Rezension

Eine philosophische Geschichte über die Angst vor dem Lebensende und den Mut, den es braucht, um ihm aufrecht entgegenzugehen.

Wolfs letzter Tag - Oliver Bantle

Wolfs letzter Tag
von Oliver Bantle

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt Bücher, die spannende Geschichten erzählen, die uns über 300 Seiten lang fesseln, berühren und begeistern, die uns in ihre Welten entführen und nicht mehr loslassen wollen, bis wir atemlos die letzte Seite umgeblättert und das letzte Wort gelesen haben. Und dann gibt es jene Bücher, die uns mit sprachlichen Bildern für sich einnehmen statt mit actionreicher Handlung, die uns zu Gedankenreisen einladen, zum Philosophieren und Träumen anregen und uns etwas über das Leben verraten. Ein solches Buch ist »Wolfs letzter Tag« von Oliver Bantle.

Der Autor macht einen Wolf zum Protagonisten des 116 Seiten dünnen Büchleins. Wolf – so auch sein Name – spürt, dass sein letzter Tag gekommen ist. Er verabschiedet sich von seinem Rudel, das er einst als Alphatier führte, um ins Moor hinauszuziehen und dort die letzte Ruhe zu finden. Auf seinem Weg blickt er gemeinsam mit verschiedenen Weggefährten zurück auf ein langes, erfülltes Leben, auf Freund- und Feindschaften, Macht, Sehnsucht und Liebe. Dabei muss er sich auch unbequemen Fragen stellen: Was hast du in deinem Leben versäumt? Was bereust du? Würdest du dein Leben verlängern, wenn du könntest? Hättest du es anders leben wollen? Und was bleibt von den wichtigen Erlebnissen und Erinnerungen deines Lebens übrig, wenn du nicht mehr bist?

Die Erkenntnisse in »Wolfs letzter Tag« sind nicht neu, in anderen Büchern finden sich ähnliche Ansätze. Trotzdem ist der Roman auf seine Weise einzigartig. Als moderne Fabel führt er den Leser mit poetischer Sprache und tiefsinnigen Gedanken einmal durch Wolfs Leben – und dabei auch ein Stück durch das eigene. Oliver Bantle liefert damit einen literarischen Ratgeber zum Umgang mit dem Tod, der gleichzeitig wertvolle Lektionen über das Leben enthält.