Rezension

Der Humor war einfach nicht mein Fall

Der unglaubliche Mr. Corpse - Jeff Strand

Der unglaubliche Mr. Corpse
von Jeff Strand

Bewertet mit 3 Sternen

~~Stanley Dabernath hat es in seinem Leben nicht unbedingt gut getroffen. Mehr schlecht als recht hält er sich mit einer Videoproduktionsfirma über Wasser, die sich auf besondere Formate spezialisiert hat, die oft sehr extreme Dinge darstellen. Doch das große Publikum bleibt aus und der Bankrott droht. Was könnte ihm da Besseres passieren, als von einem Milchlaster überfahren zu werden und in Milch zu ertrinken?
 Stanley muss bald feststellen, dass ihn genau diese Sache berühmt macht, da er vom Project Second Chance als erster Mensch vor laufender Kamera von den Toten wiedererweckt wird. Als der unglaubliche Mr. Corpse macht er so viel Geld, wie er es sich vorher nie erträumt hätte und polarisiert gleichzeitig die Massen. Man streitet darüber, ob Stanley überhaupt noch als Mensch anzusehen ist. Second Chance macht es dem ersten Zombie auf Erden mit Bedingungen und Forderungen auch nicht leichter, die er nicht abschlagen kann, wenn er seine Existenz verlängern möchte. Was also soll Stanley tun?

Die Idee hinter der Geschichte ist wirklich gut. Wissenschaftler erwecken einen bereits recht verwesten Mann wieder zum Leben und schlachten dieses Phänomen medial und finanziell komplett aus. Es wird zwar immer wieder vom Zombie gesprochen, jedoch ist Stanley keiner, da ihn keineswegs der Hunger nach Menschenfleisch (oder wahlweise Gehirn) antreibt und er eigentlich noch genauso wie vor seinem Tod denkt und fühlt, nur einfach in einem leicht gammligen Körper.

Je weiter die Geschichte voran geht, desto schwieriger wird es für den Protagonisten mit der neuen Situation auszukommen. Seine Abhängigkeit vom Project Second Chance, die ihn schlichtweg ausbeuten und ihm mit dem erneuten Tod drohen, sollte er nicht mitspielen und die Polarisation in der Bevölkerung machen sein neues Leben alles andere als leicht. Zudem möchte er verstehen, wie man es schaffen konnte ihn in dieser Daseinsform wiederzuerwecken.

Gerade das letzte Drittel des Buches fand ich gut gelungen, da Strand der Geschichte dann eine neue Richtung gab. Dabernath hinterfragt sich und seine Existenz und kommt den Hintergründen auf die Schliche. Der Kampf um seine Existenz und das Wissen um die Gegebenheiten hat mir sehr gut gefallen.

Leider waren die ersten zwei Drittel des Buches anders gestrickt. Strand lässt seinen Protagonisten hier mit Kalauern, schlüpfrigen Witzen und Trotz auf jede neue Situation reagieren und trifft damit einfach nicht meinen Humor. Anders als zum Schluss des Buches war mir der Protagonist hier über die größten Strecken zu unsympathisch und nervig, die Geschichte erschien mir zu unspannend und teilweise etwas einfältig. Gleichzeitig stellt dies aber eine gute Persiflage auf die heutige Medienkultur dar und dem Phänomen, mit immer heftigeren Dingen zu schocken und immer mehr Grenzen fallen zu lassen. Es traf nur einfach nicht meinen Humor.

Positiv aussprechen möchte ich mich noch für das Cover, welches sehr gut gelungen und ein wahrer Eyecatcher ist.

Wer mit dem Humor von Strand auf einer Wellenlänge liegt und einen medienkritischen Unterhaltungsroman mit leicht morbiden Zügen lesen möchte, der ist mit diesem Buch gewiss goldrichtig beraten. Horror darf man jedoch nicht erwarten.