Rezension

Glanz- und Emotionslos

Sterne über Paris - Alison Walsh

Sterne über Paris
von Alison Walsh

Bewertet mit 1 Sternen

Der erste Satz:
Die Kiste war länglich in einem warmen Mahagoniton, und in der Mitte befand sich eine Einlegearbeit in Form einer Rose aus Messing; die Oberfläche war von Kratzern übersät.

Meine Meinung:
Inhalt
Als Camille einen Brief ihrer Jugendliebe bekommt, gerät sie völlig außer sich. Sie fängt an von ihm zu träumen und ist sich sicher: Sie möchte ihn unbedingt wiedersehen. Dabei ist es ihr auch egal, dass sie mittlerweile verheiratet ist und zwei gesunde Kinder zur Welt gebracht hat.
Als wäre dies nicht schon genug, benutzt sie für ihre Reise nach Paris sogar noch die Kreditkarte ihres Ehemannes. In Paris trifft sie sich mit ihrer Jugendliebe und wird sich schnell dessen bewusst, was sie gerade riskiert. Reumütig reist sie zurück nach Hause, in der Hoffnung, dass ihr Mann bloß nichts von ihrem wirklichen Vorhaben in Paris mitbekommen hat, doch da hat sie sich geirrt, denn er ist völlig außer sich und zieht aus...

"Manchmal erwarten Menschen, dass wir besser sind, als wir wirklich sind, Lily. Und es kann ein ziemlicher Schock sein, wenn sie entdecken, dass wir nur ... Menschen sind. Dass wir Fehler machen."
Zitat aus "Sterne über Paris" Camille zu ihrer Tochter Lily

Cover
Es lädt einen zum Träumen ein und auch der Titel des Buches lässt einen auf eine romantische, herzzerreißende Geschichte hoffen. Die Orangetöne sind wunderbar gewählt und auch das Pärchen, welches sich umarmt, finde ich toll. Passend zum Titel erblickt man im Hintergrund den Eiffelturm. Ich habe mich sofort in dieses Cover verliebt.

"Kate, seit dem Sommer habe ich dich sehr lieb gewonnen und ... Ich will dir nur sagen, dass du ein helles Licht in meinem Leben bist. Wenn wir uns treffen und reden, habe ich das Gefühl, als ob ich von der Sonne gewärmt würde."
Zitat aus "Sterne über Paris" Aus einem Brief an ihre Mom Kate

Gesamt
Ich habe mich wirklich sehr auf diesen Roman gefreut, denn schon allein der Klappentext und das dazu passende Cover machen einfach Lust auf dieses Buch und schreien förmlich nach einer romantischen Liebesgeschichte, bei der einem das Herz aufgeht.
Die ersten Seiten waren auch noch ziemlich vielversprechend. Man lernt ein bisschen die Protagonistin Camille kennen und auch ihre Lebenssituation. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. In ihrer Ehe musste sie leider schon ein schreckliches Erlebnis meistern, über das die Eheleute allerdings niemals gesprochen haben. Und da nimmt das Drama seinen Lauf...
Leider kann ich nicht wirklich viel Positives zu "Sterne über Paris" sagen. Ich hätte es nach der Hälfte sogar fast abgebrochen, weil es mich nie berührt hat und ich auch keinerlei Bezug zu den Charakteren aufbauen konnte, die meiner Meinung nach, einfach viel zu blass gezeichnet wurden. Camille hat mich sogar aufgeregt. Besonders die Tatsache, dass sie tatsächlich zu ihrer Jugendliebe nach Paris fährt und für diese Reise auch noch die Kreditkarte ihres Mannes nimmt, haben mich echt aufstöhnen lassen. Wie kann man sowas machen?!
Ich habe selbst als Camille in Paris war und auch während den ganzen Rückblicken, wie es damals mit ihrer ersten Liebe so war, nie verstanden, warum sie so von diesem Mann hingerissen war/ist. Bei mir kamen einfach keinerlei Emotionen an, außer absolutes Unverständnis.
Zudem hätte es mir persönlich besser gefallen, hätte die Autorin die Ich-Erzählsituation gewählt. Bei dieser fällt es mir einfach leichter mich mit den einzelnen Personen zu identifizieren und dabei kommen bei mir auch besser die Gefühle der handelnden Charaktere an. Ich denke wirklich, dass diese Erzählweise bei diesem Roman die bessere Wahl gewesen wäre.
Doch leider ist es nicht nur die Auktoriale Erzählweise, die mich gestört hat, sondern auch der Schreibstil an sich hat mich nicht sonderlich überzeugen können. Es wirkte auf mich nicht wie ein lebendiger Liebesroman, sondern wie eine (langweilige) Erzählung. Mir hat das Lebendige an dem Roman gefehlt. Es kam mir einfach nur runter geschrieben vor, ohne Tiefe, ohne Gefühl, sogar manchmal ohne Sinn.
Von Spannung möchte ich bei "Sterne über Paris" gar nicht erst sprechen, weil sie schlicht nicht vorhanden ist. Leider konnte sie, bei mir zumindest, auch gar nicht aufkommen, weil ich entweder damit beschäftigt war, meinen Übersetzer im Internet viele verschiedenen französische Sätze übersetzen zu lassen, oder weil ich dabei war, zurück zu blättern, weil ich gerade mal wieder den Faden verloren hatte, in welcher Zeit wir uns eigentlich gerade befinden. Zur Erklärung: Camille erinnert sich gerne auch mal an die alte Zeit, was allerdings einfach so eingeworfen wird. Ohne Kennzeichnung. Ich bin manchmal wirklich sehr verwirrt gewesen, und musste, wie oben schon geschrieben, mehrfach zurück blättern und die Stelle erneut lesen, weil der Zeitsprung schlicht zu schnell vonstatten ging, was einen flüssigen Leseablauf für mich unmöglich machte.
Das Ende ist übrigens sehr vorhersehbar und vielleicht sogar ein bisschen an den Haaren herbei gezogen, dennoch ist es so ziemlich das Einzige, was mir wenigstens ein Bisschen gefallen hat.

