Rezension

Ein wunderbarer, neuer Blick auf Hannah Arendt!

Ich selbst, auch ich tanze - Hannah Arendt

Ich selbst, auch ich tanze
von Hannah Arendt

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Frau, die dichtend denkt, ist Hannah Arendt definitiv.
Sie vereint Erzähltraditionen, Geschichtsschreibung und Poesie in ihrem Werk, angeleitet von Vorbildern wie Martin Heidegger und Hermann Broch [denen sie beiden durch Gedichte und Biografien Denkmäler gesetzt hat].
Hannah Arendt reagiert auf Verluste, Liebesschmerz, die Ermordung der Juden, dahingehend ist dieser Gedichtband natürlich von Negativvokabular dominiert. Sowohl romantische als auch klassische Elemente [die von einer Bewunderung von Goethe/Schiller herrühren] als auch volksliedhafte Anteile vermischen sich mit strengen Reimkonventionen oder treten in freien, Versen aber durchaus in komponierten Strophen auf.
Mir gefiel dieser Gedichtband sehr gut.
Natürlich gefiel mir nicht jedes einzelne Gedicht.
Leider "doppelten" sich 2 Gedichte, um auf eine frühere und spätere Phase der Bearbeitung hinzuweisen [das hätte für mich lediglich in den Editorischen Bereich gehört].
Für 20,00€ bekommt man also:
- Ein gebundenes schmales Bändchen mit Schutzumschlag
- 71 Gedichte [durchnummeriert, oftmals Ohne Titel]
- ein hübsches Lesebändchen
- ein Essay über Arendts Dichtung [25 Seiten]
- Editorische Notizen mit Hinweisen auf Ersten/Zweiten Druck, Erstveröffentlichung, Hinweise auf Widmungen und Veränderungen der Gedichte
Als Gesamtwerk macht es dieses Werk also möglich, es durchaus für Studienzwecke zu nutzen, aber auch mir im Privaten machte es große Freude, mehr über Hannah Arendt zu erfahren und wie sie über [ihre] Dichtung dachte und in welchen Traditionen sie schreibt.
(: Eine Empfehlung!