Rezension

Sprunghaft, distanziert und dennoch berührend

Als wir Schwäne waren -

Als wir Schwäne waren
von Behzad Karim Khani

Im neuen Roman von Behzad Karim Khani folgen wir Reza, der in den 8oer Jahren mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland zieht. Hier muss man von vornherein darauf hinweisen, dass wir den Lebenseindrücken eines Kindes folgen, die zwar punktuell messerscharf und auch wortgewaltig sind, aber an anderen Stellen sprunghaft und distanziert. So ging es dann auch meinen Emotionen beim Lesen, die wechselten von Empörung, zu Unglauben, Erheiterung und vor allem Grübelei.

Immer wieder habe ich mich dabei erwischt, wie ich Situationen versucht habe einzuschätzen und zu beurteilen. Dabei bleibt Reza bei seinen Beschreibungen sehr neutral und beobachtend, was es schwer macht eine emotionale Bindung aufzubauen oder sich vollends in ihn hinein zu versetzen. Manchmal beurteilt er sein Außenrum sehr negativ und immer wieder steht er der neuen "Heimat" abwertend gegenüber. Die Siedlung in der er lebt, ist weitestgehend von Gewalt geprägt, von der er auch selbst Gebrauch macht. Obwohl er ein Teil dieses Milieus ist, betont er häufig, dass er doch anders ist. Bis zum Schluss ist man sich als Leser dessen jedoch nicht sicher. Lange Zeit hatte ich gehofft, dass eine Wendung kommt, doch bis zur letzen Seite herrscht Hoffnungslosigkeit und ein Ankommen von Reza, sowie seiner Familie, ist leider nicht in Sicht.

Beim Zuklappen des Buches empfand ich eine Leere und auch Ratlosigkeit, wie Reza bin ich nie richtig angekommen und weiß auch nicht wo mich dieses Buch hinführen sollte. Was sehr schade ist, denn die wenigen Seiten sind voll von sprachlichen Bildern, wunderschönen Sätzen und Situationen, die nachdenklich machen. Das Buch hat mich durchaus berührt, es hallt nach, aber ich weiß nicht wie lange...