Rezension

Der Glasgarten

Der Glasgarten - Christa Hein

Der Glasgarten
von Christa Hein

Ich habe Julie noch gar nicht richtig kennen gelernt, da wird sie auch schon mit dem Tod ihrer Mutter konfrontiert. In den letzten Stunden vor ihrem Tod wollte sie ihrer Tochter noch etwas Wichtiges mitteilen, dazu kam sie jedoch nicht mehr.

So erfährt sie erst bei der Testamentseröffnung, dass sie noch eine Schwester hat, welche auch erben soll. Mehr Informationen gibt es nicht. Aufklärung erhofft sich Julie beim Vater. Der leidet jedoch an fortgeschrittener Demenz und kann deshalb nur eingeschränkt helfen. Mit Hilfe einer Rechtsanwältin begibt sich Julie nach Frankreich und versucht auf eigene Faust ihre Schwester zu finden.

Julie ist ein sehr komplexer, eigenwilliger Charakter. Auf der Suche nach ihrer Schwester lernt sie die verschiedensten Menschen kennen und wird mit ihnen konfrontiert. Auch der Leser lernt zunehmend mehr von Julie kennen, jedoch scheinen ihre Handlungen nicht immer nachvollziehbar. Je mehr man liest, desto verworrener wird es. Einzelne Bruchstücke kommen dazu, hier passiert ein bisschen, da eine winzige Information, aber so richtig weiß man noch nicht, wo es hinführen soll. Und es passieren so merkwürdige Dinge, sodass ich mich während des Lesens immer wieder frage, wer hier sein Spiel mit Julie treibt?

Die Handlung wird durch liebevolle Beschreibungen der französischen Atlantikküste und der Natur drum herum ergänzt. Gärten, Gemälde und die wunderbare Natur der Umgebung beschreibt Christa Hein einfach mit einer besonders bildhaften und lebhaften Sprache. Während des Lesens schien das manchmal fast wichtiger zu sein, als der Inhalt bzw. das Fortlaufen der Geschichte. Aber es machte auf jeden Fall Lust nach Frankreich zu fahren und sich die Gegend einmal selbst anzusehen.

Wurde am Ende nun alles klarer für mich? Einiges zumindest schon, aber andererseits waren es doch plötzlich ziemlich viele Verwicklungen und Geschehnisse! Außerdem hatte man einige von den handelnden Personen gar nicht richtig kennen lernen können.

Aber was mich am Ende dann irgendwie zufrieden stimmte war, dass Julie zum Schluss so dieses "Blasse und Farblose" abgelegt hatte. Bei ihr wusste ich nie genau, wo sie hin will. Aber sie hat ihren Weg gefunden und dann eben sogar relativ geradlinig. Das hat mir gut gefallen.