Zu überspitzt
Bewertet mit 3 Sternen
Eva Backes, ein naives 31 Jahre altes Mädel aus einem saarländischen Dorf, lebt im "großen, lauten und dreckigen" Berlin. Ein frühmorgendlicher Anruf ihrer Mutter erinnert sie daran, dass der 80. Geburtstag ihrer Oma bevorsteht. Also nimmt sie die Reise mit dem Zug von Berlin ins Saarland auf sich, um mit ihrer Familie den Geburtstag zu feiern.
Eva ahnt schon vorher, dass die Tage im Kreise ihrer Familie nicht sehr vergnüglich werden. Und um wenigstens das Thema "Single" zu umschiffen, kommt sie spontan auf die Idee, Sandro, eine Zugbekanntschaft, zu "kaufen" und mit nach Hause zu schleppen, damit er sich als ihr Freund ausgibt. Dieser erledigt den Job nicht immer so, wie sie es sich vorstellt, und den Gefallen des "Schwiegervaters" findet er als Schauspieler ohne handwerkliche Talente auch nicht...
Die Geschichte ist so geschrieben, dass man sie locker leicht und schnell lesen kann. Meiner Meinung nach fehlt aber der Tiefgang. Das Saarland und seine Menschen werden ständig auf's Korn genommen und kein Klischee wird ausgelassen, aber die Geschichte kommt nicht sehr überzeugend rüber, da einfach die ganze Handlung nur total überspitzt geschrieben ist.
Während bei der Handlung sehr dick aufgetragen wird, kommt meiner Meinung nach leider der Dialekt viel zu kurz. Wenn schon so stark überspitzt wird, dann hätte man nicht nur "Oh leck", sondern auch noch andere saarländische Begriffe und Redewendungen einfließen lassen sollen, um den regionaltypischen Charakter zu unterstreichen.
Ich musste während der Lektüre aber auch sehr viel lachen, denn es gab auch viele lustige Passagen und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Handlung nicht so ernst nehmen darf. Der Schluss hat mir dann auch richtig gut gefallen!
Trotzdem hat mich das Buch insgesamt leider nicht so sehr überzeugt, wie ich als Saarland-Kenner es mir erhofft hatte.