Rezension

Ein Buch, das man nicht braucht

Lieber ich als perfekt
von Regula Stämpfli

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Der vollständige Titel lautet “Lieber ich als perfekt: Warum Denken schön macht und wie ich authentisch lebe” – Welch ein Buchtitel! Erinnert mich doch irgendwie an das tolle Buch des Philosophen Precht: “Wer bin ich und wenn ja wie viele”.

Ja, mal wieder ein Ratgeber für Frauen von der Schriftstellerin und Philosophin Regula Stämpli. Eigentlich lese ich solche Ratgeber mal ganz gerne nebenbei und bin deshalb auch völlig unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen. Dieses Buch soll Frauen bewusst machen, dass sie schön und klug sind und Frau Staempfli will uns als Coach mit Witz und spannenden Geschichten auf eine Reise lustvoller Weiblichkeit schicken. Das Buch ist ganz nett aufgemacht mit Fotos und kleinen Zeichnungen. Wahrscheinlich soll dieser Ratgeber auch ein Selbsthilfebuch sein, denn es finden sich jede Menge Tabellen, die die Leserin ausfüllen soll. Hier einige Beispiele: “Was ist Sex für mich – mein Sexbarometer” oder “Wie seh ich denn so aus” oder “Schönheitsdiktat weg – warum ich”. Aber mal ehrlich, wer braucht z. B. ein “Rezept” zum Klischee backen, in dem dann u. a. “40 g Sexismus, 80 g feuchte, mittelstark gehackte Pornographie, 100 g Religion” usw. usw. vorkommen. Auch die Weisheit “Gleichberechtigung macht glücklich” ist jetzt nichts wirklich Neues mehr. Regelrecht gefährlich finde ich das Kapitel “Sehkrank vor dem Spiegel”. Da wird die Entstehung der Magersucht derart vereinfacht und die psychischen Probleme von Magersüchtigen völlig außer acht gelassen.

Frau Stämpfli hat es leider nicht geschafft, in diesem Buch – zumindest für mich nicht -irgend etwas Neues zu schreiben. Gibt es wirklich noch Frauen,  denen diese Themen unbekannt sind? Ja wahrscheinlich gibt es sie noch, aber ich denke, dass gerade diese Frauen solch einen Ratgeber gar nicht erst in die Hand nehmen. Am besten hat mir die “Weisheit” von Frau Staempfli gefallen: “Wenn Menschen Schimpansen wären, wären 80jährige Frauen ständig schwanger von ihren 20jährigen Liebhabern”. Da weiß ich doch schon, was ich im nächsten Leben werden will!

Kurz und gut: Ein Buch, das man nicht braucht, oder welches man seiner noch völlig unemanzipierten Mutter, Freundin oder Feindin schenken kann.