Rezension

Zwei Schwestern und ein Bär lassen mich ratlos zurück

Cascadia -

Cascadia
von Julia Phillips

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sam und Elena leben gemeinsam mit ihrer todkranken Mutter im Norden der USA auf einer kleinen Insel in ärmlichen Verhältnissen. Der Traum der beiden Schwestern ist es, nach dem Tod der Mutter das Haus und Grundstück zu verkaufen und mit dem Geld ein neues Leben außerhalb der Insel anzufangen. Es wird eines Tages ein Bär gesichtet und als die beiden Schwestern ihn direkt vor ihrem Haus sehen, bekommen sie es zuerst mit der Angst zu tun. Der Bär kreuzt fortan nun immer wieder die Wege der Schwestern. Während Sam sich fürchtet und den Bären so schnell es geht loswerden möchte, ist Elena seltsam fasziniert von dem Tier, das einen unerklärlichen Reiz auf sie ausübt. Es gibt immer wieder Streitigkeiten zwischen den Schwestern, die am Ende eskalieren.

Ich habe mich sehr schwer getan, eine Rezension zu schreiben und das Buch im Gesamten zu bewerten. Das Cover ist toll gestaltet und wird mit dem rosa Himmel und den dunklen Bäumen einerseits stimmig und harmonisch, anderseits auch mystisch und geheimnisvoll. 
Das Buch beinhaltet keine Kapitel und keine Zeitangaben, was es mir schwer gemacht hat, dem Ganzen zu folgen. Die Geschichte wird aus Sams Sicht geschrieben, jedoch nicht aus der Ich-Perspektive. Vielleicht hätte die abwechselnde Sicht von Sam und Elena oder anderen Personen geholfen, die Entwicklungen und Gefühle der einzelnen Personen besser einzuordnen. 
Das Setting und die Atmosphäre werden sehr gut und eindrücklich beschrieben. Julia Phillips versteht es, eine einerseits heitere und harmonische Stimmung zu schaffen, die im Verlauf jedoch immer mehr verdrängt wird von Geheimnissen und Düsterheit. 
Für mich ist es schwierig, das Buch einem Genre einzuordnen. Der Vergleich zum Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" liegt nah, da die Autorin auch einen kleinen Auszug aus diesem Märchen vorne in das Buch einbringt. 

Es ist ein Buch, dass man nach dem Lesen erstmal zur Seite legen muss um noch darüber nachzudenken. Mich hat das Ende leider nicht abgeholt, generell ist die Handlung eher langatmig und der Schluss wirkte auf mich eher konstruiert. Vielleicht ist es aber auch genau das, was die Autorin beschreiben möchte: ein modernes Märchen, überspitzt dargestellt, seltsam anmutend und mit Elementen aus vielen Genres. Auch die klassischen Märchen bedienen Klischees und sind meist realitätsfern geschrieben. Je mehr ich über die Geschichte und die Charaktere in "Cascadia" nachdenke, desto eher kann ich der Geschichte etwas abgewinnen.

Alles in allem ist es es ein Buch, das etwas ganz Anderes ist, als das, was man normalerweise liest und das macht auch den Charme aus. Von mir eine Empfehlung an alle, die mal etwas Außergewöhnliches lesen möchten, das einem noch lange im Kopf bleibt.