Rezension

Bester lovecraftscher Horror

Grimscribe - Sein Leben und Werk - Thomas Ligotti

Grimscribe - Sein Leben und Werk
von Thomas Ligotti

Bewertet mit 4.5 Sternen

Grimscribe - Sein Leben und Werk ist eine Horror-Anthologie aus der Feder von Thomas Ligotti. Die deutsche Ausgabe erscheint bei FESTA als 38 Band von H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens. In dieser Reihe erscheinen neben den Werken Lovecrafts auch die von Autoren, die eindeutig von ihm beeinflusst wurde. Darunter sind neben Zeitgenossen Lovecrafts auch aktuelle Autoren. So auch in diesem Fall.

Der Verlag:

Der Festa Verlag ist ein vergleichsweise kleiner Verlag, der sich auf angloamerikanische Autoren spezialisiert hat.  Der Schwerpunkt des Verlagsprogramms liegt auf dem Bereich Horror. 2012 kam jedoch auch der Bereich "Crime" dazu und mit den Robert E. Howard Originalausgaben gibt es auch ein wenig Fantasy.

Der Bereich Horror wiederum zerfällt in zwei Unterbereiche. Zum einen gibt es modernen, harten Horror und zum anderen gibt es die bereits erwähnte H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, in der weit klassischerer Horror erscheint.

Der Autor:

Thomas Ligotti (geb. 1953) veröffentlicht seit 1982 Short Stories. 1986 erschien seine erste Anthologie. 1991 erfolgte mitGrimscribe seine zweite Veröffentlichung in Buchform, der bis heute viele weitere folgten. Lange Zeit blieb er relativ anonym aber mittlerweile hat er einiges über sich offenbart. Seine Inhalte und sein Stil sind vielfältig; vieles passt aber in die Kategorie, die der Kritker T. S. Joshi als "philosophischen Horror" beschrieben hat.

Das Buch:

Das Wichtigste, dass man über dieses Buch wissen sollte, ist, dass es eine Anthologie, als eine Sammlung von Short Stories ist. Der Name Grimscribe kommt lediglich in der Einleitung vor. Die 13 Geschichten sind zwar in fünf Abschnitte eingeteilt - Die Stimme des Verdammten, des Dämons, des Träumers, des Kindes und unseres Names - aber ein wirkliches übergeordnetes Konzept ist nicht zu erkennen.

Alle Geschichten sind dem Horror-Genre zuzuordnen. Viele Geschichten erinnern stark an die Erzählungen Lovecrafts.  Das letzte Fest des Harlekins ist Lovecraft sogar gewidmet. Nicht nur die Themen sind ähnlich, sondern auch die stilistische Bandbreite ist vergleichbar, wobei sie bei Ligottis wohl noch ein wenig breiter ist. So gibt es zum Beispiel eine recht blutige Geschichte und eine Geschichte, die etwa zur Hälfte aus einem Manuskript besteht, die 1:1 wiedergegeben wird.

Meine Meinung:

Einigen Geschichten, haben mich wirklich begeistert. Das Highlight des Buches war für mich die schon erwähnte Geschichte Das letzte Fest des Harlekins. In dieser Lovecraft-Hommage kopiert Ligotti Lovecrafts Stil hervorragend und liefert eine Geschichte ab, die so glaubwürdig, realistisch und dadurch erschreckend ist, wie es selbst Lovecraft nicht in allen Geschichten gelungen ist. Allein für dieses Geschichte hat sich das Buch für mich gelohnt. Auch unter den anderen Geschichten sind mir, die mit der größte Nähe zu Lovecraft, am Besten in Erinnerung geblieben, zum Beispiel eine Geschichte über ein seltsames Gewächs auf einem Feld und eine Geschichte über ein Haus durch dessen Fenster man merkwürdige Dinge sieht. Auch die beiden Geschichten, die einen jugendlichen
Erzähler haben, haben mich wirklich gefesselt.

Aber kein Licht ohne Schatten. Die Enden mehrerer ansonsten guter Geschichten haben mich nicht überzeugt. In einem Fall, war ich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht sicher, ob ich es verstanden hatte und in mehrere Fällen gab es praktisch ein Happy End. Meines Erachtens darf eine Horrorerzählung aber nicht komplett gut ausgehen. Es muss nicht immer eine Katastrophe sein, aber zumindest sollte sich der Leser unsicher sein, ob damit alles ausgestanden ist.

Fazit:

Fans von H. P. Lovecrafts Geschichten kommen an diesem Buch nicht vorbei.

Wertung: 4,5/5 Sternen.