Rezension

Ein Buch, das mehr durch den Schreibstil als durch die Geschichte begeistern kann

Crank - Ellen Hopkins

Crank
von Ellen Hopkins

Bewertet mit 3.5 Sternen

Diese Rezension ist ursprünglich auf kopf.kino erschienen

 

// Was passiert //

Kristina ist die perfekteTochter: sie schreibt gute Noten, ist freundlich und macht keinen Ärger. Doch dann besucht sie in den Ferien ihren leiblichen Vater, der sich in den letzten Jahren einen Dreck für sie interessiert hat und plötzlich wird sie zu einer ganz anderen Person. Bree. Und Bree ist das genaue Gegenteil von der ach so tollen Kristina. Bree flirtet mit dem gefährlich aussehenden Nachbarsjungen Buddy, in den sie sich verguckt. Und Bree sagt auch nicht nein, als eben dieser ihr ein bisschen weißes Pulver anbietet. Mit jeder Line verschwindet Kristina mehr und mehr, bis am Ende nur noch Bree da ist und die Frage, wo sie ihren nächsten Schuss her kriegt.

 

// Was ich denke //

Kristina soll Urlaub bei ihrem leiblichen Vater machen und weiß nicht so recht, wie sie sich damit fühlen soll. Zum einen ist sie aufgeregt, ihn wieder zu sehen, doch wie soll sie sich auf den Mann freuen, der sich die letzten Jahre einen Dreck um sie gekehrt und es nicht einmal geschafft hat, eine Karte zum Geburtstag zu schicken? Tatsächlich ist er ein Loser, der in einem herunter gekommenen Appartement lebt und auf der Bowlingbahn arbeitet. Kristina ist enttäuscht. Zumindest bis sie den Nachbarn Buddy kennenlernt und mit ihm auch eine ganz andere Seite an sich selbst: Bree.
Und damit fängt ihr Abstieg an, denn mit Buddy kommt auch die erste Line Meth.
Ellen Hopkins schreibt in Crank über ein nicht einfaches Thema: Drogensucht von Jugendlichen. Noch bedrückender wird die Geschichte, wenn man bedenkt, dass sie auf den persönlichen Erfahrungen der Autorin beruhen, denn Kristina steht für ihre eigene Tochter. Doch auch ohne dieses Wissen ist Crank ziemlich harter Tobak. Wobei ich sagen muss, dass die Geschichte an sich mich gar nicht so sehr mitgerissen hat. Oder anders gesagt: sie hätte es nicht, wenn es sich um einen normalen Roman gehandelt hätte. Allerdings sind die Bücher von Ellen Hopkins eher kleine Meisterwerke, denn jede Seite ist anders gestaltet. Sie spielt mit Versen, mit der Aufteilung des Textes… ja, es ist schon poetisch und verdammt gut. Das ist auch der Grund, warum mich das Buch wirklich ab Seite Eins komplett in den Bann gezogen hat.

Die Story um Kristina hingegen fand ich weniger einnehmend. Natürlich war sie bedrückend und ich konnte Kristinas Gedanken auch teilweise nachvollziehen, aber ganz ehrlich: warum hat sie mit den scheiß Drogen überhaupt angefangen? Ich kann verstehen, dass sie von ihrem Vater enttäuscht ist und sich zu Tode langweilt und ja, Buddy ist schon irgendwie anziehend, aber sind das genug Gründe, auf einmal zu einer komplett anderen Persönlichkeit zu werden? Ich muss zugeben, dass ich das plötzliche Auftreten von Bree, Kristinas ‘zweiter Persönlichkeit’, irgendwie komisch fand. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Kristina sich gewünscht hat, etwas anders zu sein, aber das war eine 180-Grad-Drehung von jetzt auf gleich. Allerdings muss ich zugeben, dass der Rest der Geschichte dann zum Charakter Bree passt. Ich kann total sehen, wie sie sich dazu überreden lässt, Drogen auszuprobieren und sich dann in einem Strudel aus Liebe und Verlangen mit Buddy schmeißt.

Alles in Allem ist Crank ein gutes Buch, das einen in seinen Bann zieht und ja, auch berührt. Kristinas Geschichte nimmt einen mit auf die Reise von einem unschuldigen Mädchen zu einer Drogenabhängigen, immer auf der Suche nach dem nächsten Schuss. Und letztendlich auch Geborgenheit. Kristina sagt im Buch mehrmals, dass das Leben voller Entscheidungen ist und am Ende muss sie wichtigste ihres Lebens treffen. Durch die intensive Schreibweise kann man gar nichts dagegen tun, dass man mit ihr fühlt – egal wie gut man ihr Verhalten findet/nachvollziehen kann – und in den Strudel ihrer Gefühle und Gedanken eintaucht. Ich hatte zwischendurch wirklich Schwierigkeiten, das Buch weg zu legen, weil es mich einfach dermaßen gefesselt hat.

 

// Schlusswort //

Crank von Ellen Hopkins ist ein intensives Jugendbuch, das sich mit dem Thema Drogensucht auseinander setzt. Überzeugen konnte es mich weniger mit der Geschichte um die Protagonistin Kristina als viel mehr durch den genialen Schreibstil der Autorin. Trotz allem nimmt einen das Buch gefangen und man kann es kaum aus der Hand legen. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen.