunächst unsympathische Charaktere bekommen dadurch Tiefe, dass die Erzählperspektive ständig zwischen den Familienmitgliedern wechselt. Die Lektüre wird dadurch aber nicht unübersichtlich, sondern vor allem spannender, wenn nach und nach klar wird, wie verschiedene Charaktere auf ein und dasselbe Ereignis schauen.

Am Ende schafft es die Autorin die zahlreichen Handlungsstränge und sich überlappenden Geheimnisse so zusammenzuführen, sodass es bis zum Schluss überraschende Wendungen gibt. Dies macht den Roman für mich eigentlich zur idealen Pool- oder Strandlektüre: fesselnd, thematisch relevant und am Ende doch nicht zu überfordernd und verstörend. Insgesamt ein mitreißender Roman, den ich jedem empfehlen kann, der fesselnde, tiefgründige Geschichten mit einem sommerlichen Setting liebt.