Rezension

Knallharter Thriller mit einem Schuss History. Top-Tipp!

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen - Matthias Jösch

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen
von Matthias Jösch

»Unsere Geschichte ist alt …« Braulio sog geräuschvoll Luft ein. »Und du wirst sie fürchten, denn sie ist unheimlich.« Braulios Blick durchbohrte Yasuhiro, während er mit festem Griff die Handgelenke des Japaners packte. »Und wer sie verrät, der stirbt.«

 

 Bei ›Mammon‹ handelt es sich um den Debütroman von Matthias Jösch. Nach der Lektüre bin ich überzeugt davon, dass man von diesem Autor noch viel hören bzw. lesen wird. Denn Mammon ist ein besonderer Erstling mit einem starken Beginn:

 

In der Berliner Oper wird, während der Premiere von ›Don Giovanni‹ mitten im Zuschauerraum, ein Bankier erdolcht. Der Kriminologe, Mathematiker und Frauenschwarm Adrian von Zollern, der zufällig zusammen mit seinem grüblerischen Freund Sebastian Krix und dem Gerichtsmediziner Wallenschweder der Vorstellung beiwohnt, wird von Neugierde gepackt und beginnt in diesem Fall Nachforschungen anzustellen. Sebastian und dessen Schwester Violetta, mit der Adrian eine heiße Affäre hatte, helfen ihm dabei.

Die Mordwaffe scheint ein Wurfmesser aus dem Spanien des 15. Jahrhunderts zu stammen, eine winzige Gravur auf der Unterseite des Griffs stellt einen Olivenzweig dar, das Wort ›EX‹ ist ebenfalls eingraviert. Doch ist das Messer wirklich echt? Bei der Recherche finden sie heraus, dass in den letzten Jahrhunderten immer wieder Morde mit einem derartigen Messer geschehen sind. Der einzige Unterschied ist jeweils das in das Messer eingravierte lateinische Wort. Adrian und seine Freunde versuchen diese Worte zu entschlüsseln und einen Satz daraus zu bilden, was ihnen anfangs gründlich misslingt. Doch bald schon kommen sie einer Verschwörung auf die Spur, die vor 500 Jahren ihren Anfang nahm und für Adrian und seine Freunde beginnt eine atemberaubende Jagd, die alle drei in große Gefahr bringt!

 

Der Autor verwebt kunstvoll mehrere Zeitebenen, Orte und Erzählstränge miteinander.

Es gibt drei Hauptstränge: Die laufenden „Ermittlungen“, die im Berlin der Gegenwart beginnen, wobei es sich hier um kein klassisches Ermittlerduo handelt. Es ist vielmehr so, dass die Hauptpersonen in die Geschichte gezogen werden und auf eigene Faust nachforschen.

Die historischen Rückblenden in das 15. Jahrhunderts, zu der Zeit als sich die herrschenden Kräfte des entstehenden Spanien in den christlichen Königreichen Kastilien und Aragon vereinten, und im Süden der Iberischen Halbinsel immer noch ein Stachel steckte: Die Araber, die 711 in das Land eingefallen waren und das Land beherrschten.

Und der Erzählebene in New York, wobei die Zeit hier nicht eindeutig angegeben ist (vor einiger Zeit), in der Braulio Ostrogon dem IT Leiter Yasuhiro Atakamo (der ihn eigentlich hasst aber nicht von ihm los kommt, da ihm Braulio einmal Geld gegeben hat, damit Atakamo seine Spielschulden bezahlen konnte.) seine Familiengeschichte erzählt.

Schauplätze des Thrillers sind Berlin, Spanien, Italien, New York und der brasilianische Regenwald?

 

Die Erzählsprache passt sich immer der jeweiligen Zeit und dem kulturellen Hintergrund der Personen bzw. dem Milieu an.

Die Perspektiven, Szenen und Zeiten wechseln zwar häufig, bleiben jedoch überschaubar und nachvollziehbar.

 

Vor allem durch die rasante Reise durch verschieden Epochen und Länder ist Mammon ein komplexer Roman, der den leser fordert. Er eignet sich deshalb nicht als Zwischendurch-Lektüre oder Berieselung vor dem Einschlafen, denn sonst kann es passieren, dass man dem Inhalt nicht mehr folgen kann. Am besten lässt man daher auch nicht allzuviel Zeit zwischen den einzelnen Leseetappen vertreichen. Aber wenn man einmal mit dem Buch begonnen hat, will man es ohnehin nicht mehr aus der Hand legen.

 

Mammon ist vor allem ein Thriller aber auch ein historischer Krimi. Es ist außerdem eine Geschichte über Loyalität, Freundschaft, Familie, Schuld, Rache, Sühne und den ewigen Kampf von Gut gegen Böse, wobei Jösch es versteht aufzuzeigen, wie dünn die Grenzen verlaufen, bzw. wie schnell etwas ›gut Gemeintes‹ in etwas Dunkles abgleiten kann.

 

Matthias Jösch Schreibtil ist packend, mitreißend, komplex aber dennoch nicht allzu schwer zu lesen. Die Dialoge sind teils schwungvoll, teils getragen und episch, je nach Zeit und Ort.

Seine Figuren sind hervorragend plastisch und interessant gezeichnet, agieren stets glaubhaft und ihrem Charakter entsprechend. Zudem sind alle drei Protagonisten wunderbare Identifikationsfiguren, da sie sehr sympathisch sind. Die Bösewichte sind ebenfalls eindrucksvoll beschrieben, der Leser kann sogar teilweise verstehen, warum sie so geworden sind. Auch den Nebenfiguren gibt der Autor ausreichend Raum zu Entfaltung und Aktion, sodaß nie nur an der Oberfläche gekratzt wird. Das führt dazu, dass man sich als Leser stets gut einfühlen kann und somit von den Ereignissen mitgerissen wird und bei den Abenteuern der Protagonisten bis zum fulminanten Showdown wach und aufmerksam mitfiebert. Der Plot ist sehr gut aufgebaut, der Spannungsbogen bleibt konstant auf hohem Niveau, die Geschichte ist überzeugend und die logische Auflösung ebenso.

Dieser Action-Thriller lässt keine Wünsche offen.

 

Loben möchte ich noch die ausgezeichnete Covergestaltung, die wundervoll zum Buch passt, die geheimnisvolle Geschichte unterstreicht und sofort Lust auf die unterhaltsame und kurzweilige Lektüre macht.

 

Fazit: ›Mammon‹ ist ein rasanter, packender, informativer und vor allem kluger Historien-Thriller, den man uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Von mir gibt es daher 5 Sterne und eine klare Kauf- und Leseempfehlung. Prädikat: Sehr Lesenswert!

Matthias Jösch ist ein neuer, vielversprechender und intelligenter Autor, den man sich merken sollte.