Rezension

Düster und authentisch

Leichtes Opfer - Roger Smith

Leichtes Opfer
von Roger Smith

Bewertet mit 5 Sternen

Aus einer eigentlich friedlichen Nacht im sommerlich heißen Kapstadt wird für Michael Lane und seine Ehefrau Beverly ein Alptraum. Von Schreien aufgeschreckt, werden Sie Zeugen, wie ihr Sohn einen brutalen Mord begeht. Aus Angst vor den Folgen beschließt das gut betuchte Ehepaar den Sohn zu decken. Der drogensüchtige Sohn der schwarzen Haushälterin wird zum Sündenbock, ihm schieben sie die Schuld für den Mord in die Schuhe. Doch damit, dass Michaels Sohn der Strafverfolgung entgeht, hat sich die Geschichte der Familie längst nicht zum Guten gewendet.

Atemlos. Anders kann ich nicht beschreiben, wie ich dieser Geschichte gefolgt bin. Die Story klingt nicht ganz neu, sie wird aber unglaublich rasant erzählt und da wo andere Bücher enden, geht es hier erst richtig los. Die Handlung rund um den Mord und dessen Vertuschung wird nämlich im Buch überraschend schnell abgewickelt, die Spannung beginnt damit gerade richtig. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es nahezu in einem Rutsch verschlungen.
Das Buch handelt von Schuld, Rache, Vergebung und der Spirale von Gewalt und Verbrechen. Es wird aber auch ein spannendes und hartes Bild der Gesellschaft Kapstadts gezeigt. Roger Smith lebt selbst in dieser besonderen Stadt, in der Reichtum und Elend sehr eng zusammenliegen, die Kriminalitätsraten extrem sind und nach wie vor Rassenkonflikte in der Luft liegen. Wie nebenbei und ganz mühelos webt der Autor viele Details zu lokalen Besonderheiten, wie den sogenannten Numbers Gangs, in die Handlung mit ein. Das ganze Buch wirkt dadurch unglaublich authentisch.
Neben der genauen Darstellung der gesellschaftlichen Strukturen Kapstadts und den spannenden Gewissensfragen innerhalb der Handlung, kann das Buch vor allem durch seine Charaktere und Wendungen punkten. Die Figuren sind zwar zum Teil ein wenig einseitig dargestellt, entwickeln sich aber ausnahmslos spannend und bieten interessante Konflikte. Die Geschichte dreht und wendet sich nahezu pausenlos, bleibt durchgehend düster und bildet einen wahren Strudel.
Der Schreibstil von Roger Smith ist zudem prägnant und hart, kommt ohne viele Metaphern und Schnörkel, aber mit genug Atmosphäre daher. Ich möchte unbedingt mehr davon.

Ich habe absolut nichts zu meckern, habe die Lektüre unglaublich genossen und bin vom Detailreichtum und der Konstruktion der Geschichte nach wie vor begeistert.