Rezension

Niven überraschend tiefgründig

Straight White Male
von John Niven

Bewertet mit 4 Sternen

Kennedy Marr hats geschafft: erfolgreiche Karriere als Schriftsteller und Drehbuchautor. Schnieker Wohnsitz in L.A. Genug Kohle für exquisites Essen, teure Klamotten und schöne Frauen. Doch der IRS schläft nicht und so sitzt Kennedy vor einer gewaltigen Summe, die der Staat bitteschön recht schnell haben möchte. Guter Rat ist teuer. Ein neues Buch schreiben? Die Schreibblockade lässt grüßen. Den Lebensstil einschränken? Niemals! Doch das Schicksal hat eine ganz außergewöhnliche Lösung parat…

Niven hat sich mit diesem Buch ein Stück weit neu erfunden. Zwar ist Kennedy durchaus der etwas harmlosere Cousin von Steven Stelfox („Kill your friends“) und glänzt mit Weibergeschichten und dem einen oder anderen Kraftausdruck; doch er hat auch einen interessanten Kern zu verbergen und der Autor entblättert diesen gekonnt langsam. Ich mochte Kennedy, mit seinen Fehlern, Ecken und Kanten; aber auch seinen tiefgründigen Betrachtungen, seiner Liebe zur Literatur, der er mit diversen Zitaten Ausdruck verleiht. Trotz oder gerade wegen seines Erfolges wächst er sich zur tragischen Hauptfigur aus, der man nur wünschen kann, dass sie möglichst bald erkennt was im Leben wirklich wichtig ist. Kleiner Tipp: der Aston Martin ist es nicht. Man verfolgt Kennedys Geschichte gerne, auch wenn sie z.T. etwas auf der Stelle tritt. Sie ist vielleicht nicht so absurd wie Coma oder so schnelllebig wie Kill your friends, aber trotzdem sehr lesenswert. Nivens unvergleichliche Art, den Nagel auf möglichst schwarzhumorige Art auf den Kopf zu treffen, hat mich wieder ausgezeichnet unterhalten.