Rezension

detailarme Beschreibung, blasse Charaktere - konnte mich nicht hineinfühlen

Die Welle - Morton Rhue

Die Welle
von Morton Rhue

Bewertet mit 2 Sternen

Um seinen Schülern zu verdeutlichen, dass Faschismus noch existiert, startet ein amerikanischer Geschichtslehrer ein Experiment mit weitreichenden Folgen. Die ganze Schule wird von der Bewegung, die sich „die Welle“ nennt, erfasst...

Das Buch basiert auf eine wahre Begebenheit - 1967 fand das Experiment in den USA tatsächlich in ähnlicher Form statt. Für mich ist es schwer vorstellbar, dass es sich in der Art ereignet haben soll – wobei ich mich allerdings schwer in die Zeit zurückdenken kann – genauso fällt es mir schwer, mich in das Buch hineinzuversetzen.

Die Ereignisse werden knapp und detailarm geschildert. Besonders am Ende passiert alles sehr schnell, die Ereignisse überschlagen sich nahezu und dann findet es ein abruptes Ende. Obwohl die Geschichte für mich ohnehin wenig Spannung enthielt, hätte ich mir doch immer wieder ausführlichere Beschreibungen gewünscht. So war „Macht durch Handeln“ zwar ein Leitsatz des Lehrers, aber weder gibt er Handlungsziele vor, noch werden ausgeführte Handlungen der Bewegung beschrieben. Es finden zwar Versammlungen statt, deren Inhalte bleiben aber unerwähnt, so wie die Welle im allgemeinen keine Inhalte zu haben scheint.

Auch die Charaktere bleiben sehr blass. Obwohl es sich hierbei um Jugendliche kurz vor dem Abschlussjahrgang handeln soll, wirken sie absolut unreflektiert. Sie folgen den eigenartigen Ideen des Lehrers, ohne irgendwas zu hinterfragen, z.B. wo eigentlich der Bezug zu ihrem Unterrichtsthema liegt.

Auch der Lehrer selbst hinterlässt ein negatives Bild: Er startet einen Versuch, ohne zu wissen, welchen Weg genau er gehen will und vertieft sich so in sein Spiel, dass er die Kontrolle verliert. Weder Schulleiter noch Eltern schreiten ein. So soll es abgelaufen sein? Für mich scheint das unmöglich, wobei die sehr oberflächliche Erzählweise und die gering ausgearbeiteten Charaktere die Vorstellbarkeit erschweren.

Trotz allem zeigt das Buch natürlich, wie leicht beeinflussbar Menschen, gerade Kinder sind und dass es sehr schwer ist, sich einer breiten Masse zu entziehen.

 

Der wichtigste Teil der Geschichte fehlt dann auch noch: Es wird angedeutet, dass der Lehrer nach dem sehr drastischen Ende des Experimentes die Erlebnisse besprechen wird. Der Leser erfährt hierüber allerdings nichts mehr. Es bleibt damit offen, wie es den Schülern dabei ergangen ist und ob das Experiment die gewünschte Lernwirkung hatte – für mich einer der spannendsten und wohl auch der wichtigste Aspekt dieses Experimentes. Schade, hier hätte es interessant werden können...