Rezension

The Amber Spyglass - Berührendes teils schwerfälliges Finale

Das Bernstein-Teleskop - Philip Pullman

Das Bernstein-Teleskop
von Philip Pullman

Bewertet mit 4 Sternen

Die Fantasystory hat insgesamt langwierige schwierige Stellen und es ist nicht immer leicht dran zu bleiben. Weiteres Minus, der es einem vllt auch schwer macht in die Geschichte einzusteigen, ist der Schreib- und Sprachstil. Ich kann ihn nicht anders, als trocken und simpel beschreiben. Manche Emotionen oder Dialoge kommen nicht so gefühlvoll rüber, wie es vllt möglich gewesen wäre. Der Schreibstil wird den Ideen leider nicht gerecht.

Auf der anderen Seite gibt es aber sehr starke Stellen, die mein Leserherz eingenommen haben (Lyra und Pan, Lyra und Will, Will als eigenständiger und mutiger Charakter) und zahlreiche fantastische Ideen und Elemente: Die Totenwelt, die Gespenster, Hexen, Panzerbären, Mulefa, ein Krieg gegen Gott bzw. einen Engel, der sich für Gott erklärt hat. Der biblische Touch ist zum Glück nicht übertrieben worden und war für mich persönlich gut umgesetzt.

Es dauert zwar bis man reinkommt (und das obwohl ich die Bände direkt hintereinander weggelesen habe), aber es lohnt sich dranzubleiben und die schwerfälligen Stellen hinter sich zu bringen. Marys Handlungsstrang bei den Mulefa zB ist leider langgestreckt und nervig, obwohl die Mulefa mit ihren Rüsseln recht süße Wesen sind, Marys Anteil gefiel mir aber am wenigsten.

Sehr gefallen hat mir auch die Idee der Totenwelt, den Handlungsstrang, der sich in dieser Welt drehte und die Tode, von denen jeder Mensch seinen eigenen hat. Die letzten 200 Seiten beschreiben ein gewaltiges Finale, das einen nicht kalt lassen kann. Der Schlussteil hat mich sehr berührt zurückgelassen, da die Figuren, besonders Will, Lyra und Pan mir ans Herz gewachsen sind.

Leider finde ich nicht alles gut aufgelöst. Es wird nicht wirklich klar welche Rolle Mary als Schlange nun hatte und welche Lyra. Oder wie die Schlacht nun weiter ausgegangen ist. Vllt kann man es sich schon zusammenreimen, doch hätte ich mir da mehr Ausführungen oder Erklärungen gewünscht.

Wenn ich diese Reihe insgesamt betrachte, gefällt sie mir sehr gut, vor allem da mich der letzte Band so berühren konnte. Ich bin immer noch traurig über den Schluss und werde wohl immer traurig darüber sein. Dennoch würde ich sie nicht jedem empfehlen, da es dieser Reihe an Leichtigkeit fehlt und der Schreibstil etwas schwerfällig ist. Es handelt sich um eine fantasievolle Geschichte, doch könnte sie durch den biblischen Hintergrund nicht jedem gefallen.

 

 

 

Komplette Inhaltsangabe (Achtung Spoiler):

Lyra ist von ihrer Mutter Mrs. Coulter entführt und in einen tiefen Schlaf versetzt worden. Will sucht sie, dabei trifft er auf Baruch und Balthamos, zwei niederen Engeln, die die Aufgabe haben Will zu Lord Asriel zu bringen. Doch Will hat seinen eigenen Willen und begibt sich auf die Suche nach Lyra. Er begegnet Iorek Byrnison, der von der Hexe Serafina erfahren hat, dass Lee getötet und Lyra entführt wurde. Iorek möchte Lyra helfen und Lee rächen. Doch Lyra ist in noch größerer Gefahr, denn die Kirche schickt einen Pater aus, um Lyra töten zu lassen. Auch Lord Asriel entsendet eine Streitmacht. Der Engel Baruch stirbt, als er Lord Asriel erreicht und ihn von Will und dem Messer erzählt.

Will schafft es Lyra zu befreien und Mrs. Coulter zurückzulassen, während Kirche und Asriels Streitmacht sich in der Luft einen Kampf liefern. Sie fliehen gemeinsam mit den Gallivespiern (winzige Menschen) Salmakia und Tialys, die im Auftrag von Lord Asriel arbeiten, in eine andere Welt. Der Engel Balthamos flieht aus Angst und Trauer um Baruch. Doch bei Lyras Befreiung zerbricht Will das magische Messer, weil er an seine Mutter gedacht hat und das Messer an etwas gestoßen ist, was nicht zerschnitten werden konnte: Die Liebe zu seiner Mutter. Iorek Byrnison kann es wieder reparieren.

