Rezension

Ermutigendes Buch, welches mir persönlich zu aufdringlich erschien

Der Angst keine Chance - Christine Caine

Der Angst keine Chance
von Christine Caine

Inhalt:

In diesem Buch gibt die Autorin Christine Caine dem Leser mit auf dem Weg, wie er es mit Hilfe des Glaubens an Gott schaffen kann, ein Leben frei von Furcht zu führen. Sie berichtet von ihrem eigenen Leben und ihrer Unterstützung für die Frauen, die sich durch Menschenhandel in der Zwangsprostitution befinden. Anders als man durch den Titel glauben mag, gibt sie dem Leser keine Hilfestellungen dabei, wie er ein Leben ohne Furcht führen kann, sondern berichtet lediglich aus ihrem eigenen Leben und fordert den Leser auf ebenfalls Menschen in Not zu helfen.

Meine Meinung:

Das Buch „Der Angst keine Chance“ ist in vier Kapitel aufgeteilt: „Gott kennt meinen Namen“, „Gott kennt meinen Schmerz“, „Gott kennt meine Angst“und „Gott kennt meine Bestimmung“. Allerdings empfand ich den Übergang von zweiten zum dritten Kapitel als nicht gelungen. Zunächst erzählt sie in den ersten beiden Kapiteln von ihrer bewegten Vergangenheit und gibt dem Leser eine (viel zu pauschalisierte) Verhaltens-Anleitung mit auf den Weg, was man tun kann um nicht von seinen Enttäuschungen übermannt zu werden: Liebe der Familie, Gemeinde und Freunde annehmen.
„Anstatt mich in den Gefühlen zu suhlen, die mich immer mehr fertig machten, konnte ich mich auf das konzentrieren, was gut war.“ (S. 93)
Im dritten Kapitel berichtet sie (für mich als Leser ein wenig zu plötzlich) von der Aufgabe eines jeden Menschen, anderen zu helfen. Wir sollen keine Angst davor haben, dass wir vielleicht nicht gut genug sind oder zu wenig Zeit haben um uns um andere Menschen zu kümmern. Aber wir sollen auch keine Angst davor haben, dass diese fremden Menschen vielleicht nicht gut sind. Wie man diese Angst bezwingen kann, bietet sie leider nicht an – genauso wenig wie sie die Frage betrachtet, ob vielleicht etwas an der Sorge dran sein könnte. Ohne Wenn und Aber fordert die Autorin den Leser auf in Gottes Name zu arbeiten um ein erfülltes Leben leben zu können. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der gleichen Thematik: Der gläubige Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen um die Not anderer zu erkennen und ihnen zu helfen.

Ein wenig schade fand ich beim Lesen, dass die Autorin Geschichten, die sie angesprochen hat, nicht zu Ende geführt hat. Sie berichtet auf einigen Seiten von Frauen im Menschenhandel und mir stellt sich die Frage „Was ist aus ihnen geworden?“. Sie erzählt, dass sie als Kind über mehr als 12 Jahre von verschiedenen Männern missbraucht wird und ich frage mich „Haben die Eltern nichts gemerkt? Wer waren die Männer?“ Sie thematisiert die Fehlgeburt ihres Kindes und im nächsten Kapitel berichtet sie von ihren zwei wunderbaren Töchtern – „Was ist passiert? Wie waren ihre Gedanken zum Thema Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt?“ Dies ist ein Aspekt, der mir beim Lesen mehrfach aufgefallen ist. Ich glaube, dass die Autorin viel erzählen möchte und sich deshalb ein wenig in ihren verschiedenen Geschichten verrennt.

Gut dagegen finde ich, dass sie zunächst immer von ihrer eigenen Leidensgeschichte erzählt, dann anhand verschiedener Beispiele andere mögliche Unglücksfälle aufzeichnet um danach Hilfestellungen durch Gottaufzuführen. In diesen Beispielen kann sich jeder wiederfinden, sodass eine Identifikation gut möglich ist und jeder sich direkt angesprochen fühlen kann.
Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen, weil er sehr locker ist und man beim Lesen das Gefühl bekommt, dass man nicht ein Buch liest sondern einer Frau zuhört, die ihre Überzeugungen vertritt.
Allerdings ist dies ein Punkt, der mich beim Lesen zunehmend gestört hat: Bis zur Hälfte des Buches erzählt Christine Caine, wie ihr der Glaube an Gott geholfen hat, ihr Leben trotz all der unglücklichen Zustände ihrer Vergangenheit zu leben. Doch ab dem dritten Kapitel beginnt sie dem Leserleichte Vorhaltungen zu machen und ein Bibelzitat an das nächste zu reihen um ihn zu überzeugen, dass er sich für andere Menschen einsetzt um ein christliches Leben zu führen. Diese haben mir zum Teil auch gefallen:„Umsonst habt ihr alles bekommen, umsonst sollt ihr es weitergeben“ (S. 217) und animieren ein wenig zum Helfen. Doch dann erzählt sie wieder und wieder, dass Gott allen Menschen hilft - solange sie an ihn glauben, er mit ihr spricht (er erzählt ihr, dass die Kassiererin einen Schwangerschaftsabbruch plant und sie sie durch ein angebotenes Gespräch davon abhalten kann) und sie lediglich beten muss um Menschen das Leben zu retten. Diese und ähnliche Aussagen haben mich als Leser jedoch geärgert, was zu einem gewissen Unwillen geführt hat, weiter die Meinung der Autorin zu lesen.

Fazit:

Alles in allem kann ich sagen, dass mir die erste Hälfte des Buches „Der Angst keine Chance“ von Christina Caine sehr gut gefallen hat. Doch die zweite Hälfte war zwar grundsätzlich sehr interessant, jedoch habe ich mich als Leser wie bei einer Veranstaltung gefühlt, wo mir jemand seinen Glauben unbedingt aufzwingen will und für mich unglaubwürdige Geschichten erzählt. Dies hat meine Lesefreude um einiges getrübt. 
Zusammenfassend möchte ich das Buch jedoch unter dem Gesichtspunktweiterempfehlen, dass es aufschlussreich über den Menschenhandel ist und man viel über den Glauben einer Frau erfährt, die nicht immer ein leichtes Leben hatte. Außerdem ermutigt das Buch dazu Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen. Von mir bekommt das Buch jedoch aufgrund der genannten Gesichtspunkte nur 3 von 5 Sternen.