Rezension

Ein packender, vielschichtiger Thriller mit viel Lokalkolorit

Timber Creek. Man erntet, was man sät - Gunther Polnizky

Timber Creek. Man erntet, was man sät
von Gunther Polnizky

Bewertet mit 4 Sternen

„In der Qual liegt der Schlüssel zur Reue…“

INHALT

Timber Creek ist ein verschlafenes Nest an der kanadischen Atlantikküste. Dorthin zieht es David, der als einziger von seinen Freunden hat den Ort seiner Kindheit jemals verlassen hat. Nach einer steilen Karriere in Toronto gemacht und seiner Hochzeit sehnt er sich nach Ruhe. Er verkauft seine Firma und kehrt nach Timber Creek zurück. Dort holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Alte Konflikte und Liebschaften keimen wieder auf, bis schließlich einer der Freunde bestialisch ermordet aufgefunden wird. Während die Polizei rätselt, begeht der Täter einen weiteren Mord. Schließlich wird ein altes Geheimnis gelüftet, das über den Freunden wie ein Damoklesschwert schwebt.

(Quelle Zauberberg- Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit seinem Debüt „Timber Creek“ ist dem österreichischen Autor Gunther Polnizky ein sehr packender, vielschichtiger Thriller mit viel Lokalkolorit gelungen, den man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann.

Sehr schön stimmt schon das etwas unheilvoll wirkende Cover, das eine vergilbte Schwarz-Weiß-Fotografie eines ausgedehnten Farmhauskomplexes mit verwildert wirkenden Koppeln im Vordergrund zeigt, auf die an der kanadischen Altlantikküste spielende Handlung ein.

Polnizky hat einen sehr eingängigen, mitreißenden Schreibstil, mit dem er seine Leser sofort mitten in die sich anfangs recht gemächlich entwickelnde, aber dennoch fesselnde Handlung hineinzieht.

Der Autor lässt seinen Roman in Timber Creek einem verschlafenen Nest in Kanada spielen - einem idyllischen Ort mit vielen alteingesessenen Bürgern, von denen die meisten nette, teilweise auch etwas verschrobene, aber äußerst liebenswerte Menschen zu sein scheinen.

Als die Hauptfigur David, ein erfolgreichen Geschäftsmann in Toronto, der als einziger seiner Heimat den Rücken zugekehrt hatte, nach Timber Creek zurückkehrt, wird eine Kaskade an merkwürdigen und verhängnisvollen Vorkommnissen in Gang gesetzt. Unbewältigte Konflikte, Feindseligkeiten und Eifersüchteleien aus der Vergangenheit leben plötzlich wieder auf und lassen die heile Welt der ehemaligen Freunde rasch aus den Fugen geraten, bis schließlich einer von ihnen einem grauenvollen Unfall zum Opfer fällt.

Sehr geschickt hat der Autor viele wichtigen Details in kleinen, oft belanglos erscheinenden Häppchen eingestreut und bedeutsame, in Rückblicken geschilderte Ereignisse aus der gemeinsamen Vergangenheit der Freunde mit der Haupthandlung verwoben. So nimmt schließlich ein undurchsichtiges Geflecht aus alten Familiengeheimnissen, Feindschaften und Intrigen immer mehr Gestalt an, in dem auch die Hauptfigur David eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen scheint.

Die beschriebenen Schauplätze und die aufgeladene, bedrohliche Atmosphäre sind derart greifbar und detailgetreu eingefangen, dass man als Leser fast das Gefühl hat, unmittelbar dabei zu sein und spürt förmlich das allmählich heraufziehende Unheil.

Durch die verschiedenen Perspektivwechsel baut sich schon bald eine enorme Spannung auf. Zudem beginnt man immer mehr zu rätseln, wie die unerklärlichen Geschehnisse und verwirrenden Details zusammenhängen könnten und wer ein Motiv für die abscheuliche Tat hat. Nach sich überschlagenden Ereignissen und einigen unvorhersehbaren Wendungen gipfelt der Thriller in einem mitreißenden Finale, das eine schlüssige Auflösung liefert. Für meinen Geschmack kam das Ende allerdings etwas zu überstürzt und hätte ruhig noch etwas hinausgezögert werden können. Auch der eigens nach Timber Creek beorderte Ermittler, ein etwas undurchsichtiger und kauziger Typ, wirkte recht blass und agierte leider bei seinen Ermittlungen mehr oder weniger im Hintergrund.

Polnizkys vielschichtige, eigenwillige Figuren sind durchweg gut ausgearbeitet und wirken sehr authentisch und lebendig. Hervorragend ist es dem Autor gelungen, einen entlarvenden Blick auf die menschlichen Schwächen und Abgründe seiner Figuren zu werfen, die verstrickt sind in einem verhängnisvollen Geflecht aus Freundschaft, Rache, Machtgelüsten und Leidenschaften und einen von ihnen nach all den Jahren zu einem grausamen Mörder werden lassen.

FAZIT

Ein packender, vielschichtiger Thriller mit viel Lokalkolorit und überzeugenden Figuren.

Trotz kleiner Schwächen ein fesselndes, atmosphärisch dichtes Lesevergnügen und gelungenes Debüt des österreichischen Autors Gunther Polnizky.