Im Schlaf ist Lyra Roger begegnet, der sich in der Welt der Toten befindet. Sie will mit ihm sprechen und ihn um Verzeihung bitten. Auch Will würde gerne mit seinem Vater sprechen. Also beschließen die Kinder in die Welt der Toten zu gehen. Dies gelingt, als Lyra ihren eigenen Tod herbei beschwört und dieser sich bereit erklärt sie in die Welt der Toten zu bringen. Doch sie muss ein großes Opfer bringen und sich von Pan trennen. Auch von Will bleibt etwas noch gestaltlos zurück, was Lyra einen Dæmon nennen würde.

Unterdessen befindet sich Mary Melone in einer anderen Welt und freundet sich mit intelligenten Tieren an (Mulefa), die auf Rädern sich fortbewegen können. Während Lyra für Eva die Ursache der Sünde steht, steht Mary für die Schlange. Sie stellt das Bernstein-Teleskop her mit dessen Hilfe sie Staub erkennen kann. Durch das Teleskop kann sie erkennen, dass der Staub aus der Welt der Mulefa hinausfließt, wodurch die lebenswichtigen Bäume der Mulefa sterben. Sie brauchen Marys Hilfe.

Nachdem Mrs. Coulter erst von Asriel gefangen genommen wurde, kann sie sich mit einer seiner neuen Erfindungen befreien. Sie versucht einen Anschlag der Kirche an Lyra zu verhindern und gerät dabei in einen verzweifelten Kampf, aus dem Asriel sie wieder befreit. Die Bombe kann abgeschossen werden, aber ihr Ziel trifft sie nicht. Stattdessen schlägt sie einen Abgrund in die Welten.

Will und Lyra unterdessen versuchen die Toten zu befreien, damit sie eins mit dem Leben werden können und sich auflösen, denn die Welt der Toten ist unsagbar schrecklich. Es gelingt ihnen, in dem Will ein Fenster schneidet, sodass Roger schließlich seinen Frieden kann. In der Totenwelt begegnen sie auch Wills Vater John Parry und Lee Scoresby. Nun gilt es Will und Lyras Dæmonen wieder zu finden.

Die höchste Autorität ist nicht der wahre Schöpfer, sondern ein Engel, der sich über die anderen Engel erhoben hat. Also doch kein Krieg gegen Gott, sondern gegen einen Engel, der sich für Gott erklärt hat. Dieser Engel gab seine Macht weiter an seinen Regenten: Megatron. Megatron hat es auf die Dæmonen von Will und Lyra abgesehen. Dies wollen Mrs. Coulter und Asriel verhindern. Sie locken Megatron in einen Hinterhalt, es kommt zum Kampf und sie stürzen sich mit ihm in den Abgrund, um sich für Lyra zu opfern. Die Existent der höchsten Autorität löst sich auf, als Lyra und Will einen Engel aus seiner Sänfte befreien ohne zu wissen wer er ist.

Der Krieg hat begonnen. Als Will und Lyra auf der Suche nach ihren Dæmonen mitten in die Schlacht geraten, sterben Tialys und Salmakia, da ihre Körper zu schwach geworden sind. Mithilfe von Iorek Byrnison , den Geistern John Parry und Lee gelingt es Will und Lyra ihre Dämonen zu finden, zu packen und mit ihnen eine andere Welt zu fliehen. In dieser treffen sie Mary und die Mulefa. Auch Pater Gomez, der ausgeschickt wurde um Lyra zu töten, ist inzwischen in diese Welt gelangt. Doch bevor er Lyra erschießen kann, tötet ihn der geflüchtete Engel Balthamos und stirbt selbst, ohne das Will und Lyra die Gefahr bemerken in der sie sich befunden haben. Sie verlieben sich ineinander.

Durch die Fenster, die das magische Messer in andere Welten geschnitten hat, fließt Staub hinaus. Doch der Staub, darf die Welten nicht verlassen, sonst würde das Gute sterben. Jedes Fenster muss verschlossen werden. Dies bedeutet für Lyra und Will sich für immer zu trennen. Das Reisen zwischen den Welten hat somit ein Ende.

"… denn es ist Will."

"… von Ehrgeiz zerfressen, führt er frevelhaft und eitel Krieg im Himmel gegen Thron und Monarchie." (John Milton)

"Den Horizont vor Augen schlenderten sie weiter. Sie hatten alle Zeit der Welt: alle Zeit, die die Welt hat."