Rezension

Postapokalypse made in Germany

Das Buch des Hüters - Andreas Dresen

Das Buch des Hüters
von Andreas Dresen

Bewertet mit 4 Sternen

„Kommando 9. August. Wir befreien Sie vom Diktat des Stroms und der Herrschaft des Computers. Leben Sie natürlich." Diese Sätze leiten das Ende der uns bekannten Welt ein: Als radikale Umweltschützer die gesamte Stromversorgung zum Erliegen bringen, bedeutet dies eine Katastrophe für die Menschheit: Atomkraftwerke explodieren, Tiere beginnen sich gegen die Menschen zu richten und die Natur erobert die Erde zurück.

„Das Buch des Hüters“ setzt nach einem kleinen Prolog ein. Mittlerweile sind 100 Jahre vergangen, das Land Panaä hat sich in zwei verfeindete Gesellschaften aufgeteilt: Während im Norden, vom Strombaron regiert, noch eine rudimentäre Stromversorgung aufrechterhalten werden kann, hat sich der Süden unter der Herrschaft von Lord Hansen gänzlich vom Strom losgesagt und eine mittelalterliche Gesellschaft gebildet. Der Protagonist Pejo reist als Spion des Nordens in den Süden, um das titelgebende „Buch des Hüters“ zu finden.

Pejo schafft es das Buch in seinen Besitz zu bringen, allerdings gerät er dadurch zwischen die Fronten eines Konflikts, der kein Erbarmen kennt. Pejo muss sich entscheiden: Wählt er ein Leben voll Luxus in einem goldenen Käfig oder wählt er die Freiheit?

Die Geschichte wird kompakt auf 225 Seiten erzählt, neben dem Prolog werden immer wieder Passagen aus dem Buch des Hüters eingestreut. Diese dienen als eine Art „Geschichtsstunde“, wobei die Vergangenheit, ungefärbt von territorialen Motiven, von einem Zeitzeugen erzählt wird.

Die Idee einer postapokalyptischen Gesellschaft, die den Luxus und Errungenschaften der Elektrizität aufgeben muss, wird spannend erzählt. Auch die wahren Hintergründe der agierenden Mächte entspinnen sich erst im Laufe der Geschichte. Für meinen Geschmack wird aber im letzten Viertel des Buches allerdings zu gezwungen auf einen Abschluss hingearbeitet. Das erhöht unnötig das Tempo und überrumpelt den Leser mit „Enthüllungen“ im Minutentakt. Hier hätte dem Buch ein wenig Ruhe mehr geholfen.