Rezension

Ein Mädchen auf der Militärschule

Rites of Passage - Joy N. Hensley

Rites of Passage
von Joy N. Hensley

Ein gelungener Debütroman, der vor allen Dingen das Leben auf einer Militärschule sowie gelebte Vorurteile schonungslos zeigt. 3 ½ Sterne.

Inhalt

Sam ist 16 Jahre alt und wird auf der Militärschule anfangen. So wie bereits der Vater und die zwei älteren Brüder. Nur: Sam ist ein Mädchen und nur eines von vier, die auf dieser speziellen Militärschule in Virgina zum ersten Mal die Chance haben, dort anzufangen. Doch ihr wird mit viel Argwohn und Zweifel begegnet  und es wird alles versucht, um sie von der Schule zu ekeln. Doch Sam muss das Ganze durchziehen, das ist sie ihrem älteren Bruder Amos schuldig…

Meine ausführlichere Meinung

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Sam und gleich zu Anfang erfahren wir, in welch große Fußstapfen sie tritt. Ihr Vater hat einen hohen Rang beim Militär und ihr Bruder Jonathan ist auf der Denmark Military Academy, wo sie anfängt, der Colonel für seine Mitschüler. Sie hat einerseits einen Vorteil, weil sie das Militärleben von klein auf in sich aufgesogen hat. Aber andererseits ist ihr Name auch ein Hindernis, von ihrem Geschlecht mal ganz abgesehen.

Schnell erfährt man den Beweggrund für Sam und es ist interessant zu sehen, wie der Alltag auf der Militärschule abläuft und welche verschiedenen Motivationsgründe einzelne Schüler haben diese zu besuchen. Dieser ganze Army Slang, Drill, Boot-Camp-Methoden, die permanente Erniedrigung der „Worms“ (wie die Neuen liebevoll genannt werden), Schlafentzug, alles mit dem Ziel, diese gefügig zu machen, ist sehr gut und ausführlich und von meinem Amateurstandpunkt auch realistisch geschildert. Leider muss ich sagen, dass ich diverse Charaktere zu sehr in eine Form gepresst fand und es ihnen an Tiefe fehlte, so etwa Matthews. Aber auch die anderen Mädchen bleiben seltsam blass, was ich wirklich schade fand. Auch hätte ich mir gewünscht, dass Sams gestörtes Verhältnis zu ihrer Mutter sowie zu ihrem älteren Bruder Jonathan ein wenig mehr Tiefe gehabt hätte. Gegen Ende gibt es positive Entwicklungen, die ich aber gerade hinsichtlich ihrer Mutter nicht so wirklich abkaufen kann. Doch auch das mit ihrem Vater war irgendwie für mich nicht so stimmig.

Ebenfalls fand ich es schade, dass Liebesgeschichten relativ viel Raum gegeben wird, was meiner Ansicht die Stärke des Buches deutlich abschwächt. Auch das Geheimnis um Sams älteren Bruder Amos war für geübte Leser eigentlich von Anfang an ersichtlich und auch hier hätte ich mir einfach gewünscht, dass Sam sich damit bzw. mit der Rolle ihres Vaters bei der Sache mehr auseinandergesetzt hätte. Von den Charakteren hatte ich mir also wirklich mehr erhofft.

Daran, dass sich alle mit Nachnamen anreden, hatte ich mich schnell gewöhnt. Aber dass Sam ihren Drill Seargant Stamm meist als Drill bezeichnete, hat mich dann doch irgendwie gestört.

Fazit
Alles in allem ein Buch, das sich gut lesen lässt, einen schönen Einblick in die Abläufe einer Militärschule gibt und mit Sam eine bewundernswert starke Hauptfigur hat. Andere Charaktere bleiben mir zu blass, die Liebeleien waren für mich meist unnötig und eher störend und ich hätte mir gewünscht, dass dafür Entwicklungen in Sams Familienleben mehr Raum gegeben worden wäre.