Rezension

historischer Roman, mit kleinen Schwächen

Am Horizont die Freiheit - Jorge Molist

Am Horizont die Freiheit
von Jorge Molist

Bewertet mit 3 Sternen

Im Jahr 1484 endet für den 12jährigen Joan Serra aus dem kleinen Dorf Llafranc seine Kindheit, als am frühen Morgen die Warnglocken zu läuten beginnen. Das Dorf wird von einer Piratengaleere überfallen, die Männer in einen Hinterhalt gelockt und viele Frauen und Mädchen entführt. Bei diesem Überfall wird Joan's Vater erschossen und Joan verspricht ihm, sich um die Familie zu kümmern. Die Mutter und die ältere Schwester werden auch entführt und so bleiben nur Joan und sein jüngerer Bruder Gabriel übrig. Sie werden vom Administrator des Ortes an einen Kaufmann übergeben, der sie mit nach Barcelona nimmt, wo sie ins Kloster Santa-Anna sollen.  Dort angekommen, strömen viele neue Eindrücke auf die einfachen Jungs ein. Um seinen Lebensunterhalt im Kloster zu finanzieren, beginnt Joan eine Lehre in der Buchhandlung von Antoni Ramón Corró. Dort darf er aber nur unter einer Bedingung anfangen, er darf nicht lesen lernen. Schnell gerät Joan mit einem anderen Lehrjungen aneinander, Felip, dem er sich aber erst einmal unterwirft. Vom Sklaven Abdalá lernt der Joan nicht nur das Schreiben, sondern auch die Gehiemnisse der Buchbinderei und fremde Sprachen, die ihm bei der späteren Suche nach seiner Familie helfen sollen. In seinen ersten Tagen in Barcelona findet Joan auch seine erste Liebe; die Juwelierstochter Anna. Und trotz seines Versprechens lernt Joan heimlich lesen, ohne zu ahnen, in welche fatale Situation ihn das noch bringen wird.  Als dann eines Tages die Inquisition in Barcelona Einzug hält, werden die Juden und die Konvertiten gejagt und auch Joans Lehrmeister Corró wird überführt. Joan entgeht knapp dem Tod, muss aber zur Strafe als Rudersklave auf einer Galeere arbeiten. Bringt ihn das näher an Anna, die mit ihrer Familie nach Italien geflohen ist, und an seine Familie?

Am Anfang war ich sehr angetan von dem Buch, aber der Autor hat es über die lange Distanz der Geschichte nicht geschafft, mich vollends zu überzeugen. Da ich auch schon lange keine Bücher mehr von Ken Follett und Noah Gordon gelesen habe, kann ich auch den aufgeführten Vergleich zu diesen beiden Top-Autoren nicht bestätigen.

Der Schreibstil des Buches hat mir am Anfang sehr gut gefallen. Man fand sich sofort mitten in der Geschichte wieder, konnte sich alles gut vorstellen. Doch im Laufe der Geschichte hat dies nachgelassen. Gerade beim Einzug in Barcelona war ich etwas überfordert. Manche Stellen fand ich sehr langatmig und nicht allzu spannend. Gerade die Spannung musste im letzten Drittel dieses dicken Buches dann meiner Meinung nach doch etwas leiden. Und zum Ende hatte man stellenweise das Gefühl, dass dem Autor die Ideen ausgegangen sind, oder er einfach nur schnell fertig werden wollte.  

Anfangs fand ich Joan sehr sympathisch, man musste einfach mit dem kleinen Jungen mitfühlen. Auch weil er so fasziniert von Büchern und dem richtigen Buch für jeden Leser war. Aber im Laufe der Geschichte ist diese Sympathie immer mehr abgeflaut, denn so viele Schicksalsschläge er auch durchmachen musste, er hat sie zwar alle gemeistert, dabei aber etwas von seinem Charme verloren. Auch wenn ich ihn anfangs auf Grund seiner Alters in Schutz genommen hätte, verbaut er sich vieles durch seine Sturrheit und Rachelust. Außerdem fand ich eher unglaubwürdig, dass man als junger Mensch, zudem noch als Sklave so viel Glück hat, ständig auf reiche und einflussreiche Menschen zu treffen, die einem helfen.

Das Cover des Buches steht leider für mich in keinem Zusammenhang mit dem Titel. Bei „Am Horizont die Freiheit“ hätte ich doch eher ein Blick auf das weite Meer, vielleicht mit einem Schiff vermutet. Dies hätte wesentlich besser gepasst, als eine Kathedrale. Aber dies ist nur meine Meinung.