Rezension

Mauerblümchen

Zarte Blume Hoffnung - Hardy Krüger

Zarte Blume Hoffnung
von Hardy Krüger

Bewertet mit 4 Sternen

Grandioser Wortwitz meinerseits - bewegendes Werk auf Seiten Hardy Krügers.

In Briefen, Notizen, Tagebucheinträgen und Artikeln fasst John Ribbeck eine Liebesgeschichte zusammen, die vor ein scheinbar unumgängliches Hindernis gestellt wird: die Berliner Mauer. Jahr für Jahr Hoffnung, Zerrissenheit, Misstrauen, Unsicherheit, Sehnsucht.

Eine Geschichte über Vergänglichkeit.

Ein überraschender Roman. Trotz Cover und Grundgedanke eine unerwartet kitschlose, rührende Geschichte, die zugleich eine gewisse Portion Lehrreiches zu bieten hat. Für alle, die nicht hundertprozentig über den Ost-West-Konflikt Deutschlands informiert sind.
Ich kann mir vorstellen, dass eine ähnliche, wahre Geschichte wirklich stattgefunden haben könnte, obwohl die Hauptfiguren des Romans rein fiktiv sind.

Es geht um die Vergänglichkeit weiblicher Schönheit, um den Wunsch nach künstlerischer, romantischer, menschlicher Anerkennung: aktuelle Themen in historischen Kleidern. Gleichzeitig wird ein Bild von wahrer Liebe gezeichnet, welches zugleich realistisch und doch auch idealistisch ist. Je nachdem, wie der Leser Leerstellen interpretiert.

Hardy Krüger komponiert eine kurze, aber intensive, traurige und doch wunderschöne Geschichte. Geschickt verbirgt er vor dem Leser, was er sich selbst erdenken soll. Und doch zeigt er so viel, dass er denselben in eine bestimmte Richtung zu lenken vermag. 
Das Einbringen eigener Erfahrungen als Weltreisender bewirkt eine ungeahnte Authentizität, die das Lesen zum Vergnügen macht und zugleich Fernweh sät.

Allerdings ist das Bild, welches von der DDR gezeichnet wird, fast einseitig negativ, gar abschreckend und schockierend. Müsste man möglichst differenziert und ausgewogen informieren, wären weitere, sicher auch positive Aspekte angebracht gewesen - nun handelt es sich jedoch um die ganz und gar subjektive Wahrnehmung zweier Liebender, die eben gerade die harten Seiten des Konflikts zu spüren bekommen. Beide wissen außerdem, was vor sich geht, sie brauchen sich nicht gegenseitig darüber informieren. Das ist ja das Reizvolle an der Briefwechsel-Methode.

Diese wird zudem hervorragend angewandt. Krüger spart sich lästige Formalitäten, kürzt aufs Wesentliche und erreicht dadurch sogar Spannungsmomente.

Ein wirklich empfehlenswerter Roman für wenige kurze, aber intensive Lesestunden.