Fazit:
Positiv
Das Cover ist, wie oben schon erwähnt, ein absoluter Traum! Es ist absolut stimmig und passt hervorragend zur Geschichte.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Geschichte ab und an zum Nachdenken anregt. Dass man sich darüber im Klaren ist, dankbar für das zu sein, was man hat und dieses auf keinen Fall auf´s Spiel setzen sollte.
Negativ 
Fand ich die ersten dreißig Seiten noch interessant und war neugierig auf den weiteren Verlauf, wurde es jedoch immer langweiliger.
Die Protagonistin wurde mir nicht wirklich sympathisch, was vielleicht auch daran gelegen hat, dass sie mir einfach viel zu blass gezeichnet war.
So eine (eigentlich) emotionale Geschichte erzählt sich meiner Meinung nach, viel besser in der Ich-Form, weil man bei dieser Erzählweise als Leser viel besseren Bezug zu den Charakteren und deren Emotionen bekommt. Hier wurde die Auktoriale Erzählsituation gewählt.
Vieles kam mir nicht schlüssig vor. Zudem kam ich an manchen Stellen sehr durcheinander, weil häufiger in den Zeiten gesprungen wird, wenn sich Camille zurückerinnert. Oft wusste ich gar nicht, in welcher Zeit ich mich gerade befand und musste ein paar Seiten zurück blättern, was meiner Lesefreude mehr als nur geschadet hat.
Mir waren viel zu wenig Briefe in diesem Buch. Dadurch, dass im Klappentext geschrieben wurde, wie die Protagonistin eben durch diese den Sinn ihres Lebens entdeckt, steckte mir eindeutig zu wenig dieser sinn-blickenden Briefe in "Sterne über Paris".
An vielen Stellen werden französische Sätze eingeworfen, die ich grundsätzlich nachschlagen musste, weil ich der Sprache absolut nicht mächtig bin. Ich hätte es mir gewünscht, vielleicht in einem Beisatz zu erwähnen, was Camilles Gegenüber gerade so witziges von sich gegeben hat, dann hätte ich mir die Mühe sparen können, zum Laptop zu eilen und nachzuschlagen, warum sich die Charaktere gerade kaputt lachen.
Der Schreibstil der Autorin konnte mich leider so gar nicht überzeugen, da mir die Geschichte nicht lebendig genug war. Es fehlte mir Herz und das fast den ganzen Roman über.
Das größte Manko überhaupt: Bei mir kamen keinerlei Emotionen an. Egal welch schreckliches Erlebnis eintrat oder aufgearbeitet wurde: Es war mir egal. Es regte sich nichts. Ich konnte mich weder mit Camille, noch mit ihrem Mann, oder ihren Kindern identifizieren. Sie blieben genau wie die Nebencharaktere absolut glanzlos und waren durchsichtig wie Glas. 
Ich kann einfach nicht anders, als wirklich meinen Ein-Blüten-Zweig auszupacken, was mir wirklich Leid tut. Für mehr hat es bei diesem Roman aber leider nicht gereicht. 
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